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TotenEngel

TotenEngel

Titel: TotenEngel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Fischer
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klargemacht«, meldete Menardi sich zu Wort, ohne von ihrem Notizblock aufzusehen.
    »Das denke ich auch«, bestätigte der Hoofdcommissaris und stand auf. »Morgen geht die Meldung über die Sonderkommission an die Medien, und sobald ich über ihre endgültige Zusammensetzung entschieden habe, treffen wir uns wieder hier. Da der Täter anscheinend nur an zwei Tagen im Jahr zuschlägt und diese beiden Tage jetzt erst mal hinter uns liegen, haben wir ja keine übermäßige Eile. Wir können uns genügend Zeit lassen, ihn in den nächsten Monaten einzukreisen, und vielleicht sogar in einem Jahr auf frischer Tat ertappen.«
    Jetzt sah Doktor Menardi auf. »Dafür gibt es keine Garantie«, erklärte sie. »Sein Tempo kann sich beschleunigen, er kann den Rhythmus ändern. Das ist durchaus nicht unüblich.«
    »Wie kann er das vor sich rechtfertigen?«, fragte Gallo.
    »Das muss er nicht«, sagte die Psychologin. »Oder wenn, dann erfindet er irgendeinen Grund. Beispielsweise könnte er sich einreden, seine Opfer würden sich selbst töten. Er rammt ihnen ja kein Messer in die Brust, und er zerfetzt ihr Fleisch nicht mit einer Kugel – im Grunde sind es ihre eigenen Anstrengungen unter der Plastiktüte, die zu ihrem Tod führen. Wenn er nicht mehr der Täter ist, fühlt er sich auch an kein festes Datum mehr gebunden.Er stülpt seinen Opfern nur die Tüte über und umwickelt sie mit Isolierband, mehr tut er nicht.«
    »Wenn er keine Schuldgefühle hat, warum lässt er sie dann nicht einfach mit der Tüte über dem Kopf und seinen Fingerabdrücken darauf liegen?«, wollte der Hoofdcommissaris wissen.
    Menardi sagte: »Wenn er gefasst würde, könnte er niemandem mehr helfen, darum nicht.«
    »Wie auch immer, ich will ihn nicht verstehen, ich will ihn verhaften«, erklärte Joodenbreest, und da er offenbar glaubte, dass ein besseres Schlusswort nicht gefunden werden konnte, verließ er den Raum grußlos und bevor dies jemand kommentieren konnte.
    Einen Moment lang herrschte Schweigen. Van Leeuwen sah, wie Doktor Menardi wieder die Hand ans Ohrläppchen führte, diese fragile Geste, bei der ihm ihr Vorname einfiel, Feline, einfach so. Es gefiel ihm, wie sie dem Hoofdcommissaris widersprochen hatte, sachlich und bestimmt. Er fragte sich, wie es sein mochte, einen Tag mit ihr zu verbringen; das verblüffte ihn.
    Gallo brach das Schweigen als Erster. Er sah Van Leeuwen an und meinte: »Willst du wissen, was der Unterschied zwischen dir und dem Ayatollah ist? Du bringst im Mörder den Menschen zum Vorschein. Jaap Joodenbreest schafft es, im Menschen den Mörder zu wecken.«
    Van Leeuwen sah Feline lächeln und dachte, es wäre gut, ihr zu zeigen, was er konnte. »Ihr habt den Hoofdcommissaris gehört. Wenn es also nichts anderes mehr gibt, gehen wir wieder an unsere Arbeit. Ich möchte, dass ihr alle Meldeämter befragt – in ganz Amsterdam-Amstelland –, wer von der infrage kommenden Altersgruppe unter den hier Gemeldeten aus der Gegend um Steenwijk stammt, wann er hierher gezogen ist und ob er zwischendurch woanders gewohnt hat. Ich brauche die Namen der Feuerwehrmänner, die mit Conrad Mueller in das Haus gegangen sind, und eine Liste ihrer Familienangehörigen und Verwandten des fraglichen Alters. Verschafft euch Zugriff auf die Datenbänken der Finanzämter, der Krankenversicherungen, was auch immer.« Er überlegte einen Moment. »Wie weit sind wir mit Sara Scheffers Sohn? Wissen wirinzwischen, was aus ihm geworden ist? Wie er heißt? Er müsste jetzt etwa zweiundvierzig Jahre alt sein, genauso wie Conrad Muellers Junge, Roelof. Wer kann mir etwas über Roelof Mueller erzählen?«
    Er sah in alle Gesichter, und auf keinem las er eine Antwort. Am Ende hat Jaap recht, dachte er enttäuscht, wir machen keine Fortschritte.
    Endlich hob Gallo die rechte Hand. »Ich habe eine Frage an Doktor Menardi.«
    »Ja, bitte«, meinte die Psychologin und warf einen kurzen Blick auf ihren Notizblock, um sich seinen Namen in Erinnerung zu rufen, »Hoofdinspecteur Gallo.«
    »Können Sie uns erklären, wie wir uns die Zielperson vorstellen sollen?«, fragte Gallo. »Ihr Verhalten weist keinerlei Ähnlichkeit mit dem üblichen Muster der uns bekannten Serientäter auf. Zwar hat sie stets den gleichen MO , aber sie hinterlässt keine Signatur, nichts verweist auf ihr mögliches Motiv oder ihre innere Triebfeder. Sie sammelt keine Trophäen. Sie schickt uns auch keine Botschaften. Sie gibt uns keine versteckten Hinweise oder fordert uns

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