Totenbuch
aktuelles.«
»Mailen Sie mir alles zu, was
Sie haben.«
»Am besten wenden Sie sich
deshalb an die Air Force. Möglicherweise hat man dort auch seine
Fingerabdrücke und DNA-Proben und sicher auch ein Foto in der Kartei. Mir ist
es lieber, wenn Sie sich das Material dort besorgen.«
»Bis ich mich auf dem Dienstweg
vorgearbeitet habe, könnte es verdammt nochmal zu spät sein«, protestiert
Benton.
»Ich komme übrigens nicht
zurück«, sagt Dr. Maroni. »Gewiss werden Sie keinen Auslieferungsantrag
stellen, sondern mich in Ruhe lassen. Schließlich war ich kooperativ und kann
das Gleiche nun von Ihnen erwarten. Außerdem wäre es ohnehin zwecklos, Benton«,
fügt er hinzu. »Ich habe hier viele Freunde.«
22
Lucy geht die Checkliste für den
Start durch.
Landescheinwerfer,
Triebwerkleistung, Treibstoffanzeige. Nachdem sie die Anzeigen der Instrumente
kontrolliert hat, stellt sie den Höhenmesser ein und schaltet die Batterie ein.
Als Scarpetta aus dem Verwaltungsgebäude kommt, wirft Lucy das erste Triebwerk
an. Scarpetta läuft über das Flugfeld, öffnet die hintere Tür des Helikopters
und verstaut Tatortkoffer und Kameraausrüstung auf dem Boden. Dann macht sie
die vordere Tür auf, setzt einen Fuß auf die Kufe und steigt ein.
Nachdem Triebwerk eins im
Leerlauf ist, lässt Lucy das zweite an. Das Heulen der Turbinen und das Rattern
des Rotors werden lauter. Scarpetta legt den Sicherheitsgurt an. Ein
Mitarbeiter des Bodenpersonals eilt über die Rampe und dirigiert die Maschine,
indem er zwei Stäbe schwenkt. Scarpetta setzt den Kopfhörer auf.
»Um Himmels willen!«, seufzt
Lucy ins Mikrophon. »Hey!« Doch der Mann kann sie nicht hören. »Wir brauchen
deine Hilfe nicht! Steh uns nicht im Weg!« Lucy öffnet die Tür und wedelt mit
den Händen, um den Mann zu verscheuchen. »Wir sind kein Flugzeug!«, ruft sie.
Darauf folgen noch ein paar Worte, die er ebenfalls nicht versteht. »Wir
brauchen beim Start keine Hilfe. Gehen Sie aus dem Weg!«
»Du bist schrecklich
ungeduldig.« Scarpettas Stimme hallt in Lucys Kopfhörer. »Schon etwas Neues
von den Suchmannschaften?«
»Nichts. Über Hilton Head ist es
noch immer zu neblig, um mit dem Helikopter zu starten. Die Suche am Boden war
bis jetzt vergeblich. Infrarot auf Standby.« Lucy betätigt den entsprechenden
Hebel über ihrem Kopf. »Wir brauchen etwa acht Minuten zum Abkühlen. Dann geht
es los. Hey!« Doch der Mitarbeiter des Bodenpersonals trägt nun einmal keinen
Kopfhörer und kriegt deshalb kein Wort mit. »Verschwinden Sie! Wir haben keine
Zeit. Verdammt, der Kerl muss hier neu sein.«
Der Mann steht da, lässt die
orangefarbenen Stäbe sinken und verharrt reglos auf der Stelle. »Eine C -17 in Windrichtung«, meldet der Tower.
Der Militärtransporter, eine
Ansammlung großer heller Lichter, scheint reglos und schwer im Himmel zu
hängen. Lucy funkt zurück, dass sie die Maschine gesehen hat. Allerdings
braucht sie sich weder für die gewaltige C -17 noch für die Wirbelausbreitung ihrer
riesigen Tragflächen zu interessieren, denn schließlich will sie in Richtung
Innenstadt und Cooper River Bridge. Zur Arthur Ravenel Jr. Bridge. Wenn Sie Lust hat, kann sie auch Achter
fliegen oder dicht über der Wasseroberfläche oder dem Boden dahinsausen. Denn
ihr Hubschrauber ist kein Flugzeug. Am Funk drückt sie es zwar anders aus, aber
genau das ist gemeint.
»Ich habe Turkington angerufen
und ihn auf den neuesten Stand der Dinge gebracht«, sagt sie dann zu Scarpetta.
»Benton hat sich bei mir gemeldet, woraus ich schließe, dass du mit ihm
gesprochen und alles von ihm erfahren hast. Er sollte jede Minute hier sein.
Jedenfalls möchte ich ihm das geraten haben. Schließlich will ich hier nicht
übernachten. Jedenfalls wissen wir jetzt, wer der Dreckskerl ist.«
»Jetzt bleibt nur noch die
Frage, wo er steckt«, erwidert Scarpetta. »Und wie ich annehme, fehlt von
Marino noch immer jede Spur.«
»Wenn du meine Meinung hören
willst, sollten wir nach dem Sandman suchen, nicht nach der Leiche der Frau.«
»In einer Stunde werden alle
hinter ihm her sein. Benton hat die örtliche und die Militärpolizei
verständigt. Aber es muss sich auch jemand um die Leiche kümmern, und das ist
meine Aufgabe. Hast du das Transportnetz mitgebracht? Gibt es keine Neuigkeiten
von Marino? Überhaupt nichts?«
»Das Transportnetz ist an Bord.«
»Und auch die übliche Ausrüstung
im Gepäckraum?«
Inzwischen ist Benton
eingetroffen. Er geht auf den
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