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Totengeld

Totengeld

Titel: Totengeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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unbewaffneten Zivilisten vorgeworfen.«
    »O Gott.«
    »Hunter sagt, er kann unmöglich schuldig sein.«
    »Der Freund. Der Onkel.«
    »Ja.«
    »Wie denkst du darüber?«
    Pete zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, was ich denken soll. Hunter sagt, er ist ein guter Marine, will sich dort eine Karriere aufbauen, aber ich kenne ihn nicht.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Dreht Däumchen im Camp Lejeune bis zum Abschluss der Untersuchungen.«
    »Suspendiert?«
    Pete nickte.
    »Schwierig.« Etwas zu sagen.
    »Ja. Für die Familie ist das die reinste Hölle.«
    Kaltblütiger Mörder? Inkompetenter Führer? Guter Soldat, schlechte Entscheidung in der Hitze des Gefechts? Knifflig.
    In derselben Gegend, in der Katy stationiert war.
    Pete knüllte seine Serviette zusammen und warf sie auf den Tisch. Schaute mich an. Las meine Gedanken.
    »Du denkst an Katy, stimmt’s?«
    Ich antwortete nicht.
    »Katy ist nur einfache Soldatin. Sie wird niemanden irgendwohin führen.«
    »Sie ist bei der Artillerie.«
    »Hinter den Linien.«
    »Wo sie Raketen auf Leute schießt, die uns hassen.«
    »Nicht jeder in Afghanistan hasst die Amerikaner.«
    »Ich weiß. Aber das Leben da drüben ist so … unberechenbar. Sie könnte auf dem Weg zum Frühstück getötet werden.«
    »Ich auch.«
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Katy ist eine Überlebenskünstlerin.«
    Das sagte er mit solcher Überzeugung, dass ich ihm fast glaubte. Trotzdem. Die Bilder. Katy, in einem brennenden Humvee auf einer öden Wüstenstraße. In einem Leichensack.
    Wie das Mädchen im Kühlraum.
    Das Fahrerfluchtopfer hatte irgendwo eine Mutter, die sich fragte, wo sie ist. Warum sie nicht anrief. Versicherte ihr irgendjemand, dass es ihrem Mädchen gut gehe?
    Ich trank den Rest meines Perrier, das jetzt fast nur noch geschmolzenes Eis war.
    »Mein Auto –«
    »Na dann los!«
    Pete machte eine Schreibbewegung. April und ihre Zähne kamen mit der Rechnung.
    Wie immer griffen wir beide danach. Pete war schneller, zahlte bar und legte ein Trinkgeld drauf, das einen Präsidentschaftswahlkampf hätte finanzieren können.
    Fünf Minuten Rihanna, dann waren wir auf dem Parkdeck des Gerichtsgebäudes. Ich stieg aus und ging zu Petes Seite des Autos. Er ließ sein Fenster herunter.
    »Also. Morgen sind wir beide offiziell frei.« O Gott. Hatte ich das wirklich gesagt?
    »Jaja.« Ähnlich lahm.
    Wir umarmten uns etwas linkisch durch das offene Fenster. Einen Augenblick zu lange vielleicht?
    »Für dich und Summer nur das Beste.«
    »Danke. Bleiben wir in Kontakt?«
    »Natürlich.«
    »Soll ich warten, bis du in deinem Wagen sitzt?«
    »Ich bin ein großes Mädchen.«
    »Aber sehr ungeschickt mit Schlüsseln.«
    Ich fischte die Reserveschlüssel vom Schreibtisch aus meiner Handtasche. Gab Pete den Haustürschlüssel zurück, den er mir geliehen hatte.
    Dann war Pete verschwunden.
    Meine Handtasche war noch im Mazda. Die verhassten Schuhe ebenfalls.
    Weiter unten rauschte leise der Verkehr auf der Fourth Street. In der Ferne lallte irgendein Betrunkener Lucy in the Sky .
    Ich steckte einen Schlüsselsatz in meine Handtasche und holte mein Handy heraus.
    Slidell antwortete nach dem zweiten Klingeln.
    »Ja, Doc.« Im Hintergrund hörte ich die Geräusche eines Baseballspiels.
    »Wie läuft’s mit dem Fahrerfluchtopfer?«
    »Morgen –«
    »Haben Sie sich in der Nachbarschaft umgehört? An der Old Pineville Road gibt’s ein paar Läden.«
    »Wie gesagt –«
    »Was ist mit Unfallwerkstätten?«
    »Ich bin dran.«
    »Klamotten-und Schuhläden?«
    »Dran.«
    »Kliniken?«
    Keine Antwort.
    »Waren Sie in der St. Vincent de Paul?«
    »Dran.«
    »Wann dran?« Slidells Lässigkeit nervte mich.
    »Hören Sie, wir haben rein gar nichts. Wenn sie illegal ist, wird sich niemand melden. Wenn sie auf den Strich geht, wird sich niemand melden.«
    Tief drinnen befürchtete ich, dass Slidell recht hatte. Trotzdem.
    »Wie wär’s, wenn wir ihr Foto in die Zeitung setzen?«
    »Haben Sie verstanden, was ich eben gesagt habe?«
    »Kann doch aber nicht schaden, oder?«
    »Ziegenscheiße ins Meer werfen auch nicht.« Ein tiefer Seufzer. »Hören Sie, ich will Sie ja gar nicht abwimmeln. Vor ein paar Stunden bekam ich den Fall einer Vermissten auf den Tisch, die Verbindungen zum Bürgermeister hat. Alleinerziehende Mutter, zwei Kinder, Vollzeitjob in einer Rite-Aid-Apotheke. Der Chef sagt, ich habe kein Leben mehr, bis die Dame gefunden ist.«
    Die Verbindung brach ab.
    Irritiert, aber nicht völlig entmutigt

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