Totengeld (German Edition)
Detective?«
»Sí, Señorita.«
30
Die Taquería Mixcoatl befand sich an einer miesen, kleinen Abzweigung der Griffith R oad, einer zweispurigen Straße, die sich von der Old Pineville nach Westen wand und am Charlotte Marriott Executive Park als Sackgasse endete. Das R estaurant lag zwischen einem Tattoostudio und einem Discounter für Autoteile. Alle drei Geschäfte hatten vergitterte Fenster und dreckige Scheiben, durch die man nichts sehen konnte.
Slidell bog auf den geteertenVorplatz ein und parkte dreiTüren von derTaquería entfernt. Es standen nur drei andere Fahrzeuge da: ein roter Mini Cooper, ein grauer Lexus und ein aufgemotzter Chevy-Pick-up mit Scheiben, die so dunkel waren wie die Fenster der Läden.
»Mixed CoatAll.« Slidell schaute sich das Schild an und schüttelte den Kopf. » Was soll denn das heißen?«
»Mixcoatl ist der aztekische Gott der Jagd.«
Das R estaurant war klein und roch nach gegrilltem Fleisch. Drinnen hing an derWand rechts neben derTür eineAnschlagtafel vollerWerbezettel, Bekanntmachungen und Poster, alle auf Spanisch. Links war einTresen mit Kasse. DieTische waren aus Holz, die Stühle hatten hohe Lehnen, und alles war in Primärfarben gestrichen.
Jetzt, mitten am Nachmittag, war das Lokal verlassen. Slidell und ich zögerten einenAugenblick und setzten uns dann ans Fenster.
Sekunden später kam eine Frau durch einen Perlenvorhang, der die Sicht in die Küche versperrte. Sie trug Sachen, die irgendwie mexikanisch aussahen. Eine weiße Baumwollbluse mit Puffärmeln. Einen leuchtend buntenTextilrock.
»Buenos días«, sagte ich.
»Tut mir leid, dass Sie warten mussten.«
» Wir haben es nicht eilig.« Mit einem großen Lächeln.
Die Frau gab uns die Speisekarten. Sie waren laminiert und zeigten Fotos von mexikanischer Standardkost.
»Ich weiß schon genau, was ich will.« Ich lächelte sie noch einmal freundlich an. »Enchiladasverdes mit Hühnchen und eine Jarritos-Limonade.«
Die Frau nickte.
Slidell bestellte sich einen Burrito mit Rindfleisch und ein Dr Pepper. Eine Braue bildete ein Komma, als die Frau durch den Perlenvorhang klapperte.
»Buenos días?«
»Ich wollte sie zum R eden bringen.«
»Glauben Sie, sie ist unser Mädchen?«
Ich zuckte nur mit den Schultern.
Dachte dann aber einenAugenblick nach.
»DerAnruf landete gegen halb zwei auf meinemAnrufbeantworter. Der Laden sieht nicht aus, als wäre hier viel los.«
Ich ließ den Blick durch das R estaurant wandern, sah weder einen Festnetzanschluss noch ein schnurloses Gerät in der Nähe der Kasse.
»DasTelefon muss hinten sein.«
» Was heißt, dass nurAngestellte Zugang haben.« Slidell verstand sofort, was ich meinte. Nur eine kurze Liste möglicherAnrufer.
Unser Essen kam schnell. Obwohl ich verdammt freundlich war, ließ sich die Frau nicht in ein Gespräch verwickeln. In keiner Sprache.
Als sie unserenTisch verließ, spähte ich durch die Perlenschnüre, die sich hinter ihr wieder schlossen. Erhaschte einen kurzen Blick auf einen alten Mann am Grill. Sein Gesicht sah aus wie nach tausend Stunden in der Sonne.Vor Brust und Bauch hatte er eine weiße Schürze, die am R ücken zugebunden war.
Während des Essens wanderte mein Blick zum Fenster und hinaus zu dem Parkplatz auf der anderen Seite, der nur schwach zu erkennen war. Der Mini war verschwunden, und der Lexus war durch einen SUV ersetzt worden. Der Pick-up stand noch unverändert da.Aus diesem Blickwinkel meinte ich hinter dem Steuer eine Silhouette zu erkennen.
» – bei den Gleisen gibt’s den Bronco Club. Sie können mir nicht erzählen, dass die Damen keine Doppelschichten fahren.«
Slidell war noch immer darauf fixiert, dass unser Fahrerfluchtopfer eine Prostituierte war.
»Es gibt keinen Beweis, dass die Kleine anschaffen ging.«
» Wirklich?Was ist mit dem Doppeltreffer bei der DNS ?« Slidell trank einen Schluck und knallte die Dose auf denTisch. »Ich habe nicht den ganzenTag Zeit. Kommen wir zur Sache.«
Bevor ich ihn davon abhalten konnte, klopfte er mit den Knöcheln auf dieTischplatte, um die Kellnerin zu rufen. Sie tauchte wieder auf und kam direkt zu uns.
» Wie wär’s mit der R echnung?«
Die Frau zog einen kleinen Block aus ihrer R ocktasche.Während sie zusammenzählte, kam Slidell ganz unverblümt zum Punkt.
»Und, Señorita, in letzter Zeit irgendwelche interessantenTelefonate geführt?« Die Frau hob den Blick. Sie schaute Slidell an, dann mich, legte die R echnung auf denTisch und eilte wieder in
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