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Totenflut

Titel: Totenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bent Ohle
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gewesen und hatte den Teufel gesehen. Tief unten unter der Erde. Nichts würde mehr so sein wie früher. Nichts könnte sie je wieder lächeln lassen, dachte Schröder. Ihr Lächeln war gestorben. Nur ihr Körper war wieder zurückgekommen. Ihr kleiner, zerbrechlicher Körper.
    Schröder und Elin saßen zum Mittagessen in einem kleinen türkischen Imbiss. Während des Essens hatten sie kein Wort miteinander gewechselt. Jeder dachte für sich alle möglichen Szenarien durch, versuchte zu rekonstruieren, wie es dazu hatte kommen können, dass Marie nun hier war und nicht in den Händen des Mörders. Der Besitzer servierte ihnen einen heißen Apfeltee. Schröder warf beide Stückchen Zucker ins Glas und rührte um. Er blickte in den kleinen Strudel, der sich im Glas bildete.
    Â»Wie konnte sie ihm nur entkommen? Wie konnte er sich so eine Blöße geben? Das passt nicht zu ihm, ein solcher Fehler.«, sagte Schröder.
    Â»Das wundert mich auch. Aber das Mädchen ist der Schlüssel zu allem. Sie ist der wichtigste Trumpf, den wir haben. Herrgott, sie ist ein echter Glücksfall für uns!«, freute sich Elin. Schröder ließ den Löffel fallen.
    Â»Sie sollten besser überlegen, was Sie sagen, oder Sie halten lieber Ihre unbedachte Schulmädchenklappe!«, fauchte er sie an.
    Â»Wie reden Sie eigentlich mit mir!? Ich denke, ich habe etwas mehr Respekt verdient!«, sagte Elin aufgebracht. Sie war laut geworden, und die anderen Gäste blickten zur ihr herüber.
    Â»Vor allem das Mädchen hat Respekt verdient! Fragen Sie doch mal Marie, ob sie sich wie ein verdammter Glücksfall fühlt!«
    Elin wollte den Mund aufmachen, um sich zu verteidigen, doch sie sah ein, dass Schröder im Recht war. Manchmal war sie einfach so in dem Fall drin, so fokussiert auf die Fakten und ihre eigenen Rückschlüsse, dass sie vergaß, das zu sehen, was den Opfern angetan wurde. Sie musste lernen, die Menschen nicht nur als Beweisstücke anzusehen. Wenn es auch alles um so viel einfacher machte.
    Schröders Blick schweifte hinaus auf die Straße, wo die Menschen ihren alltäglichen Geschäften und Besorgungen nachgingen.
    Â»Wissen Sie, manchmal sehe ich all die Menschen da auf der Straße und denke, was, wenn er gerade jetzt an uns vorbeigeht? Was, wenn er dort drüben in dem Haus wohnt, und wir wissen es nicht? Wir fahren daran vorüber, gehen an ihm vorbei, waren so nah an ihm dran und sind doch so weit von ihm entfernt. Dieser Gedanke macht mich ganz krank!«
    Â»Wir kriegen ihn! Irgendwie kriegen wir ihn! Wir sollten jetzt gehen«, sagte Elin versöhnlich.
    Schröder sah auf die Uhr und winkte dem Besitzer.
    Â»Wollen Sie mich nicht mal zum Essen einladen?«, fragte Elin.
    Schröder blickte irritiert auf.
    Â»Ich kann das hier zahlen, ja.«
    Â»Nein, ich meinte, zu Ihnen nach Hause. Ein richtiges Abendessen. Sie kochen!«
    Â»Ich mache was?«
    Â»Ich wette, Sie können kochen! Sehen Sie, ich lebe die ganze Zeit von Junkfood und wohne in einem sterilen Hotelzimmer. Ich möchte mal wieder in einer richtigen Wohnung sein! Wo wirklich jemand lebt, verstehen Sie?«
    Â»Kommt nicht in Frage!«, sagte Schröder.
    Â»Bitte, Schröder!«
    Â»Lassen Sie mich in Ruhe! Wir verbringen fünfzehn, sechzehn Stunden am Tag zusammen! Da muss ich Sie nicht auch noch in der restlichen Zeit ertragen!«
    Der Besitzer kam an den Tisch.
    Â»Geht das zusammen?«, fragte er.
    Â»Nein, getrennt!«, sagte Schröder.
    Â»Er zahlt!«, sagte Elin und deutete frustriert auf ihren Partner. Dann nahm sie ihre Tasche und verschwand, ehe Schröder etwas entgegnen konnte.
    Â»Frauen!«, grinste der Besitzer und hielt die Hand auf.

Kapitel 18
    Ihr nächster Termin war mit Franke in der Kriminaltechnik. Ein Mitarbeiter hatte sie ins Labor geschickt, wo alle mit Mund- und Haarschutz arbeiteten und kaum zu erkennen waren. Franke saß an einem Mikroskop und blickte konzentriert durch die Linse.
    Â»Sie sehen nicht so aus, als hätten Sie gar nichts gefunden!«, begrüßte Schröder ihn. Franke blickte auf und nahm seine Brille ab.
    Â»Das trifft es ziemlich genau. Wir haben nicht gar nichts, aber doch sehr wenig. Trotz der siebzehn Leichen.«
    Â»Es gibt immer Spuren«, sagte Elin, und es klang so, als ob sie jetzt schon Frankes Arbeit in Frage stellen wollte.
    Â»Das stimmt, doch unser

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