Totengeld (German Edition)
Er zahlt.«
» Wie war die Stimmung?«
R osalie schaute mich verständnislos an.
» Wirkten die Mädchen glücklich?«
R osalie schüttelte den Kopf. »Nervioso.«
» Warum sagen Sie das?«
»Sie schauen aufTisch, nicht in meinAugen. Kein Lächeln. Kein R eden.«
»Haben Sie mit ihnen gesprochen?«
»Ich sage hola, sie sagen nichts. Ich sage buenos días , sie sagen nichts.«
»Haben sie mit dem Mann geredet? Hat er mit ihnen geredet?«
»Der Mann bestellt drei Käse-Enchiladas. Nicht freundlich. Muy frío.«
» Wie sah er aus?«
Sie schüttelte den Kopf. »Kappe.« Sie hielt sich beide Hände an die Stirn, wie einen Kappenschirm. »Ich nicht gut sehen.«
» War er groß, klein, dick, dünn?«
Sie wedelte mit der Hand. »Nicht so groß, nicht so dünn oder fett.«
Ich zog dieVerbrecherfotos von Creach und Majerick aus meiner Handtasche. R osalie betrachtete sie und schüttelte dann langsam den Kopf.
»Die Kappe. Und …« Sie tat so, als würde sie sich den Kragen aufstellen. »Und er nicht schaut mir in dieAugen.« Sie zuckte dieAchseln. »Kein Gesicht.«
Klasse. Ein Kerl mittlerer Größe mit einer Kappe. Slidell würde begeistert sein von dieser Beschreibung.
»Sind der Mann und die Mädchen in einemAuto gekommen?«
»Zu Fuß.«
»Haben Sie gesehen, wohin sie gingen?«
R osalie nickte. »Als sie gehen, ich schaue durch Fenster.«
Nach einem weiteren schnellen Blick zur Küche kam sie um denTresen herum, stieß dieTür auf und deutete auf eine Ladenfront etwa einen halben Block entfernt auf der anderen Straßenseite.
»Da. Sie gehen da hin.«
» Was ist das?«
Sie zögerte kurz und sagte dann: »Sala de masaje.«
Darüber musste ich nachdenken.Als sie mein Unverständnis sah, tat R osalie so, als würde sie sich Nacken und Schultern reiben.
»Massagesalon?«
»Ja.« Ihre Lippen wurden schmal. »Nur Männer. Männer gehen rein, Männer kommen raus. Keine Frauen.Aber Mädchen.«
»Das mit der pinkfarbenen Haarspange.«
»Sí.« Sie ließ die Tür wieder zufallen, kehrte zum Tresen zurück und streckte die Hand aus. Ich gab ihr einen Zwanziger.
»Darf ich Ihnen noch eine Frage stellen?«
Sie schaute mich an.
»Haben Sie dem Mädchen mit der Haarspange einen Zettel von der Kirche St.Vincent de Paul gegeben?«
» Sí. Ich denke, vielleicht reden die Mädchen nicht, weil sie nicht Englisch können.« Sie zuckte dieAchseln. »Ich denke, vielleicht reden sie mit Jesus.«
»Das war sehr freundlich.«
»Sie sagen nicht gracias. Sie sagen gar nichts.«
Sie gab mir dasWechselgeld, schob die Kassenlade zu und atmete tief ein. Ich spürte, dass sie noch etwas zu sagen hatte.
»Ich glaube, diese Mädchen habenAngst. Dann eins ist tot. Ich muss etwas –« Sie hob die Hand zu dem herzförmigen, braunen Fleck an ihrer Kehle. »Ich rufe Sie an. Irgendwas ist schlecht. Irgendwas stimmt nicht.«
»Sie haben das Richtige getan, R osalie. Detective Slidell und ich werden herausfinden, wer dieses arme Mädchen ist. Dank Ihnen wird man sie zu ihrer Familie zurückbringen können. Und wir werden herausfinden, wer ihr das angetan hat.Wenn auch anderen Mädchen etwas getan wurde, werden wir auch das herausfinden.«
DieTür flog auf, und zwei Jungs schlurften herein. Beide trugen Sporttrikots und Jeans, in denen vier ihrer Sorte Platz gehabt hätten.
»Está abierto?«
»Sí.« Zu mir. »Ich jetzt gehen.«
»Sie haben meine Nummer. Bitte rufen Sie mich an, wenn Ihnen sonst noch etwas einfällt oder wenn Sie den Mann mit der Kappe noch einmal sehen.« Ich steckte dieAusdrucke wieder in dieTasche. »Oder einen dieser beiden Männer.«
Draußen lehnte Slidell amTaurus.
»Ich hoffe nur, es hat sich gelohnt.« Er riss dieTür auf und setzte sich hinters Steuer.
»Fahren Sie an diesem Gebäude vorbei.« Ich deutete zum Massagesalon und berichtete dann, was R osalie mir erzählt hatte.
»Dann ging die Kleine also doch anschaffen?«
War es wirklich so? Hatte R osalie eine gemeinsame Mahlzeit von jungen Prostituierten und ihrem Zuhälter beobachtet? Ich gab es zwar ungern zu, aber allmählich ergab SlidellsTheorie einen Sinn.
Der Massagesalon stand zwischen einemTattoostudio und einem Schnapsladen.Wie seine Nachbarn war er ein schmutzig weißer Backsteinbau mit einer Glastür und einem großen Schaufenster. Im Gegensatz zu seinen Nachbarn waren alle Glasflächen mitVorhängen verdeckt. Ein kleines Schild identifizierte den Laden als den Passion Fruit Club.
Slidell und ich beobachteten schweigend die
Weitere Kostenlose Bücher