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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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eine nette Kollegin, die als Springer arbeitete und zwischen den Dezernaten wechselte, wo gerade Not an der Frau war. Obwohl sie seit ihrer Kindheit in Deutschland lebte, hatte sie sich ihren osteuropäischen Akzent erhalten. Sie war hübsch, hatte halblange schwarze Haare und drei Kinder, soweit er wusste, was sich kaum auf ihre Figur ausgewirkt hatte.
    »Ja, Frau Gabor?« Er stellte sich auf die Schwelle.
    »Nee, richtig rein.« Sie winkte ihn zu sich und sah verschwörerisch aus.
    Er tat ihr den Gefallen. »Besser?«
    Gabor lächelte. »Herr Lackmann, ich wollte mich nur erkundigen, wie es Ihnen geht. Ich mochte Ihren Kollegen, wissen Sie?!«
    Anteilnahme? Wie konnte das geschehen? Dann tat ihm der sarkastische Gedanke gleich wieder leid. »Ach, danke. Nicht so gut. Aber die SoKo Bildermorde hat ihre eigenen Probleme, wie ich hörte?«
    Gabor sah ihn niedergeschlagen an. »Ja, schrecklich, schrecklich! Immer wenn man denkt, es kommt nicht mehr schlimmer, lässt er sich was Neues einfallen.« Ihr Blick veränderte sich, wurde weicher. »Herr Lackmann, wenn Sie sprechen wollen … ohne einen psychologischen Hintergrund … rufen Sie mich an, in Ordnung?«
    Jetzt wusste er gar nicht mehr, was er sagen sollte, und nickte nur.
    Sein Handy vibrierte. Die Zentrale.
    Sofort wurde ihm schlecht. Seine größte Angst war, dass der Bildermörder ihn als Nachfolger von Rhode auserkoren hatte. Er wollte nicht Ansprechpartner des Wahnsinnigen sein. »Ja?« Er winkte Gabor und ging auf den Flur.
    »Herr Kommissar, am Eingang steht … Sangria-Kurti. Er meint, er hätte Ihnen noch was zu sagen.«
    »Ich komme.« Lackmann eilte los, zu den Treppen und hinunter ins Erdgeschoss. Es wäre zu schön, wenn dem Obdachlosen ein vergessenes Detail eingefallen sein könnte. Andererseits erfand Kurti gerne mal was, um ein Scheinchen als Dankeschön zu kassieren.
    Lackmann hatte Sherlock Holmes nie gemocht, weil ihm der Mann zu brillant war.
    Bei allem Respekt vor dessen Leistungen fand er es schlicht unglaubwürdig. Aber zwei Sachen stimmten: 1. Die Wahrheit erschien gelegentlich als unrealistischste Variante von allen Möglichkeiten und traf doch zu; 2. Man brauchte Augen und Ohren in der Stadt, um alles zu erfahren, sofern notwendig. Filtern konnte man immer noch.
    Wo Sherlock Holmes ein Rudel Straßenkinder ausgesandt hatte, hielt Lackmann gute Kontakte zu Obdachlosen. Die Punks ließen sich nicht dazu herab, mit der Obrigkeit zusammenzuarbeiten, weil sie mal wieder den Scheißstaat und die Bullenschweine ablehnten, auch wenn sie gelegentlich den Arsch von beiden gerettet bekamen.
    Doch Sangria-Kurti und seine Kumpels sowie ein halbes Dutzend anderer Gestrandeter versorgten ihn mit Gerüchten, Beobachtungen und Vermutungen. Das half gelegentlich mehr als Videokameras.
    Lackmann hatte den Warteraum erreicht, in dem der Obdachlose saß. Das Odeur von schmutzigen Kleidern, Buttersäure und Sangria hing schwer in der Luft. »Hallo, Kurti«, grüßte er und hielt die Tür geöffnet. »Lass uns draußen reden.«
    »Ist gut.« Der Mann erhob sich und kam auf ihn zu, seinen Geruch wie eine Bugwelle vor sich herschiebend. Sein Bart war vom Rotwein gefärbt. »Ich wollte eigentlich anrufen«, erklärte er, »aber mir haben sie das Kleingeld geklaut.«
    »Bist du hierher gelaufen?«
    »Ja. Das Wetter war schön.« Sangria-Kurti lächelte und zeigte Zähne, die erstaunlich gut aussahen, wenn man von der Färbung durch den billigen Rotwein absah. Nicht jedes Klischee über Obdachlose stimmte.
    Sie gelangten auf die Straße und stellten sich einige Meter weg vom Eingang auf die andere Seite unter die Bäume, wo Kurti seinen Handkarren abgestellt hatte; auf ihm stapelten sich Plastiksäcke, in denen er Leergut sammelte, um sich ein paar Cent zu verdienen. Er hatte sie nur deswegen aus den Augen gelassen, weil niemand vor einer kameraüberwachten Polizeidienststelle etwas stehlen würde. Dazu kam ein fleckiger Schlafsack, nicht weniger fleckige Decken und ein Beutel, in dem er seine Toilettenartikel aufbewahrte, wie Lackmann wusste: Zahnbürste und Creme.
    »Herr Kommissar, ich habe was!«, verkündete er stolz und hielt die Hand auf.
    Lackmann lachte freundlich. »Ja, ich auch. Aber erst, wenn ich höre, was es Neues gibt.«
    »Anzahlung?« Er rieb die Finger gegeneinander.
    »Ebenso?«
    Kurti grinste und sagte genießerisch: »Das Pärchen.«
    Lackmann verstand es nicht. »Das Pärchen? Was für ein Pärchen?«
    »Die öfter in der Halle waren, mit

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