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Totengleich

Totengleich

Titel: Totengleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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die ganze Nacht im Freien gewesen, wäre sie klatschnass.«
    Ganz allmählich, als würden sich meine Augen jetzt erst an das dämmerige Licht gewöhnen, wurde mir klar, dass all die dunklen Kleckse und Tupfen, die ich für Schatten und Regenwasser gehalten hatte, in Wahrheit Blut waren. Es war überall: streifte den Boden, tränkte die Jeans der Frau. Verkrustete ihre Hände bis zu den Gelenken. Ich wollte nicht in ihr Gesicht sehen, wollte niemandem ins Gesicht sehen. Ich hielt den Blick auf ihr Top gerichtet, unfokussiert, so dass der dunkle Stern verschwamm und diffus wurde. »Fußabdrücke?«
    »Null«, sagte Frank. »Nicht mal von ihr. Sollte man nicht meinen, bei dem Erdboden, aber wie Sam schon gesagt hat, der Regen. Nebenan haben wir jede Menge Matsch, mit Abdrücken von dem Typen, der die Polizei verständigt hat, und von seinem Hund – das war mit ein Grund, warum ich keine großen Bedenken hatte, mit dir hier reinzumarschieren. Das Gleiche gilt für den Weg zum Cottage. Und hier drin … « Er bewegte den Taschenlampenstrahl am Rand des Fußbodens entlang, tauchte ihn in Ecken: breite, leere Erdflächen, viel zu glatt. »So sah es überall aus, als wir ankamen. Die Abdrücke, die du um den Leichnam herum siehst, die sind von uns und Cooper und den Uniformierten. Wer immer die Tote bewegt hat, er hat anschließend hinter sich saubergemacht. Mitten auf der Wiese liegt ein abgebrochener Ast Ginster, wahrscheinlich von dem großen Strauch an der Tür. Ich schätze, er hat damit den Boden glattgefegt, bevor er ging. Wir lassen ihn im Labor auf Blut oder Abdrücke untersuchen. Und ohne Fußabdrücke … «
    Er reichte mir einen anderen Beweismittelbeutel. »Fällt dir daran was auf?«
    Es war ein Portemonnaie, weißes Lederimitat, bestickt mit einem silbernen Schmetterling und mit schwachen Blutspuren darauf. »Es ist zu sauber«, sagte ich. »Du hast gesagt, es hat vorn in der Jeanstasche gesteckt, und das Blut ist ihr in den Schoß gelaufen. Dann müsste das Portemonnaie voller Blut sein.«
    »Exakt. Die Tasche ist steif vor Blut, völlig durchtränkt, aber das hier hat kaum was abbekommen. Das Gleiche bei der Taschenlampe und den Schlüsseln: kein Tropfen Blut, nur ein paar Schmierflecken. Sieht so aus, als hätte unser Killer ihre Taschen durchsucht und alles abgewischt, ehe er es zurückgesteckt hat. Wir lassen alles auf Fingerabdrücke untersuchen, was lange genug stillhält, aber ich rechne ehrlich gesagt nicht damit, dass was dabei rauskommt. Hier war jemand sehr, sehr vorsichtig.«
    »Irgendwelche Anzeichen von Vergewaltigung?«, fragte ich. Sam zuckte zusammen. Ich hatte das Stadium längst hinter mir.
    »Cooper will erst die Obduktion abwarten, aber vorläufig deutet nichts in diese Richtung. Wenn wir Glück haben, finden wir fremdes Blut an ihr»– viele Messerstecher verletzen sich selbst –, »aber im Grunde rechne ich nicht mit DNA.«
    Mein erster Eindruck – der unsichtbare Killer, der keine Spuren hinterlässt – war gar nicht so falsch gewesen. Nach ein paar Monaten im Morddezernat riechst du aus einer Meile Entfernung, wenn du es mit so einem Fall zu tun hast. Mit dem letzten klaren Fetzen meines Verstandes rief ich mir in Erinnerung, dass dieser Fall, ganz gleich, wie er sich darstellte, nicht mein Problem war. »Na toll«, sagte ich. »Was habt ihr denn überhaupt? Wisst ihr irgendwas über sie, außer dass sie am Trinity eingeschrieben ist und einen falschen Namen hat?«
    »Sergeant Byrne sagt, sie wohnt hier in der Gegend«, sagte Sam. »In Whitethorn House, gut eine Meile von hier, zusammen mit ein paar anderen Studenten. Mehr weiß er nicht über sie. Ich hab mit den Mitbewohnern noch nicht gesprochen, weil … »Er deutete auf Frank.
    »Weil ich ihn gebeten hab, noch damit zu warten«, sagte Frank nahtlos. »Ich hab da so eine kleine Idee, die ich mit euch beiden besprechen wollte, ehe die Ermittlungen richtig anlaufen. »Er blickte mit einer hochgezogenen Augenbraue in Richtung Tür und der beiden Polizisten. »Vielleicht sollten wir ein paar Schritte gehen.«
    »Von mir aus«, sagte ich. Die Leiche der Frau machte irgendetwas Seltsames mit der Luft hier drin, ließ sie zittern, wie das nadeldünne Winseln eines auf stumm geschalteten Fernsehers. Es war schwierig, klar zu denken. »Wenn wir zu lange im selben Raum bleiben, könnte sich das Universum in Antimaterie verwandeln.« Ich gab Frank seinen Beweismittelbeutel zurück und wischte mir die Hände an der Hose ab.
    Ehe wir

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