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Totenfeuer

Totenfeuer

Titel: Totenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Aber womit? Fisch? Fleisch? Salat? Pasta? Hausmannskost? Französisch? Asiatisch? Fast alle Rezepte, auch die, die als einfach gekennzeichnet sind, erscheinen ihr kompliziert. Sie will etwas Einfaches, aber Köstliches hinzaubern, quasi aus dem Handgelenk, und keine zwei Stunden in der Küche stehen und hinterher nach Fett und Zwiebeln stinken. Jetzt bereut sie es, dass sie als Kind der Haushälterin nicht öfter über die Schulter geschaut hat. Hätten sie mich als Jugendliche lieber zu einem Kochkurs verdonnert anstatt zu diesen dämlichen Klavierstunden, flucht Jule insgeheim. Was nützt mir das Geklimpere jetzt, ich habe ja nicht mal ein Klavier.
    Irgendwo, in einem verborgenen Winkel ihres Gehirns, meldet sich eine Stimme, die fragt, ob dies wohl in Zukunft ihr Alltag sein würde, sich kurz vor Dienstschluss Gedanken über das Abendessen zu machen. Aber die kritische Stimme wird zum Schweigen gebracht mit dem Argument, dass bei Männern Liebe nun einmal durch den Magen geht. Dann hat Jule einen Geistesblitz. Wozu chefkoch.de ? Es gibt eine Chefköchin, die ihr helfen kann. Dass ich darauf nicht gleich gekommen bin!
    Unkraut wuchert zwischen den Waschbetonplatten vor der Garage und auch in den Blumenkübeln, die vor der Tür des Bungalows stehen. Neben der Klingel ist ein Schild angebracht, das Karl-Heinz Gutensohn als unabhängigen Finanzberater ausweist. Er scheint da zu sein, jedenfalls steht sein Mitsubishi -Geländewagen vor dem Haus. Entweder hat er den Kommissar kommen sehen, oder dessen Besuch wurde von Lammers angekündigt, denn kaum ist Völxen vom Rad gestiegen, kommt Gutensohn heraus und begrüßt ihn mit den Worten: »Na, haben Sie Ihren Schafbock wieder eingefangen, Herr Kommissar?«
    Völxen nickt und wehrt weitere Fragen nach seinem Haustier mit einem unwilligen Grunzen ab.
    Sie gehen in Gutensohns Büro, das sich in einem Anbau mit Flachdach befindet und so nüchtern eingerichtet ist, dass man sich darin unmöglich wohlfühlen kann. Zwischen zahlreichen Ordnern in einem Metallregal stehen Pokale, offenbar hat Gutensohn einmal aktiv Fußball gespielt. Seiner Figur nach zu urteilen, muss das aber schon eine Weile her sein.
    »Haben Sie eine Tierhalter-Haftpflicht?«
    Völxen schüttelt betrübt den Kopf. Nein, so etwas hat er nicht, denn bis gestern hat Amadeus nur das eigene Gemüsebeet verwüstet.
    »Das müssen wir aber so rasch wie möglich ändern«, trompetet Gutensohn. Sein Gesicht ist rot, als hätte er sich gerade angestrengt, aber wahrscheinlich sieht er immer so aus. Bestimmt trinkt er gerne einen oder auch zwei.
    »Deswegen bin ich nicht hier«, wehrt Völxen ab und fragt den Jagdpächter ohne Umschweife nach seinem Verbleib am Sonntagmorgen.
    »Ich bin kurz vor sieben wach geworden, als Torsten nach Hause gekommen ist. Ich habe ihm kurz einen guten Morgen gewünscht, dann bin ich rausgefahren, ins Revier.«
    »Um sieben?«
    »Eher halb acht. Ich habe erst noch gefrühstückt.«
    »Kann Ihre Frau diese Angaben bestätigen?«
    »Das glaube ich nicht«, sagt Gutensohn etwas verkniffen. »Wir sind seit drei Jahren geschieden, sie wohnt in Hannover.«
    Völxen entschuldigt sich und fragt: »Wo genau waren Sie im Revier?«
    »Ich bin am Fuß des Süllbergs entlanggefahren, hab mir mal den Rehbestand angeschaut. Einmal bin ich kurz in die Senke runtergegangen und habe eine Krähe geschossen.«
    »Mit der Schrotflinte?«
    »Nein, mit Pfeil und Bogen. Natürlich mit der Flinte, wie denn sonst?«
    Völxen senkt streng die Augenbrauen. »Kann ich sie sehen?«
    »Die Flinte? Klar.«
    »Die Krähe.«
    »Die habe ich dort gelassen, als Fraß für die Füchse, was soll ich denn mit einer toten Krähe? Aber das dürfen Sie nicht weitersagen«, grinst Gutensohn, »denn offiziell sind die Biester ja geschützt, was völliger Blödsinn ist, weil …«
    Völxen unterbricht den Jäger: »Ist Ihnen irgendetwas aufgefallen bei Ihrer Pirschfahrt?«
    »Nein.«
    »Waren Sie auch auf dem Wolfsberg?«
    »Ja, da oben bin ich auch langgefahren, auf dem Rückweg, so gegen halb neun. Hauptsächlich wollte ich am Feuerplatz vorbei, um mal nach dem Rechten zu sehen. Hab mich dann auch prompt über den Müll geärgert, den sie zurückgelassen haben: lauter Flaschen und Pappgeschirr. Später habe ich dann den Matthias Kolbe angerufen und ihm verklickert, dass sie den Mist schleunigst wegräumen müssen, das würde keinen guten Eindruck machen.«
    »Wieso haben Sie es nicht Ihrem Sohn gesagt?«
    »Der hat doch noch

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