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Totenfluss: Thriller (German Edition)

Totenfluss: Thriller (German Edition)

Titel: Totenfluss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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glänzten Tränen.
    Henrys Augen waren offen.
    Archie eilte zu Claire ans Bett zurück.
    Henrys Lider waren schwer, die Augen nur Schlitze. Aber sie waren offen.
    Die Neurologin erschien und schob Claire und Archie barsch ans Fußende des Betts.
    Sie riss einen Augenspiegel aus ihrer Manteltasche und leuchtete zwischen Henrys Augen hin und her.
    »Henry?«, sagte sie mit lauter, klarer Stimme. »Können Sie mich hören?«
    Claire umklammerte Archies Arm.
    Henry schielte in das Licht. »Ja«, krächzte er.
    »O mein Gott, o mein Gott, o mein Gott«, sagte Claire. Sie ließ Archie los, zwängte sich an der Ärztin vorbei und nahm Henrys Hand.
    Henry sah zu ihr hinauf und lächelte. »Hey, Baby«, flüsterte er.
    Claire legte ihre Hand sanft auf Henrys Brust. Die Tränen liefen ihr über die Wangen, und ihre Schultern bebten, aber ihr ganzes Gesicht strahlte.
    »Wissen Sie Ihren Nachnamen?«, fragte die Ärztin.
    »Sobol«, krächzte Henry.
    »Wie heißt der Präsident?«
    Henry berührte Claires Nacken.
    »Gary Hart.«
    Die Ärztin erstarrte.
    Er hustete. »War nur Spaß.«
    »Ich muss mit ihm reden«, sagte Archie.
    Die Ärztin hob die Hand. »Nicht jetzt«, sagte sie.
    »Archie?«, sagte Henry und hob den Kopf.
    »Weißt du noch, was passiert ist?«, fragte Archie.
    »Er wird sich an nichts erinnern«, sagte die Ärztin. »Sein Gehirn hat ein furchtbares Trauma hinter sich.«
    Henry nahm die Hand von Claires Nacken und winkte Archie zu sich.
    Archie schlich an der Neurologin vorbei und beugte sich, so weit es ging, zum Bett hinunter.
    Claire bewegte sich nicht.
    Ein Fleck von ihren Tränen breitete sich auf dem dünnen Stoff des Krankenhaushemds aus.
    Henrys Stimme war kaum mehr als ein heiseres Krächzen. »Männlicher Weißer, Anfang vierzig, Anglerstiefel. Er hatte ein Kind bei sich.«

45
    Die Lüftung in Susans Saab funktionierte nicht, deshalb hatte sie die Fenster unten, damit die Windschutzscheibe nicht beschlug. Regen peitschte ihr ins Gesicht. Sie beugte sich über das Lenkrad und kniff die Augen zusammen, um in der Dunkelheit vor ihr etwas zu erkennen.
    Die Ampeln auf der Division Street waren alle ausgefallen. Manche der Straßenlaternen waren geplatzt. Trotz der Lichter von Häusern und Veranden war es schwer, die Straße zu sehen. Susan verlangsamte, als sie die Eisenbahngleise überquerte. Sie sah keine anderen Autos auf der Straße. Offenbar wurde diese Ausgangssperre allgemein sehr ernst genommen.
    Ihr Radio lief in voller Lautstärke. Ein DJ unterbrach mit den neuesten Nachrichten. Der Serienmörder hatte ein weiteres Opfer gefordert. Sauvie Island wurde überflutet. Der Hafen wurde überflutet. Der Willamette würde vermutlich im Lauf der Nacht seinen Scheitel erreichen. Susan schaltete auf einen anderen Sender um.
    Sie merkte erst, wie tief das Wasser stand, als sie hineingefahren war.
    Es hatte sich auf der Kreuzung gesammelt und bildete einen großen schwarzen Sumpf. Das Wasser brandete um ihre Reifen, und sie spürte, wie es an den Wagen drückte. »Scheiße«, sagte sie. Sie legte den Rückwärtsgang ein und wollte zurücksetzen. Aber der Motor war abgestorben.
    Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als sie den Zündschlüssel umdrehte, einmal, zweimal, dreimal.
    »Nein«, sagte sie. »Nein, nein, nein.«
    Nicht mal ein Stottern.
    Sie richtete sich ein wenig im Sitz auf und spähte über die Motorhaube ihres Wagens. Die Scheinwerfer brannten noch, sie strichen knapp über die Wasseroberfläche und beleuchteten den Regen. Dann gingen sie aus.
    Das Radio verstummte.
    Es war still und dunkel. Und der Wagen begann zu gleiten. Erst ganz langsam, eine kaum wahrnehmbare Verschiebung, eher wie ein Schwindelgefühl als wie eine tatsächliche Bewegung. Dann brach das Heck weg.
    Susan hatte keine Zeit, zu reagieren. Sie hätte ohnehin nichts tun können. Sie hielt sich einfach am Lenkrad fest und wappnete sich für den Aufprall.
    Er kam nicht.
    Sie öffnete die Augen und sah sich um.
    Sie befand sich immer noch auf der Kreuzung, nur dass sie jetzt in Richtung Twelfth Avenue schaute. Das Auto bewegte sich nicht mehr. Das Auto bewegte sich nicht mehr?
    Richtig.
    Sie sah aus dem Fenster. Sie war immer noch im Wasser. Es war überall um sie herum. Sie versuchte, die Tür zu öffnen, und erwartete halbwegs, dass der Wasserdruck es verhindern würde, aber die Tür ging Millimeter über dem Wasserspiegel auf. Sie angelte ihre Handtasche vom Beifahrersitz und stieg aus. Das Wasser war vielleicht fünfzehn Zentimeter

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