Totenblick: Thriller (German Edition)
einer gezischten russischen Schimpfkanonade.
Er umrundete sie seelenruhig und verließ das Haus.
Mit solchen Frauen konnte er nichts anfangen. Zu viel Falschheit, an Körper und Geist.
***
Kapitel 9
Leipzig, Südleipzig, 26. November
R hode sichtete die Informationen, die sie nach Auswertung von Anke Schwedts Smartphone gewonnen hatten. Die SpuSis fanden es bei ihr zu Hause in einer Couchritze, sonst hätte es der Täter sicherlich mitgenommen, um seine Beweise oberflächlich zu verwischen. Aber sie hätten immer noch die zentral gespeicherten Daten gehabt. Ihr Laptop dagegen fehlte.
Es waren mehrere SMS bei ihr eingegangen mit unterdrückter Nummer, die sich zurückverfolgen ließen. Die junge Kommissarin hatte sie zudem gelöscht, aber sie wurden von den Spezialisten rekonstruiert. Als Polizei hatte man mehr Möglichkeiten als normale Handybenutzer.
SMS 1: Hallo, Schlampe. Ich wünsche dir einen schöhnen Tag! Wir sehen uns bald.
SMS 2: Na, Schlampe? Schohn einen Neuen? Wir sehen uns bald!
SMS 3: Hey, Schlampe! Alles schöhn bei dir? Du kommst ja gerade gross raus! Wir sehen uns bald!!
SMS 4: So, Schlampe! Wir sehen uns BALD!!!! GANZ FEST VERSPROCHEN!!!!!
Als Besitzer des Smartphones ermittelten sie einen Gunther Sterz, 31 Jahre, gelernter Industrieelektroniker. Eine Streife fuhr zu seinem letzten Wohnort, traf aber niemanden an. Auf der Arbeit war er krankgemeldet.
Rhode nahm den Auszug aus dem Strafregister zur Hand.
Sterz war über die Jahre hinweg immer wieder wegen mehrfacher Körperverletzung angezeigt, aber nie verurteilt worden. Aus Mangel an Beweisen oder wegen widersprüchlicher Zeugenaussagen.
Es gab also eine vorhandene Gewaltbereitschaft. Jemand, dem man einen Mord durchaus zutraute. Die vier SMS konnte man als Drohung interpretieren. Witzig fand sie Rhode zumindest nicht. Dass Sterz sich dazu nicht meldete und unauffindbar schien, sprach gegen ihn.
Er erinnerte sich genau, welches Gesicht sie gemacht hatte, als die hässlichen Kurznachrichten reinkamen.
Dabei hatte er Freddy zu Unrecht verdächtigt, sie unglücklich zu machen. Der Freund brach bei der Nachricht von ihrem Tod vor Rhode zusammen, und zwar so, wie es dem Kommissar selbst beim Anblick ihrer Leiche ergangen war. Seine innere Stimme sagte ihm, dass es nicht den Hauch eines Verdachtes gab, zumal Freddy ein Alibi hatte.
Somit blieb der unauffindbare Ex-Freund Sterz als mutmaßlicher Mörder. Das Gesicht des Verdächtigen war ihm sofort bekannt vorgekommen. Schwedt hatte ihn einmal zum Kegeln mitgebracht.
»Oder hat ihn der Bildermörder geschnappt?«, murmelte er und konnte sich nicht davon freisprechen, dass er sich bei der Vorstellung freute. Endlich käme einem sadistischen Mörder eine sinnvolle Aufgabe zu. Auch der Gedanke reute ihn nicht.
Lackmann trat ins Zimmer, ohne anzuklopfen. Zusammen mit der Kräuterschnapsfahne trug er die Tageszeitung herein und legte sie ihm kommentarlos auf den Arbeitstisch.
Der Aufmacher war natürlich der Mord an »Anke S.«, die als Ermittlerin der SoKo Bildermorde geoutet wurde.
Es gab zum Glück nicht viele Einzelheiten, weil er der Pressestelle einen Maulkorb verpasst hatte, aber dbs mutmaßte aufgrund des Fundortes, ob der verrückte Täter hinter dem Tod der Polizistin steckte. Zumindest wusste die Reporterin, dass es sich um ein Filmset handelte, in dem Anke Schwedt gefunden wurde. Jemand hatte ihr die Infos zugetragen.
Rhode fühlte sich ohnmächtig und hilflos. Es passte, dass der worry stone, den er verloren hatte, nicht mehr auftauchte. Der Squashball musste als Ersatz in seiner Tasche herhalten.
Er las weiter.
Im Artikel war auch die Rede vom Fluch des Totenblicks, dem bereits mehrere Polizisten zum Opfer gefallen waren; in einem Infokästchen standen deren Namen, mit der Art des Todes und Datum. Geschmacklos und widerlich. Bei der Jagd um Auflagenzahlen ging die freie Reporterin buchstäblich über Leichen. Die Grenzen der Pietät waren überschritten. Das hatte nichts mehr mit Journalismus, sondern nur noch mit Sensationsgeilheit zu tun.
Rhode nahm an, dass die Meldung über Ankes Ermordung im Laufe des Tages auch im Fernsehen zu sehen sein würde. »Lackmann, ich will mit Baum-Schmidtke sprechen und wissen, was sie sich …«
Sein Diensttelefon klingelte, es war die Zentrale.
Er nahm den Anruf entgegen. »Ja?«
»Herr Kriminalhauptkommissar, ich glaube, es ist der Bildermörder«, sagte der Mann von der Vermittlung. »Ich habe eine Fangschaltung bereits
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