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Totenbuch

Totenbuch

Titel: Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Glas, allerdings nicht
um anzustoßen, sondern um zu trinken.
    »Dann sagen Sie Ihren Leuten, sie sollen diese
ständigen Andeutungen lassen«, erwidert Capitano Poma. »Da wir jetzt allein
sind, werde ich kein Blatt vor den Mund nehmen. Ihre Regierung verbreitet
hinter den Kulissen derartige Gräuelmärchen, die wir vorhin einzig und allein
deshalb nicht erörtert haben, weil wir Italiener nicht an diesen Unsinn
glauben. Terroristen? Wie kann das FBI nur so
ein dummes Zeug reden?«
    »Sie sitzen hier nicht mit dem FBI am Tisch, sondern mit uns. Ich habe Ihre Anspielungen
allmählich satt«, entgegnet Benton.
    »Aber Sie haben doch den Großteil Ihrer beruflichen
Laufbahn beim FBI verbracht. Bis Sie verschwunden sind und sich - aus irgendeinem
Grund - tot gestellt haben.«
    »Falls wir es hier mit einem Terrorakt zu tun
hätten, wäre inzwischen ein Bekennerschreiben eingegangen«, antwortet Benton.
»Außerdem wäre es mir lieber, wenn Sie das FBI oder meine Vergangenheit nicht mehr erwähnen würden.«
    »Der einzige Grund ist die unersättliche
Sensationsgier Ihres Landes, das es wohl einfach nicht lassen kann,
Panikstimmung zu verbreiten und sich zur Weltmacht aufzuschwingen.« Capitano
Poma füllt die Weingläser nach. »Ihr FBI befragt
Zeugen hier in Rom und tritt Interpol auf den Schlips, obwohl es eigentlich mit
dessen Vertretern vor Ort zusammenarbeiten sollte. Zu allem Überfluss hat man
jetzt noch alle möglichen Schwachköpfe aus Washington eingeflogen, die keine
blasse Ahnung von Italien haben, geschweige denn, dass sie einen derart
komplizierten Mordfall ...«
    »Inzwischen sollten Sie gelernt haben, Capitano
Poma, dass politische Grabenkämpfe und Kompetenzgerangel in der Natur des
Menschen liegen.«
    »Warum nennen Sie mich nicht Otto, so wie alle meine
Freunde?« Als er näher an Scarpetta heranrutscht, steigt ihr der Geruch seines
Rasierwassers in die Nase. Er schiebt die Kerze beiseite, wirft einen
angewiderten Blick auf den Tisch mit den schlecht erzogenen betrunkenen
Amerikanern und sagt: »Sie wissen doch, dass wir uns wirklich Mühe geben, Sie
zu mögen.«
    »Das können Sie sich sparen. Sie sind nämlich der
Einzige«, meint Benton.
    »Ich werde nie verstehen, warum Amerikaner so laut
sein müssen.«
    »Weil wir einander nicht zuhören«, antwortet
Scarpetta. »Deshalb haben wir ja auch George Bush.«
    Capitano Poma nimmt das Foto, das neben ihrem Teller
liegt, und betrachtet es, als wäre es ihm völlig neu. »Ich sehe mir an, was ich
vor Augen habe«, meint er. »Und mehr kann ich beim besten Willen nicht
erkennen.«
    Mit versteinerter Miene beobachtet Benton, wie die
beiden so dicht beisammen dasitzen.
    »Besser, man geht gar nicht erst davon aus, dass es
etwas Augenscheinliches gibt. Das ist nur ein Wort«, sagt Scarpetta und holt
weitere Fotos aus einem Umschlag. »Es hängt einzig und allein von der
persönlichen Wahrnehmung ab. Und meine unterscheidet sich vermutlich von
Ihrer.«
    »Ich denke, das haben Sie bereits heute Nachmittag
klar unter Beweis gestellt«, erwidert Poma, während Benton ihn weiter anstarrt.
    Scarpetta wirft Benton einen vielsagenden Blick zu,
der ihm mitteilen soll, dass ihr sein Verhalten nicht entgangen ist und dass
er keinen Grund zur Eifersucht hat. Schließlich hat sie nichts getan, um Poma
zu ermutigen.
    »Also, was sehe ich? Tja, warum fangen wir dann
nicht bei ihren Zehen an?« Benton hat seinen Büffelmozzarella kaum angerührt
und ist schon beim dritten Glas Wein.
    »Eigentlich eine gute Idee.« Scarpetta mustert die
Fotos von Drew, bis ihr Blick auf einer Nahaufnahme ihrer nackten Zehen hängen
bleibt. »Ordentlich manikürt. Nägel frisch lackiert. Kurz vor ihrer Abreise aus
New York war sie bei der Fußpflegerin«, wiederholt sie die bisher vorliegenden
Erkenntnisse.
    »Spielt das eine Rolle?« Beim Betrachten der Fotos
rückt der Capitano so nah an Scarpetta heran, dass sein Arm ihren berührt. Sie
spürt seine Hitze, und sein Geruch steigt ihr in die Nase. »Ich glaube nicht.
Meiner Ansicht nach ist wichtiger, was sie anhatte: schwarze Jeans, weiße
Seidenbluse, schwarze Lederjacke mit schwarzem Seidenfutter, Höschen und BH
ebenfalls schwarz.« Er hält inne. »Seltsamerweise wurden an ihrem Körper keine
Fasern von diesen Kleidungsstücken gefunden. Nur von dem Laken.«
    »Wir wissen nicht, ob es ein Laken war«, verbessert
Benton ihn in scharfem Ton.
    »Außerdem fehlt von ihren Kleidern, der Uhr, den Lederarmbändern
und den Ohrringen jede

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