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Totenblüte

Totenblüte

Titel: Totenblüte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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wanderte wieder zu dem Buch zurück. «Was müssen Sie denn machen?»
    «Ich will ganz genau wissen, wo alle sind», sagte Vera. «Die Leute, die anwesend waren, als Lilys Leiche gefunden wurde. Was treiben die alle heute?»
    «Felicity Calvert ist zu Hause. Ich hatte mich kurz im Gartenhaus umgesehen, nur um sicherzugehen, dass das Mädchen nicht dort festgehalten wird. Den Vormittag über war Felicity in Morpeth. Zum Einkaufen, sagt sie, nur hatsie dann doch nichts gekauft. Und es hat sie auch kein Mensch gesehen. Der einzige Beweis, dass sie dort war, ist ein Parkschein von einem Parkplatz in der Stadtmitte. Calvert habe ich an der Uni zu erreichen versucht. Er treibt sich da irgendwo rum. Zumindest sagt seine Sekretärin, er hätte sich am Morgen angemeldet, dann aber zu irgendeiner Besprechung gemusst, die vermutlich den ganzen Tag dauert. Sie hat versprochen, ihn ausfindig zu machen und ihm zu sagen, er soll mich zurückrufen, was er allerdings noch nicht getan hat. Und Clive Stringer ist bei der Arbeit. Ich habe ihn vorhin im Museum angerufen.»
    «Ist er immer noch dort?»
    «Davon gehe ich mal aus. Es ist noch nicht lange her, dass ich ihn angerufen habe. Gary Wright ist zu Hause in North Shields. Er muss erst heute Abend zur Arbeit. Einer der Kollegen vor Ort hat bei ihm vorbeigeschaut.»
    «War er auch in der Wohnung?»
    «Das weiß ich nicht. Ich habe ihn nicht gefragt.»
    «Ich gehe mir mal Wrights Wohnung ansehen», sagte Vera. Sie wusste zwar, dass es vermutlich Zeitverschwendung sein würde, aber sie war einfach viel zu unruhig, um im Büro herumzusitzen und darauf zu warten, dass das Telefon klingelte. Sie stellte sich vor, dass Laura Armstrong in dem Zimmer eingesperrt wäre, wo sie mit Wright geplaudert und Bier getrunken hatte. Selbst wenn das Mädchen es irgendwie auf den Balkon hinaus schaffte und um Hilfe rief – würde sie dann wohl jemand hören? «Und Parr? Wo ist der?»
    «Das weiß niemand. Er hat sich den Tag freigenommen. Offenbar hat er das erst gestern so vereinbart. Zu Hause in Morpeth ist er aber nicht.»
    «Ich will wissen, wo er ist.»
    Ashworth nickte. «Soll ich vielleicht die Geschichte fertiglesen? Ich will heute möglichst nicht zu weit von zu Hause weg. Sarah hatte Schmerzen in der Nacht. Kann sein, dass das Baby kommt.»
    Das war es also, dachte Vera. Er war keineswegs auf ihrer Seite, er brauchte nur eine Entschuldigung, um im Büro bleiben zu können. Sie wollte schon eine bissige Bemerkung machen, dachte sich dann aber, dass es die Mühe nicht wert war. Was spielten Bürostreitigkeiten für eine Rolle, wenn Laura verschwunden war?
    «Bleiben Sie ruhig hier», sagte sie. «Und rufen Sie mich an, wenn Sie mit der Geschichte durch sind. Oder auch vorher, falls Ihnen sonst was auffällt.» Ashworth nickte, und Vera nahm ihre Tasche und verließ das Büro. Er war schon ganz vertieft in das Buch.
    Erst auf dem Parkplatz fiel Vera wieder ein, dass sie gar nicht in den Bericht des Untersuchungsrichters zum Tod von Claire Parr hineingeschaut hatte. Sie kehrte noch einmal um, würdigte Ashworth, der es sich auf ihrem Schreibtischstuhl gemütlich gemacht hatte, keines weiteren Blickes, und wühlte in dem Stapel Unterlagen auf dem Schreibtisch, bis sie gefunden hatte, was sie suchte.
    «Ach du lieber Himmel», sagte sie. «Parrs Frau. Sie hat sich tatsächlich die Pulsadern aufgeschnitten. Aber sie lag dabei in der Badewanne. Und Parr hat sie gefunden.»

KAPITEL EINUNDVIERZIG 
    Gary Wright hielt ein Sandwich in der Hand, als er öffnete, und Vera dachte sich, dass sie eigentlich halb verhungert sein müsste. Komischerweise war sie das aber nicht. Allein von dem Gedanken an Essen wurde ihr fast übel.
    «Was soll das eigentlich alles?» Er trat einen Schritt zur Seite, um sie in die Wohnung zu lassen. «Heute früh war schon einer von Ihren Leuten hier, der mir aber nicht sagen wollte, was los ist.» Im Hintergrund lief Musik. Vera hatte nicht viel für Musik übrig. Hin und wieder hatte sie mal ein Lied im Kopf, das machte sie dann ganz sentimental. Meistens war es irgendeine Melodie aus ihrer Kindheit. Aber die meiste Zeit empfand sie Musik nur als unwillkommene Ablenkung.
    «Könnten Sie das vielleicht ausschalten?»
    Gary drehte an einem Knopf, und die Musik verstummte. Sie standen beide mitten im Zimmer. «Möchten Sie einen Kaffee?», fragte er. Dann schien ihm ihr letzter Besuch wieder einzufallen. «Oder ein Bier?»
    «Sie haben also nichts von Julie gehört?»
    «Heute

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