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Totenbuch

Totenbuch

Titel: Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Spur«, fährt Poma, an Scarpetta gewandt, fort. »Also hat
der Täter sie mitgenommen. Aber warum? Als Souvenirs vielleicht? Doch da Sie
die Pediküre so wichtig finden, lassen Sie uns darüber reden. Gleich nach ihrer
Ankunft in New York war Drew in einem Schönheitssalon am Central Park South.
Das geht aus ihrer Kreditkartenrechnung hervor - genauer gesagt war es die
Kreditkarte ihres Vaters. Soweit ich informiert bin, war er sehr großzügig zu
ihr.«
    »Ich denke, es ist allgemein bekannt, dass sie
verwöhnt war«, wendet Benton ein.
    »Meiner Ansicht nach sollten wir mit solchen
Ausdrücken vorsichtig sein«, erwidert Scarpetta. »Sie hat ihr Geld ehrlich
verdient, sechs Stunden täglich trainiert und sich wirklich ins Zeug gelegt.
Schließlich hatte sie gerade den Family Circle Cup gewonnen, und man rechnete
ihr gute Siegeschancen im nächsten Turnier aus.«
    »Der Family Circle Cup wird doch dort ausgetragen,
wo Sie wohnen«, sagt Capitano Poma zu ihr. »In Charleston, South Carolina. Seltsam,
finden Sie nicht? Noch am selben Abend ist sie nach New York geflogen. Und von
dort aus hierher. Und dann das.« Er deutet auf die Fotos.
    »Ich wollte damit nur sagen, dass man sich mit Geld
keine Turniersiege kaufen kann und dass verwöhnte Menschen normalerweise
nicht so hart arbeiten wie Drew«, fügt Scarpetta hinzu.
    »Der Vater hat sie mit materiellen Dingen überhäuft,
aber keine Lust gehabt, sich um sie zu kümmern«, beharrt Benton. »Dasselbe gilt
für die Mutter.«
    »Ja, ja«, stimmt Poma zu. »Was sind das nur für
Eltern, die einer Sechzehnjährigen erlauben, mit zwei achtzehnjährigen Freundinnen
ins Ausland zu reisen? Insbesondere, da das junge Mädchen in letzter Zeit recht
launisch war und an Stimmungsschwankungen litt.«
    »Wenn ein Kind bockt, ist es oft leichter,
nachzugeben und sich die Debatten zu sparen«, sagt Scarpetta und muss dabei an
ihre Nichte Lucy denken. Mein Gott, wie sie sich in Lucys Kindheit und
Teenagerzeit gestritten haben! »Was ist mit ihrem Trainer? Wissen wir etwas
über diese Beziehung?«
    »Er heißt Gianni Lupano. Ich habe mit ihm
gesprochen. Er war über ihre Reise hierher informiert, aber gar nicht glücklich
darüber, da in den nächsten Monaten einige wichtige Turniere - wie zum
Beispiel Wimbledon - anstanden. Außerdem war er nicht sehr auskunftsbereit und
anscheinend über sie verärgert.«
    »Und dann wären da noch die Italian Open hier in Rom
im nächsten Monat«, ergänzt Scarpetta und findet es eigenartig, dass Poma
dieses Turnier nicht erwähnt hat.
    »Natürlich. Also hätte sie trainieren und sich nicht
mit Freundinnen herumtreiben sollen. Allerdings interessiere ich mich nicht
für Tennis.«
    »Wo war Lupano zum Zeitpunkt des Mordes?«, erkundigt
sich Scarpetta.
    »In New
York. Wir haben in dem Hotel angerufen,
das er angegeben hat. Er war zum fraglichen Zeitpunkt tatsächlich dort registriert.
Bei unserem Gespräch meinte er, Drew sei in letzter Zeit launisch gewesen.
Einen Tag himmelhoch jauchzend, am nächsten zu Tode betrübt. Sehr stur,
schwierig und unberechenbar. Ihre Zusammenarbeit hätte auf der Kippe
gestanden, denn er hätte keine Lust mehr gehabt, länger den Blitzableiter zu
spielen.«
    »Mich würde interessieren, ob in ihrer Familie schon
öfter krankhafte Stimmungsschwankungen vorgekommen sind«, sagt Benton.
»Vermutlich haben Sie danach nicht gefragt.«
    »Nein. Ich muss mich für meine mangelnde
Geistesgegenwart entschuldigen.«
    »Es wäre ausgesprochen hilfreich, zu wissen, ob sie
vielleicht eine psychiatrische Krankengeschichte hatte, die ihre Familie verschweigt.«
    »Dass sie an einer Essstörung litt, ist allgemein
bekannt«, sagt Scarpetta. »Sie hat offen darüber gesprochen.«
    »Ihre Eltern haben wirklich keine psychiatrische
Erkrankung erwähnt?«, setzt Benton dem Capitano weiter zu.
    »Nur eben das übliche Auf und Ab. Typisch Teenager
eben.«
    »Haben Sie Kinder?« Benton greift nach seinem Glas.
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Ein Auslöser«, meint Scarpetta. »Mit Drew stimmte
etwas nicht, das alle uns verschweigen. Vielleicht ist es ja das, was wir
einfach nicht sehen können. Ihr Verhalten war doch für alle offensichtlich.
Ihr Alkoholkonsum ebenfalls. Warum? Ist etwas geschehen?«
    »Das Turnier in Charleston«, wendet sich Capitano
Poma an Scarpetta. »Dort, wo Sie Ihre Privatpraxis haben. Wie nennt man die
Gegend noch einmal? Lowcountry? Was genau bedeutet Low-country eigentlich?« Langsam lässt er seinen Wein im

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