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Totengeld

Totengeld

Titel: Totengeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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–«
    »Das ist noch nicht vorüber.« Slidell drehte den Zündschlüssel. »Ich besorge mir jedes Dokument, das es über diesen Laden gibt. Finde alles raus über jeden Penny, der hier je verdient oder ausgegeben wurde. Wann hier zum letzten Mal eine Fliege erschlagen oder die Toilette gespült wurde.«
    Rodriguez und ich ließen ihn Dampf ablassen.
    »Und keine Samthandschuhe mehr für Rockett. Diesen Wichser hole ich mir wieder aufs Revier.«
    Slidell legte den Gang ein und raste davon.
    Ich lehnte mich zurück, denn ich wusste, meine eigentliche Strafpredigt stand mir erst noch bevor. Aber ich verstand Slidell. Er war nicht nur frustriert, weil man ihn übertölpelt hatte. Hinter seinem Gepolter lauerte dasselbe Schuldbewusstsein, vor dem er mich gewarnt hatte. Wir hatten D’Ostillo befragt, und jetzt war sie tot.
    Und Slidells Zorn war gar nicht so schlecht. Einen wütenden Slidell hatte niemand gern im Nacken.

 
    36
    Am nächsten Morgen schlief ich länger als an allen Tagen seit meiner Rückkehr. Trotzdem fühlte ich mich beim Aufwachen ruhelos und beklommen.
    Ich hatte Kaffee und Raisin Bran, und während ich Schüssel und Tasse wusch, fühlte ich mich, als hätte meine Haut nicht die richtige Größe. Die erfolglose Razzia im Passion Fruit. Die Sorgen um die Mädchen, denen vielleicht dasselbe Schicksal bevorstand wie Candy. Die Frustration, weil wir Candys Identität noch immer nicht kannten. Die Angst vor Slidells Zorn. Das schlechte Gewissen wegen D’Ostillo.
    Das schlechte Gewissen, weil ich Larabees Scheißhausschädel nicht untersuchte.
    Das ungute Gefühl, weil irgendein Spinner mir eine Zunge auf die Schwelle gelegt hatte.
    Der Knöchel fühlte sich ziemlich gut an. Ich beschloss, dass es jetzt Zeit war, ihn wieder ranzunehmen.
    Ich rief die Telefonzentrale des MCME an. Mrs. Flowers meldete sich. Ich sagte ihr, dass ich eine Runde laufen und gleich danach ins Institut kommen würde. Sie fragte, ob ich den Booty Loop laufen wolle. Überrascht, dass sie die Strecke überhaupt kannte, sagte ich Ja, obwohl ich mir über die Route noch keine Gedanken gemacht hatte.
    Ich zog meine Nikes und meine gewohnten Laufklamotten an – Radlerhose und ein weites, schlabbriges T-Shirt. Der Morgen war kühl, aber sonnig. Dank Mrs. Flowers machte ich mich an den Booty Loop, einen Fünf-Meilen-Kurs, der den Campus der Queens University umringt. Was der Name eigentlich bedeutet, wird unter den Charlottern immer noch heiß diskutiert.
    Ich war seit einigen Wochen nicht gelaufen, und die erste Meile war eine Quälerei. Aber der Knöchel fühlte sich stabil an.
    Nach der zweiten Meile brannte Milchsäure in meinen Beinmuskeln. Doch weil ich fest entschlossen war, den Rundkurs zu beenden, lief ich weiter.
    Schwitzend und keuchend erreichte ich schließlich den Clock Tower. Ich stand gebeugt da und atmete heftig, als jemand meinen Namen rief.
    Ich richtete mich auf und sah einen Mann von einer Bank aufstehen und auf mich zukommen. Er war groß und dünn und trug eine Kappe der Tar Heels, Jeans und eine schwarze Nylonjacke. An einer Hand baumelte eine Plastiktüte.
    Was wollte der?
    »Ich habe in Ihrem Büro angerufen. Die Frau am Telefon meinte, ich würde Sie hier finden. Sie war so freundlich, mir den Weg zu beschreiben.« Scott Blanton lächelte und zeigte seine schiefen Schneidezähne. »Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen?«
    Ungelegen? Ich schwitzte heftig, war völlig fertig und verwirrt. Den NCIS -Agenten hatte ich zuletzt in Bagram gesehen. Warum lauerte er mir beim Joggen auf?
    Blanton streckte mir seine freie Hand entgegen.
    Ich hob meine Hände in die Luft und grinste entschuldigend. »Verschwitzt.«
    Blanton musterte mich vom Kopf bis zu den Zehen. »Aber sehr fit, wie’s aussieht.«
    »Danke.« Plötzlich wurde ich mir der Po-formenden Spandex-Hose bewusst.
    »Wie geht’s dem verstauchten Knöchel?«
    »Völlig verheilt.«
    »Nach der Exhumierung war mir hundeelend. Musste zwei Tage in Quarantäne, bevor man mich nach Hause ließ.«
    Mir fiel ein Detail aus unserer Unterhaltung in der Kantine wieder ein. Blanton war aus Gastonia.
    »Ich bin mir sicher, Ihre Familie ist sehr froh, Sie wiederzuhaben.« Lahm. Aber ich hatte keine Ahnung, was der Kerl wollte.
    »Und Ihre Katze war sicher auch sehr froh, Sie wiederzusehen.«
    Die Bemerkung überraschte mich. Dann fiel mir ein, dass ich das ebenfalls in der Kantine erzählt hatte.
    »Ja.« Ich wischte mir feuchte Haare aus der Stirn.
    Blanton griff in die

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