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Totenfeuer

Totenfeuer

Titel: Totenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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inzwischen.
    »Jepp.« Jepp, Dad … können die nicht mehr normal sprechen? Immerhin dreht Matze seine Anlage jetzt leiser.
    »Ist was kaputt?«, erkundigt sich Völxen.
    »Auspuff.«
    »Hast du gehört, was mit Dr. Felk passiert ist?« Eine eher rhetorische Frage, denn Völxen hat das Gefühl, dass die Dorfbevölkerung in diesem Fall auf wundersame Weise stets auf dem neuesten Stand der Ermittlungen ist.
    »Klar.«
    »Du warst doch auch dabei, bei dieser Nachtwache …«
    »Ja.«
    »Die ganze Zeit?«
    »Nö.«
    Hat Wanda Matze nicht neulich als angeberischen Schwätzer bezeichnet? Anscheinend hat sie ihn noch nie nüchtern erlebt. Oder es wurde ein Verbot ganzer Sätze erlassen, von dem Völxen noch nichts weiß.
    »Wann bist du denn nach Hause gekommen?«
    »Halb drei, drei etwa.«
    »Und wie?«
    Matze fährt sich verlegen durchs Haar und meint dann: »Maren ist gefahren.«
    »Maren?«
    »Maren Rokall aus Linderte, meine Freundin. Die hat nicht viel … die hat nichts getrunken.«
    »Schon klar«, winkt Völxen ab.
    Matzes Ohren röten sich, offensichtlich ist ihm das Thema Alkohol und Autofahren unangenehm. Völxen weiß, wie das hier gehandhabt wird: ausgesprochen leger, und die Alten sind dabei schlimmer als die Jungen. Aber das ist nicht mein Bier, erkennt der Kommissar und wendet sich um, denn gerade fährt der Lieferwagen von Wolfgang Kolbe auf den Hof. Matze geht in den Schuppen und murmelt etwas zu demonstrativ: »Wo ist denn nur das verdammte Schweißgerät?«
    Schreiner Kolbe steigt aus. Er ist fast das Ebenbild seines Sohnes und überragt Völxen um eine Handbreit. Früher gehörte man mit eins fünfundachtzig immer zu den Größeren, inzwischen muss Völxen zu seinem Kummer des Öfteren registrieren, dass er damit allenfalls zum Durchschnitt zählt. Wie muss es da erst Fernando gehen?
    Kolbe fängt sofort an, sich wortreich wegen der Zaunbretter zu entschuldigen, aber Völxen würgt die Ausreden des Schreinermeisters ab und will vielmehr wissen, wo dieser den frühen Sonntagmorgen verbracht hat. Der Mann stutzt, offenbar hat er mit solchen Fragen nicht gerechnet. Seine Antwort klingt ein wenig unterkühlt. »Zu Hause im Bett natürlich.«
    Seine Frau, die noch immer den Kehrbesen in der Hand hält, beeilt sich, die Angabe ihres Gatten zu bestätigen. Alarmiert setzt sie hinzu: »Wieso fragen Sie das?«
    »Weil Ihr Mann dort oben zur Jagd geht. Er könnte ja unterwegs gewesen sein und etwas beobachtet haben.«
    Kolbe schüttelt den Kopf. »Ich war zum letzten Mal vor zwei Wochen im Revier. Ich habe im Moment einfach keine Zeit dazu. Nach diesem ewig langen Winter ist auf den Baustellen plötzlich die Hölle los, ich muss auch gleich wieder weg.«
    Der Ordnung halber lässt sich Völxen dennoch die Schrotflinte zeigen und folgt Kolbe dazu in seine Werkstatt. Auf dem Weg dorthin klingelt sein Handy. Oda will wissen, was es Neues gibt und ob sie noch weitere Verdächtige im Ort vernehmen soll. Völxen möchte in Gegenwart von Kolbe nicht darüber reden, er bittet sie kurzerhand zu sich nach Hause. »Ich bin gleich da. Fahr ins Nachbardorf und hol Apfelkuchen.«
    Die beiden Jagdwaffen von Kolbe lehnen in einem Kleiderschrank hinter muffelnden Mänteln. Völxen verzichtet auf den Hinweis, dass dies nicht so ganz den Vorschriften entspricht.
    »Wann ich zuletzt damit geschossen habe, weiß ich schon gar nicht mehr. Ich glaube im Winter, einen Fuchs«, gibt Kolbe ungefragt bekannt. Der Kommissar hält die Nase an die zwei Läufe der Schrotflinte. Kolbe scheint die Wahrheit zu sagen.
    »Und wann kriege ich nun meine Bretter?«, fragt er zum Abschied.
    »Nächste Woche. Spätestens übernächste.«
    » Buenos días , Jule! Wo ist denn Nando?«
    »Der muss noch arbeiten«, erklärt Jule, die eigentlich gar nicht weiß, wo sich Fernando gerade herumtreibt. Sie war noch nie ohne Fernando im Laden seiner Mutter, fällt ihr dabei auf. Hinter der Theke sitzt eine uralte Dame in Schwarz auf einem hochlehnigen Stuhl. Ihre kleinen Rosinenaugen mustern Jule aufmerksam, nachdem Pedra Rodriguez etwas zu ihr gesagt und dabei auf Jule gedeutet hat. Vermutlich erklärt Pedra ihrer Tante gerade, dass sie und Fernando Arbeitskollegen sind. Allerdings braucht sie dazu eine Menge Worte, von denen Jule nicht ein einziges versteht, bis auf ab und zu Fernandos Namen. Dann winkt die alte Dame Jule zu sich heran und sagt etwas auf Spanisch. Ihre Stimme hat etwas von einer Schiffsschraube.
    »Was will sie?«, fragt Jule Pedra, die nun

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