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Totenbuch

Totenbuch

Titel: Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Mitarbeiter des Bodenpersonals zu.
    »Wie oft willst du mir noch
ausweichen, wenn ich mich nach Marino erkundige?«, fragt Scarpetta, während
Benton näher kommt.
    »Vielleicht solltest du dem
Mann, den du heiraten willst, reinen Wein einschenken.« Lucy beobachtet Benton.
»Und wenn ich das schon längst getan hätte?“
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Ich habe mit Benton
gesprochen«, erwidert Scarpetta und sieht sie an. »Und du hast recht damit,
dass ich ehrlich sein muss. Ist bereits passiert.«
    Benton öffnet die hintere Tür
und steigt ein.
    »Sehr gut. Denn je mehr man
jemandem vertraut, desto schlimmer ist es, ihn zu belügen. Oder etwas
Wichtiges zu verschweigen«, erwidert Lucy.
    Benton setzt den Kopfhörer auf.
    »Ich muss erst noch darüber
hinwegkommen«, fügt Lucy hinzu. »Bis jetzt dachte ich immer, ich wäre die
Betroffene«, entgegnet Scarpetta. »Und jetzt reden wir nicht mehr darüber.“
    »Worüber?«, erkundigt sich
Benton.
    »Tante Kays hellseherische
Fähigkeiten«, antwortet Lucy. »Sie ist sicher, dass sie weiß, wo die Leiche
ist. Nur für alle Fälle habe ich die Ausrüstung und die Chemikalien für eine
Dekontaminierung mitgebracht. Und Leichensäcke, um sie außen am Helikopter zu
befestigen. Tut mir leid, wenn ich gefühllos klinge, aber eine verwesende
Leiche kommt mir nicht auf den Rücksitz.«
    »Das ist keine Hellseherei«,
korrigiert Scarpetta sie. »Ich ziehe nur Schlüsse aus den
Schießpulverrückständen. Außerdem will der Täter, dass sie gefunden wird.«
    »Dann hätte er uns die Sache
aber auch erleichtern können«, sagt Lucy und zieht den Leistungshebel zurück.
    »Was ist mit den
Schießpulverrückstanden?«, hakt Benton nach.
    »Ich habe da so eine Idee.
Überleg mal, wo sich hier in dieser Gegend Schießpulverrückstände im Sand
finden lassen.«
    Lucy funkt noch einmal den Tower
an und erhält endlich Startgenehmigung in Richtung Südost. »Also los, bevor
die es sich noch anders überlegen«, verkündet sie, während sich der
dreieinviertel Tonnen schwere Hubschrauber in die Lüfte erhebt. »Wir folgen
eine Weile dem Ashley River und fliegen dann nach Osten die Küste entlang nach
Folly Beach.« Sie lässt den Helikopter über einer Kreuzung zwischen zwei
Rollbahnen schweben. »Infrarotsuchgerät wird gestartet.«
    Sie schaltet von »Standby« auf
»On«, sodass auf der dunkelgrauen Anzeige weiße Punkte zu sehen sind. Die
erleuchteten Fenster des Verwaltungsgebäudes und die Landebahnlichter wirken
im Infrarotlicht surreal.
    »Wir fliegen tief und langsam
und sehen uns unterwegs gründlich um. Kümmerst du dich ums Raster?«, sagt
Lucy.
    Scarpetta nimmt das
Steuerungsmodul aus der Verankerung und richtet das Infrarotlicht mit dem
Suchscheinwerfer aus, den sie jedoch nicht einschaltet. Auf dem Videomonitor
neben ihrem rechten Bein erscheinen graue und grellweiße Umrisse. Sie fliegen
am Hafen mit seinen wie Bauklötzchen aufgetürmten bunten Containern vorbei.
Kräne ragen in den Himmel wie gewaltige Gottesanbeterinnen, während der
Helikopter langsam über die Lichter der Stadt schwebt. Der Hafen vor ihnen ist
pechschwarz. Es stehen keine Sterne am Himmel. Der Mond ist ein
anthrazitgraues Schemen hinter dichten Wolken, die oben abgeflacht sind wie Ambosse.
    »Wo wollen wir denn eigentlich
hin?«, erkundigt sich Benton.
    Scarpetta bedient die
Trimmsteuerung des Infrarotgeräts, sodass die Umrisse sich auf dem Monitor hin
und her bewegen. Lucy drosselt die Geschwindigkeit auf achtzig Knoten und hält
dabei eine Flughöhe von fünfhundert Fuß.
    »Stellt euch nur vor, was man
alles in einer Sandprobe aus Iwo Jima finden würde«, sagt Scarpetta. »Natürlich
vorausgesetzt, dass der Sand all die Jahre lang unberührt geblieben ist.«
    »Ein wenig abseits vom Strand
zum Beispiel«, sagt Lucy. »In den Dünen.«
    »Iwo Jima?«, frotzelt Benton.
»Fliegen wir etwa zum Pazifik?«
    Unterhalb von Scarpettas Tür
sind die Villen der Battery zu sehen, deren Lichter auf dem Infrarotschirm an
hellweiße Flecken erinnern. Sie denkt an Henry Hollings und an Rose. Die
erleuchteten Fenster werden seltener, als sie sich der Küste von James Island
nähern und sie langsam überfliegen.
    »Ich spreche von einem Strand,
der seit dem Bürgerkrieg sich selbst überlassen wurde. Dort müssten vermutlich
noch Schießpulverreste im Sand zu finden sein. Ich glaube, wir sind da. Hier,
unter uns«, wendet sich Scarpetta an Lucy.
    Sie verlangsamt die
Geschwindigkeit, sodass der

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