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Totenfrau

Totenfrau

Titel: Totenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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Komödiant mit Skilehrercharme. Bertl Puch. Sie wird sich an seine Fersen heften und herausfinden, ob er tatsächlich so ist, wie sie es sich ausmalt. Blum wird mit ihm reden, dann wird sie ihn töten. Schon bald.

35

Wien. Siebter Bezirk, Neubaugasse, zweiter Stock. Eine kleine Wohnung zur Straße hin. Das Schloss ist kein Problem, Mark hat es ihr gezeigt vor Jahren. Sie hatten sich ausgesperrt, er hat die Tür innerhalb weniger Minuten öffnen können. Ein Kinderspiel. Damals und auch heute. Bertl Puch ist auf dem Weg zum Sender, er hat den ganzen Tag zu tun. Studio Eins ist die ganze Woche über besetzt mit der Kochshow. Bertl Puch im Dauereinsatz. Blum hat gestern vor dem Sender auf ihn gewartet. Sie ging ihm nach, saß im selben Lokal wie er, trank Bier und sah zu, wie er sich mit Freunden traf. Ein beliebter Mensch, auf den ersten Blick unschuldig wie die anderen. Niemand von seinen Freunden würde es ihm zutrauen. Er zahlte und ging nach Hause. Blum folgte ihm. Sie saßen in derselben U-Bahn, sechs Stationen, dann noch zehn Minuten zu Fuß. Er öffnete das Haustor und verschwand darin. Im zweiten Stock ging Licht an, Blum sah ihn von der Straße aus, seine Silhouette am Fenster, Bertl Puch in seiner Wiener Wohnung, der Starkoch kurz vor dem Schlafengehen. Zwanzig Minuten, dann ging das Licht aus. Blum wartete noch kurz, dann holte sie ihr Auto. Sie wartete so lange, bis ein Parkplatz in Sichtweite zur Haustür frei wurde, dann legte sie sich nach hinten und stellte den Wecker. Bis fünf Uhr früh schlief sie, danach setzte sie sich wieder nach vorne. Sie wartete, bis er das Haus verließ. Bertl Puch auf dem Weg zur Arbeit.
    Eine ältere Dame ließ sie ins Haus hinein. Blum huschte ganz selbstverständlich neben ihr durch das Tor. Sie lächelte die Dame freundlich an. Die Dame lächelte zurück und verschwand hinter einer Tür im Erdgeschoss.
    Blum im zweiten Stock, kein Türschild, das Schloss. Ein Schraubenzieher, ein Stück Holz, ein Hammer. Nur ein kurzes Klopfen ist zu hören, dann geht die Tür auf und wieder zu. Blum in seiner Wohnung. Plastiküberzieher über ihren Schuhen, eine Plastikhaube auf dem Kopf, Handschuhe. Mark hat ihr immer gesagt, wie dumm manche Täter sind, wie viele Spuren sie an Tatorten hinterlassen, Haare, Schweiß, Haut, Fingerabdrücke. Blum will alles richtig machen, nichts in der Wohnung soll darauf schließen lassen, dass jemand hier war und etwas gesucht hat. Beweise für ein Verbrechen. Videos.
    Ein Rechner ohne Passwort. Ein Notebook am Couchtisch, daneben Chips und zwei leere Bierdosen, ein voller Aschenbecher. Unaufgeräumt alles, Fettflecken am Bildschirm. Blum schaltet ihn ein. Wie dumm er ist. Wie unvorsichtig. Blum öffnet den Explorer, um sich einen Überblick über die Daten zu verschaffen. Bertl Puch ist trotz aller Unordnung in seiner Wohnung ein ordentlicher Mensch, sein Computer ist aufgeräumt, alles ist übersichtlich geordnet. Was Blum sucht, sticht ihr in die Augen, es leuchtet, die Buchstaben schreien. Schweinezucht, steht da. Schweinezucht.
    Blum in einer fremden Wohnung. Sie tut Dinge, die vor ein paar Monaten noch unvorstellbar für sie gewesen wären. Blum überlegt nicht, sie würde noch viel mehr tun. Alles, was notwendig ist, um herauszufinden, ob dieser Mann tatsächlich etwas mit Marks Tod zu tun hat. Mit Dunjas. Blum hat eine Grenze überschritten, als sie Schönborn die Schnapsflasche mit GBL in die Hand gedrückt hat. Als sie ihn tot aus dem Kühlraum geholt hat. Die Grenze war offen, da war kein Stacheldraht mehr. Blum hat Jaunig angezündet. Ihm den Kopf abgehackt. Sie hat sich Dunja vorgestellt dabei. Sie hat diese leeren Augen gesehen. Die Fotos von Edwin Schönborn. Unmenschen waren es. Schönborn und Jaunig. Und Puch, der Koch.
    Schweinezucht. Videoaufnahmen, die er mit dem Handy gemacht hat. Abgelegt in einem Ordner auf seinem Notebook, ungesichert. Jeder hätte sie finden können, sehen können, was in diesem Keller passiert ist. Kein Geheimnis, Bertl Puch hat nicht daran gedacht, dass jemand den Ordner öffnen könnte, dass jemand sich an seinem Notebook vergreift. Er fühlt sich sicher. Er sieht keinen Grund, die Daten zu löschen. Diese siebzehn kleinen Horrorfilmchen. Dokumentationen der Fütterungen, der körperlichen Ertüchtigungen, der Züchtigungen. Da sind Dunja, Ilena und Youn. Dunja, so wie Blum sie kennengelernt hat, nur dünner noch, geschundener, verletzter. Sie war mitten in der Hölle, da war kein Ausweg. In ihren

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