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Totenfeuer

Totenfeuer

Titel: Totenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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darum. Sagte Bächle nicht, dass der Schuss Felk aus nächster Nähe traf?
    »Herr Konrad, wir werden die Telefondaten von Dr. Felk auswerten, auch die, die schon länger zurückliegen. Wäre es möglich, dass wir da Ihren Anschluss öfter finden werden? Möglicherweise zu sehr unchristlichen Zeiten?«
    Klausner antwortet nicht.
    »Noch einmal: Warum sind Sie hierhergezogen?«
    »Ich wollte, dass er mich sieht«, platzt Klausner heraus. »So oft wie möglich sollte er mich sehen. Er sollte wissen, dass ich ganz in der Nähe bin, er sollte Angst kriegen, nervös werden. Durch mich sollte er jeden Tag daran erinnert werden, was er getan hat, dieser gemeingefährliche Scharlatan!«
    »Und damit er Sie recht oft sieht, sind Sie ihm bestimmt auch mal auf seinen Pirschgängen nachgegangen, nicht wahr?«
    »Nein. Ich bin nur an seinem Haus vorbeigelaufen, manchmal bin ich auch für ein, zwei Stunden davor stehen geblieben. Das ist ja nicht verboten«, zischt Klausner mit hasserfülltem Gesichtsausdruck. »Ich kenne die Gesetze, ich mache nichts, wofür er mich belangen könnte.«
    Nein, das ist nicht verboten, nur irrsinnig, resümiert Oda und steht auf. »Ist der BMW da draußen Ihr einziges Auto?«
    »Ja.«
    »Die Schlüssel bitte.«
    »Was? Wieso?«
    »Ich lasse den Wagen von der Spurensicherung untersuchen, die Kollegen werden ihn heute noch abholen.«
    »Und wie soll ich dann zur Arbeit kommen?«
    » S -Bahn oder Fahrrad. Macht mein Chef auch.«
    Im Grunde gibt Jule Fernando recht, man sollte sich lieber um den konkreten Mordfall Roland Felk kümmern, anstatt einer vagen Verleumdung nachzugehen und Heiner Felks natürliches Ableben in Zweifel zu ziehen. Aber im Gegensatz zu Fernando hat der Besuch bei den Felks Jules Phantasie, was Mordmotive angeht, stark angeregt. Okay, einen Versuch. Wenn das nichts bringt, dann lasse ich die Finger davon, entscheidet Jule. Sie ruft bei der Kanzlei Dr. Hübner in Springe an. Eine freundliche Frauenstimme meldet sich mit »Kowalski, Sekretariat Dr. Hübner«.
    »Es geht um Ihren Klienten Heiner Felk, der am Karfreitag verstorben ist.«
    Die Angestellte seufzt. »Die Familie Felk. Die sind schon lange unsere Klienten. Das Testament? Ja, das liegt hier, bei uns.«
    »Wann wurde es aufgesetzt?«
    »Ach, das ist schon Jahre her!« Sie dehnt das Wort Jahre wie einen langen Kaugummi.
    »Wissen Sie, ob der alte Herr vielleicht die Absicht hatte, es zu ändern?«
    Die Angestellte zögert. Sie wisse nicht, ob sie in dieser Sache zu einer Auskunft berechtigt sei. »Und der Herr Dr. Hübner ist schon gegangen«, bedauert sie.
    »Dann wäre es hilfreich, wenn Sie mir die Handynummer oder die Privatnummer von Herrn Dr. Hübner geben würden, damit ich ihn selbst fragen kann.«
    »Aber der ist jetzt auf dem Golfplatz!«, ruft sie entsetzt. »Das mag er gar nicht, wenn man ihn da stört. Hat es nicht bis morgen Zeit?«
    »Frau Kowalski, wir ermitteln in einer Mordsache!«
    Die Sekretärin braucht einen Moment, um abzuwägen zwischen den zwei Übeln, entweder eine Indiskretion gegenüber einem toten Klienten zu begehen oder ihren Boss beim Golfen zu stören, dann berichet sie: »Also, das war so: Anfang März wollte der Herr Felk senior tatsächlich einen Termin bei Dr. Hübner haben. Allerdings war mein Chef da gerade zur Kur in Bad Pyrmont, er ist erst seit letzter Woche wieder da. Der alte Herr Felk hätte am Freitag um elf Uhr einen Termin bei ihm gehabt. Aber ich weiß nicht, ob es dabei um sein Testament ging. Was er von Dr. Hübner wollte, hat er nämlich nicht gesagt.«
    »Hatten Sie ihn danach gefragt?«
    »Ja, aber er wollte es nicht sagen. Deshalb vermute ich fast, dass es doch um das Testament ging. Aber das vermute ich nur«, betont die Angestellte.
    »Ich habe das schon verstanden«, versichert Jule. »Ich danke Ihnen, Frau Kowalski, Sie haben mir sehr geholfen.«
    Das ist durchaus interessant, findet Jule. Morgen wird sie mit dem Notar reden, beschließt sie und wendet sich dann dem Aktenberg aus Felks Wohnung zu, der nun genau mittig auf der Grenze zwischen ihrem und Fernandos Schreibtisch aufragt. Womit anfangen? Sie schaut auf die Uhr. Kurz nach fünf. All das durchzuarbeiten schafft heute ohnehin niemand mehr, und manchmal gibt es Wichtigeres im Leben als Mordfälle, zum Beispiel: www.chefkoch.de . Sie möchte Leonard heute Abend etwas Besonderes bieten. Er hat einmal erwähnt, seine Frau wäre eine gute Köchin. Was immer ›gut‹ bedeutet, diese Marke gilt es zu überbieten.

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