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Totenblüte

Totenblüte

Titel: Totenblüte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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ausschließen, glaube ich», meldete sich Joe zu Wort. «Wenn es so jemanden in der Familie gäbe, hätte Phyllis das doch mit Sicherheit erwähnt, um damit anzugeben.»
    «Und sonst haben die beiden Mädchen wahrscheinlich nichts weiter Sinnvolles getan?», fragte Vera. «Sie sind ihr nicht zufällig gefolgt, um zu sehen, wie er aussieht?»
    Holly grinste. «Nein. Sie haben kurz darüber nachgedacht, einen Tisch im selben Restaurant zu bestellen, aber letztlich sind es dann doch wohlerzogene Mädchen. Sie fanden es nicht richtig, ihr nachzuspionieren.»
    «Ich hasse wohlerzogene Mädchen», bemerkte Vera.
    «Ihre Kolleginnen aus der Boutique hatten da zum Glück weniger Skrupel.»
    Veras Mund verzog sich langsam zu einem Lächeln. Womöglich wurde ihr diese Holly doch noch sympathisch. «Und was haben Sie aus ihnen rausbekommen?»
    «Auch nichts Aufregendes», gab Holly zu. «Oder zumindest nichts richtig Brauchbares. Aber immerhin die Bestätigung, dass diese Treffen mit dem älteren Mann keinen familiären Hintergrund und auch nichts mit der Arbeit zu tun hatten. Mit den anderen Frauen im Laden hat sie auch ein bisschen offener gesprochen. Wahrscheinlich fühlte sie sich einfach wohler mit ihnen. Sie fand es zwar toll, mit zwei Südengländerinnen aus gutem Haus eine schicke Wohnung in Jesmond zu teilen, aber sie hatten doch sonst nicht viel gemeinsam.»
    «Nun sagen Sie schon.»
    Holly zog ein kleines Notizbuch hervor, dessen Seiten mit ihrer großen Schulmädchenschrift beschrieben waren. Die Streberin, die alles richtig machen wollte.
    «Vor etwa einem halben Jahr kam sie mit einem neuen Ring zur Arbeit. Ein Silberring mit einem Opal. Offensichtlich ein antikes Stück. Sie hat erzählt, er habe ihr den Ring geschenkt. Er hatte ihn ihr bei einem Ausflug nach York gekauft. Nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht   …»
    Vera fiel ihr ins Wort. «Hat sie gesagt, wie das Hotel hieß?»
    «Nein. Aber die eine konnte sich immerhin erinnern, was Lily davon erzählt hat. ‹Das Tolle, wenn man mit einem älteren Mann zusammen ist, ist ja, dass er einen gewissen Lebensstil pflegt.› Sie wollten natürlich wissen, wie alt er denn ist, aber das wollte sie ihnen nicht sagen. ‹Das würdet ihr eh nicht verstehen.› Die eine hat sie dann gefragt, ob er so alt ist, dass er ihr Vater sein könnte. Sie hat nichts darauf geantwortet, aber sie hat gelacht, da haben sie dann vermutet, dass es wohl so sein muss.»
    «Gesehen haben sie ihn aber nie?»
    «Nein. Wie gesagt, es war nichts richtig Brauchbares dabei.»
    «Oh, Herzchen, glauben Sie mir, da ist eine ganze Menge Brauchbares dabei. Als Allererstes brauchen wir den Ring. War er bei den Sachen, die das Durchsuchungsteam hergebracht hat, Charlie?»
    «Ich glaube nicht.»
    «Schauen Sie noch einmal nach. Ich kann mich zwar auch nicht erinnern, so ein Schmuckstück in der Wohnung gesehen zu haben, aber es muss ja dort gewesen sein. Anschließend kann sich jemand einen Tag in York amüsieren und die Antiquitätenläden und Juweliere dort abklappern. Falls der geheimnisvolle Liebhaber nicht in bar bezahlt hat, haben wir gute Chancen, ihn ausfindig zu machen. Und jemand anders soll die guten Hotels abtelefonieren.»
    «Liegt es denn nicht auf der Hand?», fragte Joe.
    «Was genau meinen Sie?», blaffte Vera ihn an.
    «Wir wissen doch von den beiden Studentinnen aus Peter Calverts Kurs, dass er eine Affäre mit einer jüngeren Frau hatte.»
    «Wir wissen, dass es so ein Gerücht gab», erwiderte sie. «Aber wir haben nichts Definitives und keine Beweise. Und selbst wenn das Gerücht stimmen sollte, gibt es wahrscheinlich eine nette Anzahl hübscher junger Studentinnen in Newcastle, zwischen denen er wählen kann. Es muss ja nicht unbedingt Lily Marsh gewesen sein.»
    Und außerdem, dachte sie, ist Peter Calvert keineswegs der einzige ältere Mann im Umkreis dieses Falls. Es gibt auch noch Samuel Parr. Lily besaß einen Benutzerausweis für die Northumberland Library, sie kann ihm gut dort begegnet sein. Und wenn ich zwischen Peter Calvert undSamuel Parr wählen müsste, wüsste ich ganz genau, wen ich nehmen würde. Auch der sorgfältig gestaltete Tatort passte sehr viel besser zu Parr. Doch diese Gedanken teilte Vera nicht mit ihrem Team. Sie behielt ihren Verdacht für sich. Ein kleines Privatvergnügen. Eine Möglichkeit, sie am Ende des Falls alle zu überraschen. Natürlich nur, wenn sie recht behielt.
    Sie merkte, dass die anderen sie ansahen und darauf warteten, dass sie

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