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Totenfeuer

Totenfeuer

Titel: Totenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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mithalten!«
    Konrad Klausner steigt gerade aus einem anthrazitmetallicfarbenen Fünfer- BMW neuester Bauart, als Oda vor dem einstöckigen Haus ankommt, dessen Adresse ihr Frau Cebulla aufgeschrieben hat. Es ist ein Zweifamilienhaus aus den Sechzigerjahren und seither offenbar nicht mehr renoviert worden. Vor dem Panoramafenster stehen Beetrosen in Reih und Glied auf nackter Erde, der Rasen ist kurz geschoren und von sorgfältig gestutzten Büschen umgeben. Dicht gefältelte Gardinen verhüllen die unteren Fenster, in der oberen Wohnung dagegen gibt es keine Vorhänge.
    Nachdem Oda sich ausgewiesen und vorgestellt hat, begrüßt Klausner sie mit den Worten: »Ich kann mir denken, weshalb Sie hier sind.«
    »Darf ich mit reinkommen?«
    »Bitte.« Klausner geht vor Oda die Treppe hinauf in den ersten Stock. Er ist mittelgroß und schlank, seine Bewegungen wirken geschmeidig, sicher treibt er regelmäßig Sport. Er bittet sie in die winzige Küche, deren Möblierung überwiegend aus moosgrünen Pressspanplatten besteht. An der einzigen freien Wand neben dem Fenster hängen sechs Fotografien einer vollbusigen Brünetten.
    Nachdem Klausner sein Jackett aufgehängt und die Aktentasche abgestellt hat, setzt er sich Oda gegenüber. Er sieht älter aus als zweiundvierzig. Gepflegt, elegant, guter Haarschnitt, aber älter, vor allem um die Augen herum.
    »Herr Klausner, warum wohnen Sie hier in Holtensen?«
    »Ich wollte aufs Land.«
    »Sie arbeiten bei der Nord- LB in Hannover im mittleren Management, Sie fahren ein repräsentables Auto, tragen einen maßgeschneiderten Anzug, wenn ich das richtig sehe, und teure Schuhe. Ihre alte Adresse in Hannover war bis vor drei Monaten die Güntherstraße in Waldhausen – was nicht gerade die billigste Gegend der Stadt ist. Und diese Wohnung ist – verzeihen Sie – schäbig.«
    »Ich wollte aufs Land«, wiederholt Klausner trotzig. »Ist doch schön hier. Gute Luft.«
    »Herr Klausner, Sie haben Herrn Dr. Felk, dessen Haus wohl rein zufällig etwa hundert Meter Luftlinie von hier entfernt liegt, verklagt wegen fahrlässiger Tötung Ihrer Ehefrau. Was hat Sie dazu veranlasst?«
    »Lesen Sie doch die Prozessakten, Frau Kommissarin.«
    »Ich würde es lieber von Ihnen hören.«
    Klausner nimmt sich ein Glas Leitungswasser, dann folgt eine lange Schilderung des Leidensweges seiner Frau, die offenbar manisch-depressiv war. Sie wurde Felks Patientin, nachdem sie etliche Aufenthalte in der psychiatrischen Klinik Wunstorf hinter sich hatte. Zwischenzeitlich, das räumt Klausner ein, sei es ihr unter Felks Therapie recht gut gegangen. Während seiner Schilderung taut er ein wenig auf, es scheint ihm gutzutun, mit jemandem über seine Frau reden zu können. »Aber sie hätte die Medikamente nicht absetzen dürfen!«, beharrt Klausner und berichtet, er habe den Prozess gegen Felk letztendlich verloren, weil dem Arzt nicht nachzuweisen war, dass er Klausners Frau dazu aufgefordert habe, ihre Antidepressiva abzusetzen. »Das Schwein hat sich nicht einmal bei mir entschuldigt.«
    »Wie viel Zeit verging zwischen dem Absetzen der Medikamente und dem Suizid Ihrer Frau?«
    »Etwa sechs Wochen.«
    »Sie wollten ursprünglich in Berufung gehen, warum haben Sie es nicht getan?«
    Er zuckt traurig mit den Achseln. »Mein Anwalt hat mir abgeraten, er meinte, es hätte wenig Aussicht auf Erfolg.«
    »Und nun ist Dr. Felk also tot«, wirft Oda in den Raum.
    »Ich war es nicht! Wenn ich ihn hätte umbringen wollen, dann wäre ich doch nicht in seine Nähe gezogen.«
    »Sie sind also doch wegen Dr. Felk hierhergezogen und nicht wegen der würzigen Luft«, hält Oda fest. Der Mann, so bedauernswert sein Schicksal sein mag, geht ihr auf die Nerven. Ob ihm wohl klar ist, dass er seinem Feind Felk sehr ähnlich ist? Beide haben offensichtlich den Tod ihrer Partnerinnen nicht verkraftet. Der eine rächt sich an der Schulmedizin, indem er ins Lager der Wunderheiler wechselt, der andere gibt sein Heim auf und tyrannisiert den Mann, der angeblich schuld am Tod seiner Frau ist. Es scheint aus der Mode gekommen zu sein, einen Schicksalsschlag ohne Schuldzuweisungen zu akzeptieren. »Machen wir es kurz: Wo waren Sie am Sonntagmorgen zwischen sechs und halb sieben?«
    »Ich war zu Hause im Bett. Allein.«
    »Schlecht, ganz schlecht«, meint Oda. »Herr Klausner, besitzen Sie eine Waffe?«
    »Nein.«
    Braucht er auch nicht, überlegt Oda. Er kann Felk mit seiner eigenen erschossen haben. Vielleicht gab es ein Gerangel

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