Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totenflut

Titel: Totenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bent Ohle
Vom Netzwerk:
fürchte, um eine Operation werden Sie nicht herumkommen. Der Eingriff ist nötig, sonst werden die Beschwerden schlimmer werden. Das kann bis hin zur Lähmung der Beine führen. Eine ernste Sache! Unser Krankenhaus verfügt über eine ausgezeichnete chirurgische Station. Wenn Sie möchten, kann ich mit dem Professor sprechen und einen zeitnahen Termin vereinbaren.«
    Â»Das geht nicht! Auf keinen Fall!« Schröder schüttelte den Kopf.
    Â»Dr. Petri sagte mir, dass sie Polizist sind.«
    Â»Ich kann im Moment auf keinen Fall aus den Ermittlungen aussteigen. Das ist unmöglich!«
    Â»Sie riskieren Ihre Gesundheit, aber es ist Ihre Entscheidung.«, sagte Hiller und kam näher an den Tisch gefahren. Er beugte sich vor, um ganz im Vertrauen zu sprechen.
    Â»Sie sollten es tun! Das ist ein gut gemeinter Ratschlag von mir. Ist der Fall denn wirklich so wichtig?«
    Was weißt du denn schon, dachte Schröder. Du hast doch keine Ahnung, was da draußen vor sich geht! Wenn du’s wüsstest, würdest du mich, ohne ein Wort zu verlieren, gehen lassen und mir sogar noch die Tür aufhalten!
    Plötzlich spürte Schröder etwas, das durch seinen Körper lief wie eine elektrische Welle. Etwas war passiert. Er konnte es deutlich fühlen. Das Gefühl wurde zur Gewissheit, und es konnte nicht länger warten. Er stand auf, sah Dr. Hiller nicht an, erklärte nichts, verabschiedete sich nicht, sondern ging einfach hinaus.
    Â»Herr Schröder?«, fragte Hiller perplex. Doch Schröder war schon aus der Tür und hörte ihn nicht mehr.
    Während Schröder sich im Krankenhaus seiner Untersuchung unterzog, waren vier Waldarbeiter unterwegs, um in einem zwei Hektar großen Gebiet Baumfällarbeiten durchzuführen. Fischer war einer von ihnen. Er arbeitete seit sieben Jahren in diesem Job und konnte sich nicht vorstellen, jemals etwas anderes zu tun. Er mochte den Wald, mochte es, draußen zu sein, und er mochte das Holz. Holz war etwas, das ihn schon in seiner Kindheit fasziniert hatte. Sein Großvater hatte ihm zu seiner Einschulung ein Messer geschenkt. Es steckte in einer ledernen Scheide, und der Griff war aus dunkler Eiche gefertigt. Jeden Tag holte er es heraus und betrachtete es, spürte die Faszination des harten Stahls und der scharfen Klinge. Und eines Tages konnte er der Versuchung nicht mehr widerstehen. Er schnitt im Garten einen kleinen Ast von einem Haselnussbaum ab und begann, kleine Ringe in die feine Rinde zu ritzen. Mit der Zeit wurden daraus aufwendige Muster, und bald schnitzte er Figuren, die überall im Haus auf den Fensterbänken herumstanden. Als er vierzehn war, hatte er dreihundert Figuren angefertigt. Er liebte den Geruch von Holz, liebte, wie es sich anfühlte. Für ihn gab es keinen schöneren Werkstoff und jetzt, mit seinen 32 Jahren, träumte Fischer davon, einmal ein Holzhaus zu besitzen, das er mit den eigenen Händen gebaut hatte.
    Mit Schutzhelm und Motorsäge bewaffnet, stapfte er durchs Unterholz und suchte nach markierten Bäumen. Den ersten hatte er bereits entdeckt. Der Durchmesser des Stamms mochte vielleicht vierzig Zentimeter sein. Eine einfache Aufgabe. Schon nach kurzer Zeit hatte Fischer den Baum gefällt, ohne dass er die nebenstehenden Bäume beschädigt hätte. Er ging weiter. Die Bäume wurden jetzt größer und mächtiger. Die Baumkronen verdunkelten den Himmel und ließen kaum noch Regen durch. Links von ihm hörte Fischer in einiger Entfernung die Säge eines Kollegen. Etwa zehn Meter vor ihm leuchtete die Farbmarkierung eines Baumes, der mehr als doppelt so dick war wie der letzte. Mit einem kräftigen Ruck zog er an der Motorleine, und die Säge röhrte auf. Es roch nach Benzin. Fischer klappte sein Visier herunter und schnitt einen Keil in den Stamm. Er musste einige Kraft aufwenden, um sich durch das harte Holz zu arbeiten. Die Sägespäne spritzten in einer Fontäne aus der Kette. Der Keil rutschte heraus und hinterließ eine weiße, klaffende Wunde. Es krachte einmal, zweimal, dann splitterte das Holz, und der Stamm brach. Ächzend neigte sich der Baum, fiel und donnerte zu Boden. Fischer ging zur Baumkrone, um die großen Äste zu entfernen. Er wischte sich noch den Schmutz von seinem Visier und wollte gerade seine Säge ansetzen, als er aus dem Augenwinkel etwas hinter der Baumkrone sah. Es war nur eine Farbe gewesen, die er

Weitere Kostenlose Bücher