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Totenfeuer

Totenfeuer

Titel: Totenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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gepennt. Und der Matze ist der Chef der Truppe, auf den hören sie.«
    »Ihr Sohn geht auch zur Jagd, wie ich hörte.«
    »Der hat im Herbst seine Jägerprüfung gemacht und hat einen Jugendjagdschein.«
    »Was bedeutet?«
    »Dass er nicht alleine raus darf, zumindest nicht mit einer Waffe.«
    »Und daran hält er sich?«, zweifelt Völxen.
    Gutensohn strafft die Schultern und reckt sein Doppelkinn: »Hundertprozentig, dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Der will seinen Schein ja schließlich behalten. Und in solchen Dingen verstehe auch ich gar keinen Spaß. Außerdem trage ich den Schlüssel zum Waffenschrank immer bei mir.« Er klopft sich gegen die Hosentasche, in der es klimpert. »Sie wissen ja: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.«
    »Ihr Sohn … wollte der nicht lieber bei seiner Mutter in der Stadt wohnen?«
    »Nein«, kommt es bestimmt. »Der liebt die Natur, und hier hat er seine Freunde. Außerdem stellte sich diese Frage nicht. Sie wollte ihn gar nicht, oder vielmehr ihr neuer Lover.«
    Der Kommissar verkneift sich weitere Fragen zu diesem Thema. Das fällt ganz klar ins Ressort von Hanne Köpcke, die er nach dem Klatsch in dieser Angelegenheit fragen wird, sobald sich die Nachbarin wegen ihres zerstörten Gartens wieder beruhigt hat.
    »Dann ist da noch eine Sache …«
    Die Rehbockgeschichte hört sich aus Gutensohns Mund schon wieder etwas anders an. »Das war eine Unverschämtheit von Felk, so etwas macht man nicht. Der hatte auf meiner Revierseite überhaupt nichts verloren, da gibt es klare Absprachen. Aber das ist vorbei und vergessen, Schwamm drüber.«
    »Sie sollen sich aber ganz schön darüber aufgeregt haben.«
    »Ja, und auch zu Recht. Aber ich bin nicht nachtragend. Oder glauben Sie etwa, ich habe den Felk wegen dieses Rehbocks erschossen?« Seine blutunterlaufenen Bassetaugen blicken Völxen halb misstrauisch, halb treuherzig an. Vielleicht nicht wegen des Rehbocks an sich, grübelt Völxen, aber was ist mit Grenz- und Kompetenzüberschreitung, mangelndem Respekt?
    Für einen kaltblütigen Mörder hält Völxen den Mann nicht, aber ein Totschlagsdelikt im Streit wäre ihm womöglich schon zuzutrauen.
    Der Kommissar steht auf, und auch Gutensohn wuchtet seine hundertzehn Kilo aus dem Ledersessel mit den Worten: »Ich stecke Ihnen dann mal ein paar Angebote in den Briefkasten.«
    »Angebote?«
    »Wegen der Tierhalter-Haftpflicht.«
    »Ah, ja«, knirscht Völxen. Gute Zäune ersetzen die Versicherung, und dafür werde ich ab jetzt sorgen, sagt er sich, während er sein Fahrradschloss öffnet.
    »Und wie sieht es sonst so aus?«, fragt der Finanzberater. »Hat Ihre Tochter schon einen Bausparvertrag? Haben Sie mal durchgerechnet, ob Ihre Pension ausreicht, um Ihren Lebensstandard auch im Alter zu sichern? Das sollten wir dringend tun, ganz unverbindlich.«
    »Ja, mal seh’n«, murmelt Völxen und schwingt sich auf sein Rad.
    »Edles Teil«, bemerkt Gutensohn. »Dafür haben Sie hoffentlich eine entsprechende Klausel in Ihrer Hausratversicherung?«
    »Hab ich«, lügt Völxen und tritt eilig die Flucht an.
    Jetzt steht nur noch Wolfgang Kolbe auf seiner Liste. Wenige Minuten später biegt er auf den Hof der Schreinerei ein, der gerade von der Dame des Hauses gefegt wird. Ein weißer Golf älterer Bauart steht aufgebockt vor der Werkstatt, darunter ragen ein paar Beine in Arbeitshosen hervor. Aus dem Fahrzeug, dessen Fenster offen stehen, dringen Töne, die Völxen bekannt vorkommen. So etwas hört auch Wanda ab und zu.
    »Mein Mann ist noch auf einer Baustelle. Er hat schon ein ganz schlechtes Gewissen«, begrüßt Frau Kolbe den Kommissar. Sie hat einen dezenten bayerischen Akzent.
    »Hat er was ausgefressen?«
    »Nein, wegen Ihrer Lärchenholzbretter. Der Lieferant hat uns sitzen lassen, aber nächste Woche kriegen Sie sie. Damit Ihr Schafbock nicht noch einmal abhaut.«
    Die auf den ersten Blick etwas fade wirkende Blondine sieht auf den zweiten ganz apart aus, findet Völxen. Vor allen Dingen, wenn sie schelmisch lächelt, so wie jetzt. Sie hat ausdrucksvolle blaue Augen und macht eine gute Figur in ihrer engen Jeans.
    »Ich muss kurz mit Ihrem Sohn sprechen«, sagt Völxen und geht bereits zu dem Golf hinüber. »Ist das deiner?«, brüllt er gegen Rammstein an. Matthias Kolbe kommt unter dem Golf hervor und steht auf. Wegen seiner geschwärzten Hände verzichtet man auf eine Begrüßung mit Handschlag. Der Junge, den er von Kindesbeinen an kennt, überragt ihn

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