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Totenblüte

Totenblüte

Titel: Totenblüte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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auch sonst nicht trocken oder welk.»
    «Waren welche darunter, die Sie auch in Ihrem eigenen Garten haben? Vielleicht könnten Sie sie uns ja zeigen. Natürlich könnten wir auch in einem Buch nachschlagen, aber das ist doch nicht dasselbe. Außerdem erinnern Sie sich dann vielleicht besser.»
    «Ich weiß es nicht», erwiderte er leichthin. «Man sollte es zwar nicht meinen, aber bei uns ist Felicity die Gärtnerin. Sie können aber jederzeit vorbeikommen und sich umschauen. Wann immer Sie wollen. Abends sind wir meist beide zu Hause.»
    «Und Sie sind sich nach wie vor ganz sicher, dass Sie uns nichts über Lily Marsh sagen können?»
    «Völlig sicher, Inspector. Sie sehen ja selbst, wie groß unsere Universität ist. Wir sind uns nie begegnet.»
    Es klopfte, und ein junger Mann steckte den Kopf zur Tür herein. «Sie wollten mich doch heute noch sprechen, Doktor Calvert. Passt es Ihnen gerade?»
    «Natürlich, Tim. Geben Sie mir noch eine Minute. Wenn das dann alles wäre, Inspector   …? So kurz vor Semesterende ist es immer recht hektisch. Ich muss mich um meine Studenten kümmern.»
    Für Veras Geschmack kam Peter Calvert diese Unterbrechung etwas zu gelegen. Sie traute ihm durchaus zu, das Studentengespräch vorab arrangiert zu haben, damit sich der Termin mit der Polizei nicht zu lang hinzog. Was natürlich noch nicht hieß, dass er etwas zu verbergen hatte. Vielleicht war er einfach nur ein arroganter Mistkerl, demseine Zeit zu schade war, um bei einer Mordermittlung zu helfen. Sie lächelte Calvert betont freundlich an und zog Ashworth mit sich aus dem Zimmer.
    Am anderen Ende des Flurs befand sich ein Großraumbüro, in dem drei Damen mittleren Alters vor ihren Rechnern saßen. Auf den Aktenregalen standen Topfpflanzen und Fotos diverser Enkelkinder. Die drei waren in ein Gespräch vertieft, das vermutlich nur sehr wenig mit Universitätsbelangen zu tun hatte, und Vera dachte sich, dass sie da wohl ein paar Menschen gefunden hatte, die ebenso viel Freude an Klatsch und Tratsch hatten wie sie. Sie klopfte an die offene Bürotür und ging hinein, während Ashworth draußen stehen blieb. Die drei Damen verstummten sofort, doch ihr Schweigen erschien Vera eher neugierig als feindselig.
    «Entschuldigen Sie die Störung, vielleicht können Sie mir ja weiterhelfen. Ich heiße Vera Stanhope und ermittele im Fall des Mordes an einer Ihrer Studentinnen.» Damit hatte sie die drei erwartungsgemäß sofort an der Angel: Das gab ihnen mehr als genug Gesprächsstoff bis zur Mittagspause. «Doktor Calvert hat sich bereit erklärt, uns fachmännisch zu beraten. Jetzt hat er aber gerade Sprechstunde, und ich möchte ihn nicht stören. Aber ich würde gern ein paar Daten abklären und sehen, wann er wieder Zeit hat. Vielleicht verwaltet ja eine von Ihnen zufällig seinen Terminkalender?»
    Eine stämmige, mütterliche Dame mit grauem Haar wedelte mit der Hand wie ein aufgeregtes Schulkind in der letzten Reihe, das die Antwort auf eine schwierige Frage weiß. «Da muss ich mich schuldig bekennen. Ich bin Marjorie. Marjorie Beckwith.»
    Vera strahlte sie an. «Er hält seine Termine doch sicher auf dem Rechner aktuell?»
    «Ja, ja, das sollte er», sagte Marjorie nachsichtig, «damit die Kollegen am Institut wissen, was er wann vorhat. Aber er hält sich nun mal nicht gern an die Regeln.» Damit griff sie in das Regal hinter sich und reichte Vera ein schwarz gebundenes Buch. So einfach war das. Vera ging an einen unbesetzten Tisch, setzte sich mit dem Rücken zum Zimmer und blätterte durch die Seiten. Am Tag von Lukes Ermordung hatte Peter Calvert morgens an einer Institutsbesprechung teilgenommen. Für fünf Uhr war ein Tutorium mit zwei Studenten eingetragen – keine Namen, nur Initialen   –, doch der Eintrag war doppelt durchgestrichen, und jemand hatte sorgfältig
Abgesagt
zwischen die beiden Striche geschrieben. Am Freitag danach – dem Tag, als Lily ermordet wurde – hatte er eine Verabredung zum Mittagessen. Kein Name. Einfach nur:
12   :   30   –   14   :   00   Mittagessen auswärts, nicht verfügbar
. Letzteres war vermutlich als Mitteilung an Marjorie gedacht. Ansonsten hatte er an jenem Freitag keine Termine gehabt. Vera blätterte zurück. Freitags waren immer anderthalb Stunden am Mittag geblockt.
    «Ich hätte ihn gern nächsten Freitag am Nachmittag gesprochen», sagte sie und schlug die noch leere Seite der folgenden Woche auf. «Termine stehen hier keine. Hat er irgendwelche

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