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Totengeld

Totengeld

Titel: Totengeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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inzwischen etwas ungeduldig wurde. »Wenn Sie Informationen haben und sie nicht preisgeben wollen, kann er Ihnen Behinderung der Justiz zur Last legen. Verstehen Sie, was das ist?«
    Die Frau schüttelte den Kopf. Als ich ihr den Begriff auf Spanisch erklärte, riss sie die Augen weit auf.
    »Wie heißen Sie?«
    »Rosalie.« Kaum hörbar.
    »Rosalie …?«
    »D’Ostillo. Bitte. Ich bin legal hier. Ich habe –«
    »Das ist mir völlig egal, Rosalie.«
    Wieder schnellten ihre Augen zur Küche.
    »Und auch der rechtliche Status von sonst jemandem. Ein junges Mädchen ist tot. Meine Aufgabe ist es, herauszufinden, wer sie ist und was mit ihr passiert ist. Jedes Detail ist wichtig.«
    Ich berührte sie sanft am Handgelenk.
    »Rosalie …«
    »Ich … ich mache Anrufe. Zwei.«
    »Sie haben das Richtige getan.«
    Sie senkte kaum merklich das Kinn. Ich bedrängte sie nicht, wartete, dass sie nach ihrem eigenen Tempo redete.
    »Ich habe ihr Bild gesehen. An einem Mast. Ich denke mir, Rosalie, du kennst dieses Mädchen.«
    Wieder wartete ich.
    »Sie war hier. Ich erinnere mich an sie wegen« – sie berührte ihre Haare, tat so, als würde sie sie mit einem Clip zusammenfassen – »das pinkene Dings.«
    »Wegen der Haarspange.« Ich spürte ein Kribbeln in der Brust. »Geformt wie eine Katze?«
    » Sí. Ich erinnere mich an die Katze, als ich sie auf Foto sehe. Das Gesicht sehen anders aus, aber dieses Mädchen war hier. Sie isst ein Käse-Enchilada. Tun sie alle.«
    »Hatte das Mädchen auch eine pinkfarbene Handtasche, die wie eine Katze aussah?« Ich musste mich anstrengen, um meine Stimme ruhig zu halten.
    »Eine Handtasche, ja. Pink wie das Haarding.«
    »Wann war das?«
    Rosalie kniff nachdenklich die Augen zusammen.«
    »Dos semanas.«
    Zwei Wochen. Ungefähr die Todeszeit unserer Unbekannten.
    »Kam sie oft hierher?«
    »Nein. Nur ein Mal.«
    »War jemand bei ihr?«
    In diesem Augenblick streckte Slidell den Kopf durch die Tür.
    »Ich werde hier draußen nicht jünger, Doc.«
    »Nur noch ein paar Minuten.« Ich zwinkerte ihm zu.
    Slidell seufzte, sagte aber nichts. Als die Tür wieder zu war, drängte ich Rosalie weiterzureden.
    »Drei Mädchen, ein Mann. Sie essen, sie gehen wieder. Er zahlt.«
    »Wie war die Stimmung?«
    Rosalie schaute mich verständnislos an.
    »Wirkten die Mädchen glücklich?«
    Rosalie schüttelte den Kopf. »Nervioso.«
    »Warum sagen Sie das?«
    »Sie schauen auf Tisch, nicht in mein Augen. Kein Lächeln. Kein Reden.«
    »Haben Sie mit ihnen gesprochen?«
    »Ich sage hola, sie sagen nichts. Ich sage buenos días , sie sagen nichts.«
    »Haben sie mit dem Mann geredet? Hat er mit ihnen geredet?«
    »Der Mann bestellt drei Käse-Enchiladas. Nicht freundlich. Muy frío.«
    »Wie sah er aus?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Kappe.« Sie hielt sich beide Hände an die Stirn, wie einen Kappenschirm. »Ich nicht gut sehen.«
    »War er groß, klein, dick, dünn?«
    Sie wedelte mit der Hand. »Nicht so groß, nicht so dünn oder fett.«
    Ich zog die Verbrecherfotos von Creach und Majerick aus meiner Handtasche. Rosalie betrachtete sie und schüttelte dann langsam den Kopf.
    »Die Kappe. Und …« Sie tat so, als würde sie sich den Kragen aufstellen. »Und er nicht schaut mir in die Augen.« Sie zuckte die Achseln. »Kein Gesicht.«
    Klasse. Ein Kerl mittlerer Größe mit einer Kappe. Slidell würde begeistert sein von dieser Beschreibung.
    »Sind der Mann und die Mädchen in einem Auto gekommen?«
    »Zu Fuß.«
    »Haben Sie gesehen, wohin sie gingen?«
    Rosalie nickte. »Als sie gehen, ich schaue durch Fenster.«
    Nach einem weiteren schnellen Blick zur Küche kam sie um den Tresen herum, stieß die Tür auf und deutete auf eine Ladenfront etwa einen halben Block entfernt auf der anderen Straßenseite.
    »Da. Sie gehen da hin.«
    »Was ist das?«
    Sie zögerte kurz und sagte dann: »Sala de masaje.«
    Darüber musste ich nachdenken. Als sie mein Unverständnis sah, tat Rosalie so, als würde sie sich Nacken und Schultern reiben.
    »Massagesalon?«
    »Ja.« Ihre Lippen wurden schmal. »Nur Männer. Männer gehen rein, Männer kommen raus. Keine Frauen. Aber Mädchen.«
    »Das mit der pinkfarbenen Haarspange.«
    »Sí.« Sie ließ die Tür wieder zufallen, kehrte zum Tresen zurück und streckte die Hand aus. Ich gab ihr einen Zwanziger.
    »Darf ich Ihnen noch eine Frage stellen?«
    Sie schaute mich an.
    »Haben Sie dem Mädchen mit der Haarspange einen Zettel von der Kirche St. Vincent de Paul

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