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Totengeld (German Edition)

Totengeld (German Edition)

Titel: Totengeld (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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legte die Fingerspitzen zusammen und stützte das Kinn darauf. »Sie wissen, was eineAnhörung nachArticle 32 ist?«
    »ImWesentlichen.«
    »SeitAnfang der 1950er-Jahre wird die Militärjustiz in Übereinstimmung mit dem UCMJ , dem Uniform Code of Military Justice, ausgeübt. Dieser Code bildet den gesetzlichen Rahmen, der das Fundament des eigenständigen Strafrechts und der strafrechtlichenVerfahren innerhalb des amerikanischen Militärs bildet.
    Viele der eigenständigen R egelungen ähneln denen, die man in der nationalen R echtsprechung und der der einzelnen Bundesstaaten findet. DieVerfahrensvorschriften können allerdings sehr unterschiedlich sein.
    LautArticle 32 des UCMJ darf eineAnklage an ein allgemeines Kriegsgericht erst dann weitergereicht werden, wenn eine unparteiische Ermittlung denWahrheitsgehalt derAnklage festgestellt hat. Nicht viel anders als bei einem Grand-Jury-Verfahren für Zivilisten.«
    Pete hatte immer behauptet, dass derArticle 32 demAngeklagten tatsächlich größere R echte gewährt, weil er demAngeklagten und seinemVerteidiger gestattet, bei derAnhörung anwesend zu sein, die Zeugen derAnklage ins Kreuzverhör zu nehmen und eigene Beweismittel zu präsentieren, was bei einerAnhörung vor einer Grand Jury alles nicht gestattet ist.
    Ich erinnerte mich, wie gereizt er reagierte, als ich Groucho Marx mit dem Satz zitierte, militärische Gerichtsbarkeit verhalte sich zu normaler Gerichtsbarkeit wie Militärmusik zu normaler Musik.
    Hawthorns Stimme holte mich ins Jetzt zurück.
    »DieAnklage hat ihre sämtlichen Beweise vorgelegt. Ich habe vor, nur einen Zeugen aufzurufen, nämlich Sie. Ich habe Ihren Bericht gelesen und beabsichtige, ihn mit Ihnen durchzugehen, so wie es jeder zivileAnwalt auch tun würde.«
    Hawthorn lehnte sich in seinem Sessel zurück.
    »Ich schätze, Sie wollen ein bisschen was über den Mann der Stunde erfahren?«
    »Alles, was Sie für sachdienlich halten, ja.«
    »DerVater von Second Lieutenant Gross war in derAir Force, also wuchs er als typischer Soldatensohn auf. Von Stützpunkt zu Stützpunkt, von Dienstspanne zu Dienstspanne. Hatte dieArmee im Blut, wenn Sie so wollen.«
    »Manchmal läuft es auch genau andersherum.«
    »Ja, aber nicht bei John. Nach seinem Highschool-Abschluss – als Klassenbester, wenn ich das anfügen darf – ging er direkt in ein R ekrutierungsbüro der Marines.«
    »Nicht zurAir Force?«
    Hawthorn ließ die Hände sinken und legte die Handflächen auf die Schreibunterlage. »Ich vermute, er hatte das Bedürfnis, seinemVater etwas zu beweisen.«
    Ich fragte nicht nach, was er damit meinte.
    »John entschied sich für eineAusbildung bei den Marines, weil sie ihm die Möglichkeit zu einem Kampfeinsatz direkt nach derAusbildung bot. Und gleich nach dem Abschluss meldete er sich freiwillig und wurde auch eingesetzt, bei Desert Storm.Von 91 bis 94 diente er, mit Unterbrechungen, immer wieder im Nahen Osten.«
    »Das ist eine lange Zeit.«
    »Ja.« Hawthorn schien etwas anmerken zu wollen, entschied sich dann aber dagegen. »NachAbschluss seines letzten Einsatzes schrieb John sich nicht wieder ein. Er hatte bewiesen, was er beweisen musste, sich selbst und seinemVater. Für sein Leben hatte er andere Pläne. Er studierte an der NC State University und arbeitete trotz Militärstipendium nebenbeiVollzeit. NachAbschluss mit einem Diplom in politischerWissenschaft unterrichtete er einige Jahre lang in einer Highschool in Charlotte. Könnte aber auch Charleston gewesen sein.«
    »Und doch hatte er sich offensichtlich wieder zum Militärdienst gemeldet.«
    »Am 9. November 2005. Hat dieses Datum für Sie irgendeine Bedeutung, Dr. Brennan?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Für John schon.An diesemTag überfielen Selbstmordattentäter drei amerikanische Hotels inAmman, Jordanien. Das Radisson SAS , das Grand Hyatt und ein Days Inn. Im Radisson war es am schlimmsten. EinAttentäter-Ehepaar betrat einen Ballsaal, in dem gerade eine Hochzeitsfeier mit neunhundert Gästen im Gange war.Achtunddreißig Menschen wurden getötet, darunter auch dieVäter von Braut und Bräutigam.«
    Jetzt fielen mir dieseAttentate wieder ein. Insgesamt sechzigTote, hundertzwanzigVerletzte.
    »Nach solchen Überfällen steigen dieWiedereinschreibungen generell an. Nach 9/11 bildeten sich vor den R ekrutierungsbüros lange Schlangen.«
    HawthornsTelefon klingelte. Er blickte kurz auf dieAnruferkennung, nahm aber nicht ab.
    »John sah sich wohl in seiner

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