Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totengeld (German Edition)

Totengeld (German Edition)

Titel: Totengeld (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
Mädchen starrte mich direkt an. Dann kam vor meinenAugen ein Mann aus dem Laden und zog sie beiseite.
    »Mom.«
    Ich drehte mich zu Katy um.
    »Schau dir das an.«
    Etwas verwirrt versuchte ich mich auf denTeppich zu konzentrieren, der Katys Interesse geweckt hatte. Ich wollte gerade etwas sagen, als ein Heulen die Luft zerriss.
    »FeindlicherAngriff.« Katy ließ denTeppich los. »Gehen wir.«
    Wir rannten über die Straße, schlugen einen rechten Haken und stürzten in einen niedrigen, mit Sandsäcken bedeckten Betonbau.Auf den Bänken saßen bereits einige andere.Weitere folgten uns.
    Binnen Sekunden war der Bunker voll. Ich spürte keine Panik, eher die gelassene Akzeptanz, die aus der R outine entsteht.
    Während wir bei Sirenengeheul in der Dunkelheit warteten, spürte ich eine leichte Berührung an meiner Hand. Ich schaute nach links. Erkannte die Gestalt. DasAllah-Mädchen kauerte neben mir. Und neben ihr war der Mann, der sie in den Laden gezerrt hatte.
    Zeit verging.
    Das Mädchen war so nahe, dass ich ihren Körper zittern spürte. Irgendwann wimmerte sie. Der Mann redete scharf auf sie ein. Ich hörte dasWort Khandan. Ihr Name?
    Schließlich kam die Entwarnung.Wir packten unsere Sachen und krochen nach draußen.
    »Du nimmst das ja ziemlich cool«, sagte ich, während ich mir den R ucksack über die Schulter hängte.
    Katy zuckte dieAchseln. »Das ist eher lästig als sonst was. Man gewöhnt sich daran. Das Leben geht weiter.«
    Normalerweise.Aber auf US-Stützpunkten waren schon viele bei Raketen- und Mörserangriffen gestorben.
    Während wir redeten, gingen der Mann und das Mädchen an uns vorbei. Während er uns keines Blickes würdigte, schaute das Mädchen mich unverwandt an.Traurig?Verwirrt? Flehend?
    Ja. Genau das quälte mich. Das Mädchen hatte so hilfsbedürftig gewirkt.Aber wobei brauchte sie Hilfe?
    Dann war sie verschwunden.
    » Was meinst du, was das Mädchen mir sagen wollte?«, fragte ich Katy.
    »Ich hab’s dir gesagt. Die Kleine spinnt.Vergiss es.«
    Ich versuchte es.
    Aber als ich an diesemAbend allein auf meiner Pritsche lag, hatte ich das Gesicht des Mädchens vorAugen.
    Wieder und wieder sah ich ihre dunklen, bittendenAugen.

25
    Vierundzwanzig Stunden später dachte ich noch immer über das Mädchen nach.
    Genauer gesagt, über zwei Mädchen.
    Khandan in Bagram. Die Unbekannte in Charlotte.
    Welsted hatte meine R ückflüge organisiert. Ich war mit der Sonne aufgestanden und hatte mich auf denWeg gemacht. Diese R eise über siebentausend Meilen, eine, die auch den hartgesottensten Globetrotter auf die Probe stellte, hatte traurig begonnen und sich schnell zu einemAlbtraum entwickelt.
    AmAnfang stand der tränenreicheAbschied von Katy.Wir trafen uns auf dem Flugfeld.Wir umarmten und drückten uns. Sie war so verdammt stark.
    »Pass gut auf dich auf.«
    »Ich bin diejenige, die nach Hause geht.Versprichst du mir, dass du auf dich aufpasst?«
    »Entspann dich, Mom. Mir passiert schon nichts.«
    Ihre Zuversicht machte mir irgendwieAngst.
    Wir umarmten uns noch einmal. Dann machte ich mich auf denWeg in den geschlossenenWartebereich.
    Und nun fing das wahre Elend an. Unsere C-130J hatte an einemTriebwerk Propellerschaden. Die Mechaniker waren bereits gerufen.Wir alle wissen, was das heißt.
    Da ich die Sicherheitskontrolle bereits hinter mir hatte, durfte ich nicht mehr auf den Stützpunkt zurück.Also verbrachte ich Stunden damit, zu dösen, Football zu schauen, Kaffee zu trinken, auf dieToilette zu gehen und Plastiksandwiches und -muffins zu essen, zusammen mit hundert verschwitzten Soldaten, Fliegern und Marines.
    Schließlich stiegen wir ein und schnallten uns in unsere Sitze. Die Maschine wuchtete sich durch dieWüstenluft hoch, durchbrach dieWolkendecke und flog davon. Ich lehnte mich an das eisige, vibrierende Schott und schloss dieAugen.
    Und wieder waren die Mädchen da.
    Khandan. Irgendetwas an ihr ließ mich nicht mehr los. Katy hatte sie für geistig behindert gehalten, aber ich wusste nicht so recht. Sie hatte eine Intensität, die nicht dazu passte.
    Was hatte sie mir sagen wollen? Ich hatte nur einWort verstanden.Allah. Suchte sie Hilfe?Wollte sie einAlmosen? Etwas verkaufen? Mich bekehren? Und warum ging mir diese Begegnung nicht mehr aus dem Kopf?
    Dann war da die Unbekannte im Kühlraum der MCME -Leichenhalle. Funkstille von Larabee. Sackgassen, kalt gewordene Spuren? Ging Slidell der Sache noch nach? Ich musste meineAussage machen, nach Hause fliegen und mich wieder

Weitere Kostenlose Bücher