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Totenfluss: Thriller (German Edition)

Totenfluss: Thriller (German Edition)

Titel: Totenfluss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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immer langsamer.
    Friedlich am Ende.
    Ihre Augen lächelten.
    Und während der ganzen Zeit waren sie mucksmäuschenstill.
    Es ähnelte sehr dem Ertrinken.
    Der Willamette tötete auf die eine oder andere Weise seit langer Zeit Menschen. Gifte, Schwermetalle, PCBs, Dioxin, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Industrie- und Siedlungsabfälle, landwirtschaftliche Abwässer. Zehn Kilometer Flussstrecke durch Portland wurden als hoch belastet eingestuft. Der Fluss überschritt die Grenzwerte für Temperatur, Bakterien und Quecksilber. Die Fische in ihm konnte man größtenteils nicht essen.
    Es war ein hübscher Anblick, ihn steigen zu sehen. Er hatte lange darauf gewartet.
    Er war geduldig. Seit fast einer Stunde waren sie dort mit dem Rücken an der Ziegelwand der leeren Feuerwache gestanden, und er hatte die Hand mit dem Handschuh aus Stahl-Nylon-Geflecht auf der Schulter des Jungen liegen gehabt.
    Der Junge war von Kopf bis Fuß in Regenkleidung – Regenhose, Jacke mit Kapuze, Gummistiefel. Alles in dunklen Farben. Die Jacke war zu groß, und die Ärmelenden hingen über die Hände. Die Kapuze fiel ihm über die Stirn und verdeckte seine Züge.
    Der Mann trug grüne, hüfthohe Gummistiefel unter einer hellen Jacke und eine schwarze Baseballmütze.
    Sie waren dem Wetter entsprechend gekleidet.
    Er hatte zwei Soldaten der Nationalgarde vorbeigehen lassen. Sie waren die Esplanade entlanggetrabt. Einer trug eine lange Stange, einer schien auf Patrouille zu sein. Sie konnten ihn oder den Jungen nicht sehen. Die Leute sahen Dinge nicht, nach denen sie nicht suchten.
    Wasser schwappte an die Stiefel des Mannes. Es war noch nie so laut in der Stadt gewesen. Das dumpfe Knattern der Hubschrauber-Rotoren über der City, das Donnern und Brausen des Flusses, das unablässige Rauschen des Regens, der auf stehendes Wasser prasselte. Das Getöse schien einem fiebrigen Höhepunkt entgegenzustreben.
    Der Mann sah auf den Jungen hinunter, ob der es auch hörte, aber der Junge blickte nicht auf. Der Junge war sehr still. An manchen Tagen sprach er nicht ein Wort.
    Bewegung sprang dem Mann ins Auge, er schaute die Esplanade entlang und sah einen weiteren Nationalgardisten mit federnden Schritten in ihre Richtung laufen. Der Soldat hatte die Mütze tief in die Stirn gezogen und hielt den Kopf gesenkt. Er war zu einem bestimmten Ziel unterwegs.
    Der Mann stieß den Jungen mit der Handschuhhand vorwärts.
    »Können Sie meinem Sohn helfen?«, rief der Mann.
    Der Junge wankte, das Gewicht des Eimers brachte ihn aus dem Gleichgewicht.
    Der Soldat blieb stehen und hob den Kopf. Er war noch gut zehn Meter entfernt.
    Der Mann winkte.
    Der Soldat grinste und winkte zurück.
    Er kam in leichtem Trab zu ihnen. Kurz vor den beiden stoppte er, stemmte die Hände in die Hüften und beugte sich hinunter, sodass er auf Augenhöhe mit dem Jungen war. »Was haben wir denn für ein Problem, Kleiner?«, fragte er.
    Der Junge antwortete nicht.
    Der Mann wies mit einem Nicken auf den Eimer. »Das hat er auf dem Gehsteig gefunden«, sagte er. »Wir glauben, es ist verletzt.«
    »Was ist es denn?«, fragte der Soldat.
    »Zeig es ihm«, sagte der Mann.
    Der Junge sagte etwas. Irgendwie war er über das Getöse der Rotoren und des Flusses klar und deutlich zu verstehen. Zwei Worte.
    »Lauf weg.«
    Der Mann entriss dem Jungen den Eimer, hob ihn hoch und schüttete seinen Inhalt über den Soldaten.
    Das Wasser ergoss sich über Gesicht und Brust des jungen Soldaten. Er schrie überrascht auf. Dann blickte er zu Boden, das Gesicht in tiefen Furchen vor Verwirrung.
    Der Mann atmete schwer, sein Herz schlug heftig in der Brust. Der Blauring lag zu Füßen des Jungen, ein weiches, fleischiges Gebilde mit neonblau pulsierenden Ringen. Er hob ihn mit seinem Handschuh auf und legte ihn vorsichtig in den Eimer. Wenn sie ihn schnell in sein Aquarium schafften, würde er vielleicht überleben.
    Der Soldat hatte sich nicht bewegt.
    Das war ein gutes Zeichen.
    Der Mann sah zu ihm hinüber. Der Soldat hob die Hand an die Wange, ließ sie wieder sinken und betrachtete sie. Der Mann sah, wie sich ein kleines rotes Mal bildete. Aber der Einstich war winzig. Es floss kein Blut.
    Der Soldat fiel auf die Knie, Auge in Auge mit dem Jungen. Er sah überrascht aus.
    »Du?«, sagte er.
    Das Wort hing für einen Moment in der Luft, ehe der Soldat unbeholfen nach seinem Funkgerät griff, es fallen ließ und zusammenbrach.
    Diesmal war keine Zeit, zuzusehen.
    Der Mann hob den

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