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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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dem ganzen Gerödel, von denen ich Ihnen erzählt habe, Meister.« Der Obdachlose zeigte auf die leere Hand. »Jetzt Sie.«
    Lackmann legte bereitwillig einen Fünfer darauf. »Ist Ihnen noch was eingefallen?«
    »Nee. Mir nicht. Aber«, Kurti grinste spitzbübisch, »sie sind gesehen worden. Von Schorsch. Und sie hatten wieder die ganze Staffage dabei.« Er sah auf den Schein. »Schorsch will übrigens einen Zehner. Dann darf ich es rausgeben.«
    »Was rausgeben?«
    »Na, was die verloren haben.«
    Lackmann blinzelte auf den Obdachlosen nieder. Vor ihm konnte die beste, wichtigste und einzige Spur zu dem Bildermörder stehen. Für 15 Euro. Er suchte zwei Zehner raus und legte sie dazu. Was immer es war, er brauchte den Gegenstand. »Bitte sehr.«
    »Oh! Das ist großzügig, Kommissar! Danke!« Sangria-Kurti steckte die Scheine einfach am Bund vorbei in die Unterhose, um sie vor Diebstahl zu sichern. Mit der gleichen Hand langte er in die Tasche seiner zerschlissenen Jacke und hielt eine ramponierte, schwer lesbare Visitenkarte in der Hand. »Die hat Schorsch gefunden.«
    »Wo hat er sie gefunden?«
    »In dem Haus, in dem sie waren.« Kurti nannte ihm die Adresse, die Lackmann auf Anhieb nichts sagte. Kein Bereich der Stadt, in dem er sich öfter aufhielt.
    Lackmann nahm den bedruckten Karton, der unter Schmutz, Wasser und Schuhsohlen gelitten hatte. Das Aufweichen und Trocknen war dem Material nicht bekommen. Schwach waren Buchstaben darauf zu erkennen. Es war nicht gesagt, dass die Karte von dem Pärchen stammte, sie lag lediglich im gleichen Haus. »Danke.« Er gab dem Obdachlosen die Hand. »Sag Schorsch bitte, dass er sich vom Haus fernhalten soll.«
    »Also nicht reingehen und nachschauen, was die so machen?« Kurti hatte sich bereits als Hilfspolizist gesehen.
    »Nein. Ich übernehme das.« Er verabschiedete sich und kehrte ins Büro zurück.
    Am Tisch rieb er vorsichtig an der Karte, um den gröbsten Schmutz zu entfernen; dabei überlegte er, was er mit den Informationen anstellen sollte.
    Er hatte eine Adresse, die es noch zu prüfen galt.
    Er hatte die ungenaue Beschreibung des Pärchens, das sich öfter an einem Tatort aufgehalten hatte.
    Und er hatte seine Überzeugung, dass sie mit dem Täter zusammenarbeiteten.
    Vernünftig wäre es, zum Präsidenten zu gehen und ihm zu erklären, dass er möglicherweise das neue Täterhaus gefunden hatte.
    Aber da er nicht zur SoKo gehörte, würden sich die neuen BKA-Gestalten bei ihm höchstens bedanken und ihn vom weiteren Vorgehen ausschließen.
    Das wollte Lackmann nicht.
    Es gab ja noch seinen Verbündeten. Mit ihm würde er sich das Haus näher anschauen und danach entscheiden, was zu tun war. Löwenstein konnte auch seine Ideen und seine Meinung dazu beisteuern. Er hatte in dessen grünen Augen deutlich gelesen, dass er wenig Interesse an einem lebenden Mörder hatte.
    Verständlich.
    Aber für ihn als Kommissar war das nicht tolerierbar.
    Lackmann kratzte einen besonders fest haftenden Schmutzplacken behutsam ab und legte Buchstabe um Buchstabe frei.
    Das Feld mit der Adresse war nicht mehr zu retten, ebenso die genaue Nummer. Die Vorwahl gehörte zu Leipzig, danach waren noch zwei Ziffern zu erkennen.
    Doch die Großbuchstaben in der Mitte der Karte meinten es gut mit ihm, auch wenn er es zuerst nicht glauben wollte. Zwar fehlten zwei Buchstaben, doch sie ließen sich ganz einfach mit Wissen ergänzen.
    Lackmann sah auf den Karton:

    A_S MORIEND_
    ***

Kapitel 17
    Leipzig, Südbereich, 19. Dezember
    L ackmann lief auf den Hof des Ars Moriendi, das in der Nähe des Südfriedhofs lag. Er war mit der Tram gekommen. Ohne gültigen Führerschein wollte er seinen Wagen nicht benutzen, auch der Umgebung zuliebe. Ein Unfall, nein danke.
    Lackmann blickte zur Sonne hoch; er mochte dieses Wetter nicht besonders. Es glich eher dem Spätherbst als dem Winter, und wer einen Mantel trug wie er, transpirierte zwangsläufig. Nur weil er dünn und lang war, bedeutete es nicht, dass er niemals schwitzte. Dabei hasste er es, zu schwitzen. Es konnte auch am Alkohol liegen, dass ihm die Brühe aus allen Poren rann und seine Haare fettig aussehen ließ.
    Langsam ging Lackmann auf den Eingang zu, durch den eben schwarzgekleidete Angehörige schniefend und weinend schritten, sich stützten und Taschentücher unter die Nase und vor den Mund pressten.
    Es erinnerte ihn an seinen eigenen angeschlagenen Zustand, und er nahm den Flachmann heraus. Ein kleiner Schluck Wodka, und die

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