Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenfrau

Totenfrau

Titel: Totenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
Vom Netzwerk:
einem USB-Stick, die Originale von seiner Festplatte gelöscht. Sie hat keine Spuren hinterlassen. Niemand soll erahnen, dass es einen Grund gibt für das, was passieren wird. Bertl Puch würde einfach verschwinden. Einfach so. Er würde nicht mehr zurück ins Studio kommen, keine weitere Sendung mehr aufnehmen, er würde nie wieder nach Kitzbühel zurückkehren, nie wieder für Kordula Heidmann kochen, einfach für immer verschwinden. Blum hat es in jener Sekunde beschlossen, in der sie die Videos gesehen hat. Das Urteil hat er selbst gefällt. Sie wird es beenden, sie wird den Koch aus dem Verkehr ziehen. Den Koch und den Jäger, beide. Schnell.
    Blum in Wien. Niemand hält sie auf, keiner redet es ihr aus, nimmt sie in den Arm, sagt ihr, dass sie es lassen soll. Dass sie Bertl Puch nicht einfach anrufen, ihn nicht treffen soll. Ihn nicht umbringen, ihm nicht mit einer Axt den Kopf abhacken, ihn betäuben, ihn erstechen, erschlagen soll. Niemand hält sie auf. Da ist nur dieses Gefühl, wie ein Rausch plötzlich, einen Plan zu schmieden, ihn ungesehen in ihren Wagen zu bringen, ihn nach Innsbruck zu transportieren, ihn auszuschalten wie eine Lampe. Den Knopf drücken, das Licht ausmachen, den Körper lahmlegen, sein Gesicht, seinen Mund, die Hände, die Finger. Es wäre nur ein weiterer Körper auf ihrem Tisch. Nur Haut und Fett, durch die sie mit Nadeln sticht. Einfach den Stecker ziehen, ihn kaputt machen wie ein Spielzeug. Es Hunderte Male gegen die Wand schlagen, so lange, bis es keinen Ton mehr von sich gibt, sich nicht mehr bewegt. So lange, bis die Erlösung kommt, bis der Schmerz nachlässt, die Panik in seinem Gesicht, die Angst. So lange das Spielzeug gegen die Wand schlagen, bis es nur noch ein lebloser Körper ist. Blum wird es tun. Die Herausforderung annehmen. Ihn bestrafen. Für Dunja. Ihn aufhalten. Ihn töten.

36

– Bertl Puch.
    – Du hörst jetzt gut zu.
    – Wer spricht da?
    – Wenn du nicht willst, dass deine Geschichte ins Fernsehen kommt, dann hör jetzt gut zu. Ich weiß alles. Über den Keller, über Schönborn, den Schauspieler. Ich weiß, was ihr gemacht habt, dass ihr den Polizisten umgebracht habt. Und auch das Mädchen. Es gibt Beweise, und diese Beweise liegen bei einem Notar. Wenn ich mich nicht bei ihm melde, wird er die Unterlagen an die Medien geben. Hast du das verstanden?
    – Ja.
    – Du wirst jetzt keinen Fehler machen und bis ans Ende der Straße gehen. Auf der rechten Seite ist eine Tiefgarage. Du gehst ins zweite Untergeschoss, Platz zweihundertvier. Du wirst dort auf mich warten.
    – Wo sind Sie?
    – Hinter dir.
    – Wo?
    – Der weiße Wagen.
    – Was soll das?
    – Noch einmal. Wenn du nicht tust, was ich sage, wird dein Leben zum Albtraum werden, das verspreche ich dir.
    – Was wollen Sie von mir? Woher haben Sie überhaupt diese Nummer?
    – Woher weiß ich, dass du Schweine züchtest?
    – Was Sie von mir wollen, will ich wissen.
    – Du sollst dich umdrehen und weitergehen. Platz zweihundertvier. Wenn ich einparke, wirst du den Kofferraumdeckel aufmachen und dich in den Sarg legen.
    – Was soll ich?
    – Du hast mich verstanden.
    – Sind Sie verrückt?
    – Du hast die Wahl. Du legst dich in den Sarg, oder die Welt schaut sich in einer Stunde deine hübschen Videos an.
    – Sie waren in meiner Wohnung?
    – Und in deinem Restaurant.
    – Ich will wissen, was Sie von mir wollen.
    – Was du willst, ist nicht wichtig.
    – Das ist ein Leichenwagen, sind Sie wahnsinnig?
    – Das ist ein Cadillac Superior, Baujahr 1972. Ein wirklich schöner Wagen, du wirst dich darin wohlfühlen.
    – Lassen Sie mich in Ruhe.
    – Ich kann bleiben, oder ich kann fahren. Es ist deine Entscheidung.
    – Wer bist du?
    – Hör auf mich zu duzen, sonst bin ich weg.
    – Was soll die Scheiße? Das kann doch alles nicht wahr sein.
    – Weitergehen.
    – Ich werde jetzt auflegen.
    – Wie gesagt. Wenn du jetzt nicht da runtergehst, bin ich weg.
    – Ich werde mich nicht in einen Sarg legen.
    – Doch, das wirst du. Platz zweihundertvier. Du wirst dein Telefon auf das Autodach legen und den Kofferraum öffnen. Wenn du auf die Idee kommst, die Fahrertür zu öffnen oder mich anzugreifen, ist es vorbei. Du wirst einfach in den Sarg klettern und liegen bleiben. Ich werde aussteigen und den Deckel schließen.
    – Sind Sie geisteskrank?
    – Wenn es nicht genau so passiert, hast du deine Chance verspielt.
    – Welche Chance?
    – Das musst du schon selbst herausfinden. Aber ich denke, du

Weitere Kostenlose Bücher