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Totenbraut (German Edition)

Totenbraut (German Edition)

Titel: Totenbraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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auf das Pferd und Matej schwang sich hinter mich auf Šarac’ Rücken. Er zuckte erschrocken zusammen, als der erste Schuss ertönte. Ich erhaschte noch einen Blick auf Danilos gehetzte Miene, dann preschten wir los.
    Jetzt wusste ich, warum Matej seinen Falben nach dem Streitross eines Helden benannt hatte! Šarac legte die Ohren an und wurde zum Pfeil. Obwohl er zwei Reiter trug, überholte er Vetar. Zweige peitschten über meine Stirn und ich duckte mich tief über die Mähne. Matejs Gewicht drückte schwer gegen meinen Rücken, und ich hörte, dass er einen leisen Fluch ausstieß. Hinter uns klang Vetars Hufschlag. Ein weiterer Schuss ließ mich aufschreien, dann lichtete sich der Wald und wir flogen über eine Wiese.
    Ich hatte längst die Zügel verloren und keine Möglichkeit, Šarac zu lenken. Der Falbe wählte seinen Weg allein und preschte eine Ewigkeit, wie mir schien, über Anhöhen und an einem Waldrand vorbei – direkt auf die Morava zu. Wasser spritzte unter seinen Hufen, dann klang dumpfer Hufschlag im Gras, dann klapperte Geröll. An dieser Stelle war ich noch nie gewesen, es war ein leicht erhöhtes Uferstück, Kies sammelte sich am Wasser, ein Stück weiter, unter einer Felsnase, schäumte das Wasser der Morava wie ein Schlund loch.
    Ich hätte nicht zum Wasser sehen dürfen. Dieser Augenblick, der meine Aufmerksamkeit gefangen nahm, kostete Matej und mich fast das Leben.
    Ich sah den grauen Schatten nur aus den Augenwinkeln. Der Wolf sprang uns lautlos an, gelbe Augen glänzten auf, ich sah ein Maul, das nach meinem bloßen Fuß schnappte, und entkam ihm nur, weil Šarac sich in diesem Moment erschrocken aufbäumte. Die Mähne glitt mir aus den Fingern, obwohl ich sie umklammerte. Matejs Arme lagen immer noch um meine Taille. Die Morava kippte zur Seite und der Boden sauste uns entgegen. In diesen Wimpernschlägen geronnener Zeit erhaschte ich einen Blick auf das gegenüberliegende Ufer. Ich hätte schwören können, dort die Gestalt meiner Schwester Bela zu sehen. Barfuß, im Nachtkleid. Ihr helles Haar wallte so langsam im Wind, als stünde sie unter Wasser.
    Der Aufprall drückte mir alle Luft aus der Lunge. Ein Huf stampfte direkt vor meiner Nase auf, dann sah ich Šarac nur noch davonstürmen und blickte in gelbe Augen.
    „Akay!“, schrie ich. „Zurück!“ Es genügte, um den Wolf verdutzt verharren zu lassen. Verwirrt von dem Befehl aus fremdem Mund wartete er ab. Jetzt, als ich ihn zum ersten Mal im Tageslicht sah, erkannte ich, was an ihm so ungewöhnlich war: Er war tatsächlich größer als ein Wolf, und seine Schnauze war breiter, die Beine kräftiger, aber er war kein Menschenwolf. Eher eine Mischung aus Wolf und einem besonders großen Hund. So einfach ist es? , dachte ich verblüfft.
    Ein anderer Hufschlag ertönte.
    „Danilo!“, schrie ich. Aber es war nicht Danilo. Sondern der Tod. In schwarzer Priesterrobe, auf dem ungesattelten, schwarzen Pferd, das er heute zu Saniyes Grab geführt hatte. In der Hand hielt er ein Gewehr.
    Yasar stieß einen Pfiff aus und sein Wolfshund duckte sich und kam zu ihm. Das Pferd tänzelte nervös, aber es brach nicht aus und ich konnte mir nicht erklären warum. Meine Hand glitt zum Gürtel – doch dann erinnerte ich mich, dass ich ihn ja selbst abgenommen hatte. Und mein Messer lag im Schwarzen Turm! Verzweiflung schnürte mir die Kehle zu. Wir waren völlig unbewaffnet!
    „Du bist mir noch eine Antwort schuldig“, knurrte Yasar.
    Matej stöhnte. Benommen setzte er sich auf und hielt sich den Kopf. Zitternd zog ich ihn hoch und stellte mich neben ihn. Yasar schnalzte mit der Zunge und trieb das Pferd auf uns zu. Schritt für Schritt wichen wir zurück. Fels schabte über meine Sohle und ich warf einen gehetzten Blick über die Schulter. Es gab keinen Ausweg. Hinter uns war nur noch die Morava. Und ich konnte nicht schwimmen.
    „Also?“, fragte Yasar und kniff die Augen zusammen.
    Matej stützte sich mit seinem ganzen Gewicht auf mich. Ich konnte spüren, wie schnell er atmete. Dann riss er sich plötzlich los und sprang vor.
    „Nein!“, schrie ich.
    Yasar hob nur das Gewehr, schoss aber nicht.
    Matej griff sich unter die Jacke und zog einen schwarzen Gegenstand hervor: Vampirs Kreuz mit den goldenen Kappen. „Das hast du doch gesucht, nicht wahr?“, keuchte er. „Lass sie gehen, dann gebe ich es dir!“
    Ein Lachen teilte Yasars Bart. „Hältst du mich wirklich für einen Popen?“, spottete er.
    Matej schluckte. Er war totenblass

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