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Totengeld

Totengeld

Titel: Totengeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Schreibtisch. Dann ließ er sich zurücksinken und beschäftigte sich wieder mit seinem Daumen.
    Ich faltete die Blätter auf und legte sie nebeneinander.
    Zwei Gesichter starrten mich an. Verbrecherfotos in Schwarz-Weiß.
    CC Creach hatte dicht beieinanderstehende Augen über einer Nase, die mehr als einen Schlag abbekommen hatte. Seine Lippen waren wulstig und leicht geöffnet. Ein heller Hautfleck reichte von der rechten Schläfe bis zur Wange, ein blasser Fußabdruck in einem ansonsten dunklen, aknenarbigen Gesicht. Laut Beschreibung war Creach Afroamerikaner, eins achtundachtzig groß und sechsundachtzig Kilogramm schwer.
    Ray Earl Majerick starrte blasiert und selbstbewusst direkt in die Kamera. Mit seinen lockigen Haaren, dem kantigen Kinn und der geraden Nase wirkte er auf durchschnittliche Art attraktiv. Aber in seinen hellen Augen lag eine Kälte, eine Verschlagenheit, die durch sein schiefes Grinsen nicht abgemildert wurde. Laut Beschreibung war Majerick weiß, eins achtundsiebzig groß und achtzig Kilogramm schwer.
    »Sie kennen sie?«
    »Ich kenne den Typ.«
    »Und das heißt?«
    Slidell beugte sich vor und deutete mit dem Daumen auf Creach. Er blutete.
    »So wie ein Rattenfänger seine Ratten kennt. Dieser Kerl da, CJ –«
    » CC .«
    » CC , CJ , PJ , BJ , ist doch scheißegal. Creach ist ein ganz gewöhnlicher Kleindealer. Wenn der Trottel zwei funktionierende Hirnzellen hat, was ich bezweifle, dann schafft er es nicht, sie so aneinanderzureiben, dass ein vernünftiger Gedanke herauskommt. Aber er hält sich für clever, und das macht es einfacher, ihn zu schnappen.«
    »Haben Sie mit seiner Bewährungshelferin gesprochen?«
    »Auch nicht gerade die Allerhellste. Die Adresse, die sie bezüglich Creach hatte, ist eine billige Absteige am Freedom Drive. Sie hat ihn seit mehreren Monaten nicht gesehen.«
    »Creach ist auf Bewährung draußen. Muss er sich da nicht regelmäßig melden?«
    Slidell zuckte die Achseln.
    »Und sie hat keine unangekündigten Hausbesuche gemacht?«
    »Die Dame hat behauptet, sie wäre total überlastet.«
    O Mann.
    »Und der andere?«
    »Ray ›Magic‹ Majerick. Den kenne ich persönlich. Paranoid und fies wie eine Schlange, was eine ziemlich gefährliche Mischung ergibt.«
    »Wie ist seine Geschichte?«
    »Sieht sich selber als Frauenheld.« Er hörte kurz mit der Maniküre auf, fing aber sofort wieder an. »Ein echt charmantes Bürschchen, so wie Charlie Manson oder Al Bundy.«
    »Ted.«
    »Was?«
    »Unwichtig. Fahren Sie fort.«
    »Majericks Akte ist so dick wie ein Telefonbuch. Fängt harmlos an, wird aber dann ziemlich schnell richtig übel. Körperverletzung, Angriff mit einer tödlichen Waffe, Einbruch.«
    Slidell hielt inne, um Blut vom Daumen zu saugen.
    »Können Sie bitte damit aufhören?«
    Slidell verdrehte die Augen, legte aber die Sicherheitsnadel auf meinen Schreibtisch zurück.
    »Vor ein paar Jahren schlitzt er das Fliegengitter vor einer Glasschiebetür auf und dringt in ein Wohnhaus in Beverly Woods ein. Die Bewohnerin ist alleine zu Hause, hat aber Glück und schafft es, einen Alarm auszulösen. Als wir auftauchen, hat Majerick sie, an Händen und Füßen gefesselt, in den Keller gesperrt. In einer Sporttasche finden wir ein Seil, eine Zange und genug Messer für eine Zirkusnummer.«
    »Klingt nach Folterwerkzeug.«
    »Ja. Der alte Magic hatte eine fiese kleine Party vor.«
    »Warum ist er nicht im Gefängnis?«
    »Sein Anzugträger hat dafür gesorgt, dass er mit einem Urteil auf einfachen Einbruch davonkam.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Das Arschloch hat argumentiert, auf der Straße hätte es geheißen, im Haus wär ein Safe mit Bargeld, und die Sachen in Majericks Tasche als normales Einbruchswerkzeug ausgegeben. Wie sich zeigte, gab es im Schlafzimmerschrank tatsächlich einen Safe. Die Jury kaufte ihm die Geschichte ab. Majerick saß fünf Jahre ab und kam dann wieder frei.«
    »Ich vermute, Sie suchen nach den beiden.« Ich deutete auf die Ausdrucke.
    »Ich habe die Fahndung rausgegeben, kaum dass ich die Berichte auf dem Schreibtisch hatte. Habe mich bei den Kollegen vor Ort umgehört, mit den Nachbarn gesprochen. Creach hat zwei Schwestern, aber die wussten nichts. Oder wollten nichts sagen. Bei Majerick konnte ich überhaupt niemanden finden, der auch nur zugab, ihn zu kennen. Diese Drecksäcke wechseln die Adressen wahrscheinlich öfter als ich die Unterhose.«
    Ich weigerte mich, mir das bildlich vorzustellen.
    »Also sind Creach und

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