TotenEngel
gekommen?«
»Nein, doch einmal ist sie persönlich im Sender erschienen, um den Samariter zu sprechen, und sie mussten ihr mit der Polizei drohen, bevor sie wieder gegangen ist.«
»Aber wenn der Samariter im Fernsehen auftritt, muss er doch einen Namen haben«, wandte Vreeling ein.
»Hat er ja auch«, antwortete Julika.
»Samariter«, meinte Gallo.
»Ich möchte Mitschnitte der letzten Sendungen haben«, erklärte der Commissaris. »Ich habe das noch nie gesehen. Da du schon maldabei bist, kümmerst du dich darum, Julika. Außerdem möchte ich wissen, ob auch Gerrit Zuiker eine der Nummern angerufen hat, vielleicht sogar mehrmals. Remko, du übernimmst die Telefonseelsorge und die Krebs-Selbsthilfe. Mit wem hat Heleen Soeteman gesprochen, was für einen Eindruck hat sie gemacht, kommt einer ihrer Gesprächspartner als Täter infrage …«
»Von der Telefonseelsorge?«, fragte Vreeling, kratz, kratz, kratz.
»Ich bin noch nicht fertig«, nahm Gallo den Faden wieder auf. »Die Nummer, die vor der von Pim Verhoeven, dem Total -Tankwart, als letzte angewählt wurde, gehört zu einem Mobiltelefon, doch sie tauchte nur ein Mal auf, und das Gespräch dauerte gerade mal anderthalb Minuten.«
»Wer war der Teilnehmer?«, fragte der Commissaris.
»Es handelt sich um eine Geheimnummer«, erklärte Ton Gallo. »Der Vertragspartner des Teilnehmers, die Firma Arcor, wollte uns seinen Namen nicht nennen.«
»Hast du denen gesagt, dass wir hier eine Morduntersuchung durchführen, verdammt noch mal?«
»Ja, aber sie wollten trotzdem nicht kooperieren.«
»Und wenn wir einfach sagen, es wäre das Handy eines Al-Kaida-Terroristen?«, schlug Inspecteur Vreeling unschuldig vor. »Wir behaupten, wir brauchen den Namen, weil wir nur so einen geplanten Bombenanschlag auf den Königspalast …«
»Wir sind hier nicht in Amerika!«, fuhr Van Leeuwen ihn an, bevor er sich wieder Gallo zuwandte. »Hast du die Nummer mal angerufen?«
»Da meldet sich nur eine Mailbox mit der Ansage: Der Teilnehmer ist vorübergehend nicht erreichbar. Sprechen Sie nach dem Signalton, und hinterlassen Sie Namen und Rufnummer …«
»Ja, ja, was hast du draufgesprochen?«
Gallo runzelte die Stirn. »Nichts, ich hatte noch nicht die richtige Eingebung …«
Der Commissaris seufzte und griff nach dem Telefonhörer. Er wählte die vorletzte Nummer auf dem Royal- KPN -Ausdruck, wartete die Ansage der Mailbox ab und sagte dann: »Hier sprichtCommissaris Bruno van Leeuwen vom Hoofdbureau van Politie in Amsterdam. Bitte, rufen Sie mich oder einen meiner Mitarbeiter im Präsidium an. Wir benötigen von Ihnen einige Angaben zu einer laufenden Ermittlung. Die Nummer ist fünf-fünf-neun-zweizwei-acht-fünf hier in Amsterdam.«
Er legte auf, griff nach dem Croissant und biss hinein. Es war süß und trocken und zerging auf der Zunge. Er sah zum Fenster, auf die Giebel der Häuser jenseits der Marnixstraat, über denen unsichtbare Windstöße golden und braun flirrendes Herbstlaub in den tiefblauen Himmel fegten. Aus dem Blau sank ein Fischreiher herab, die Flügel ausgebreitet, bereit, mit schnellem Schlag die Landung zu dämpfen. Das Telefon summte, und obwohl der Moment kaum mehr als ein paar Sekunden gedauert haben konnte, stellte der Commissaris fest, dass Gallo, Julika und Inspecteur Vreeling sein Büro verlassen hatten und er allein war. Er meldete sich.
»Hallo, Mijnheer van Leeuwen – Feline Menardi hier«, hörte er die klare, nur einen Hauch zu forsche Stimme der Psychologin am anderen Ende der Leitung. »Ich habe Sie für heute, siebzehn Uhr, vorgemerkt und möchte Sie bitten, pünktlich zu sein. Wissen Sie, wo meine Praxis ist?«
»Ich weiß, wo Ihre Praxis ist, aber heute ist völlig unmöglich«, antwortete der Commissaris. »Ich stecke mitten in einer Morduntersuchung.«
Die Psychologin sagte: »Wahrscheinlich stecken Sie immer mitten in einer Morduntersuchung, wenn ich Sie sehen will, und falls es sich nicht um einen Mordfall handelt, dann sind es sicher andere dringende Amtsgeschäfte. Aber inzwischen sollten Sie eigentlich wissen, dass es sich nicht um einen Besuch auf freiwilliger Basis handelt, sondern um einen Befehl von Hoofdcommissaris Joodenbreest, von dessen Befolgung es abhängt, ob Sie in absehbarer Zeit überhaupt noch Mordermittlungen oder anderweitigen Amtsgeschäften nachgehen dürfen. Es liegt also in Ihrem Interesse, dass Sie heute oder an einem der nächsten Tage …«
»Nicht jeder Mann, dessen Frau gestorben ist,
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