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Totengleich

Totengleich

Titel: Totengleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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sagte Frank. »Kann sein. Wie bist du überhaupt mit ihm in Kontakt getreten?«
    Die Antwort darauf hatte ich mir bereits zurechtgelegt. »Ich hab das Cottage im Auge behalten, jede Nacht. Ich hab mir überlegt, dass Lexie bestimmt nicht ohne Grund dahin gegangen ist – und wenn sie sich mit jemandem getroffen hat, dann wäre das der logische Treffpunkt. Und ich hab mir gedacht, es könnte doch sein, dass der- oder diejenige irgendwann wieder da auftaucht.«
    »Und schon kommt der doofe Eddie anspaziert«, sagte Frank verbindlich, »kaum dass ich dir die Sache von dem Haus erzählt hab, da hattet ihr zwei ja gleich was zu bereden. Er hat ein gutes Timing. Wieso hast du mich nicht angerufen, nachdem er weg war?«
    »Mir schwirrte der Kopf, Frankie. Ich konnte an nichts anderes denken, als was die Sache für unseren Fall bedeutet, wie ich es nutzen kann, was ich als Nächstes tun soll, wie ich rausfinden kann, ob Ned mich verarscht … ich wollte dich anrufen, aber dann hab ich es einfach vergessen.«
    »Besser spät als gar nicht. Und, wie war dein Tag?«
    Seine Stimme war freundlich, absolut neutral, verriet nichts. »Ich weiß, ich weiß, ich bin eine faule Kuh«, sagte ich bemüht kleinlaut. »Ich hätte versuchen müssen, was aus Daniel rauszukriegen, als ich mit ihm allein zu Hause war, aber ich konnte mich einfach nicht aufraffen. Ich hatte einen echten Brummschädel, und du weißt ja, Daniel ist nicht gerade seichte Unterhaltung. Tut mir leid.«
    »Hmm«, sagte Frank nicht sonderlich beruhigend. »Und was sollte die Pampige-Zicke-Nummer? Ich nehm an, das war Theater.«
    »Ich will sie nervös machen«, sagte ich, was auch stimmte. »Wir haben versucht, sie in Sicherheit zu wiegen, damit sie reden, und es hat nicht funktioniert. Jetzt, mit den neuen Infos, wird es Zeit, einen Gang höher zu schalten, finde ich.«
    »Und du bist nicht auf die Idee gekommen, vorher mit mir darüber zu sprechen, statt einfach so zur Tat zu schreiten?«
    Ich legte eine kleine verdutzte Pause ein. »Ich hab gedacht, du könntest dir schon denken, was ich vorhabe.«
    »Okay«, sagte Frank, mit einer sanften Stimme, die in meinem Kopf die Sirenen losheulen ließ. »Tolle Arbeit, Cass. Ich weiß, du wolltest erst nicht mitmachen, und ich bin froh, dass du trotzdem ja gesagt hast. Du bist eine gute Polizistin.«
    Ich hatte das Gefühl, als hätte ich einen Schlag in den Magen bekommen. »Was ist los, Frank?«, sagte ich, aber ich wusste es bereits.
    Er lachte. »Nur die Ruhe, es ist eine gute Nachricht. Zeit, die Sache zu beenden, Kleines. Ich will, dass du nach Hause gehst und anfängst zu jammern, du hättest das Gefühl, du kriegst die Grippe – Schwindel, Fieber, Gliederschmerzen. Sag nicht, dir tut die Wunde weh, sonst wollen sie einen Blick drauf werfen. Du fühlst dich einfach beschissen. Du kannst auch einen von ihnen in der Nacht wach machen – Justin ist doch der, der sich ständig Sorgen macht, nicht? – und sagen, es wird schlimmer. Wenn sie dich morgen früh noch nicht ins Krankenhaus gefahren haben, mach ihnen Dampf. Ab jetzt übernehme ich.«
    Meine Fingernägel bohrten sich mir in die Hand. »Wieso?«
    »Ich dachte, du würdest dich freuen.« Frank tat erstaunt und leicht beleidigt. »Du wolltest doch erst gar nicht –«
    »Ich wollte erst gar nicht mitmachen. Ich weiß. Aber jetzt mache ich mit, und ich bin ganz nah dran. Wieso zum Teufel willst du mich plötzlich abziehen? Weil ich dich nicht gefragt hab, bevor ich die vier aufgemischt hab?«
    »Du liebe Zeit, nein«, sagte Frank, noch immer die Überraschung in Person. »Das hat nichts damit zu tun. Du bist da rein, um rauszufinden, in welche Richtung wir ermitteln sollen, und das hast du wunderbar gemacht. Glückwunsch, Kleines. Deine Arbeit hier ist erledigt.«
    »Nein«, sagte ich, »ist sie nicht. Du hast mich reingeschickt, damit ich einen Verdächtigen finde, das waren genau deine Worte, und bislang hab ich nicht mehr als ein mögliches Motiv plus vier mögliche Verdächtige gefunden – fünf, wenn du nicht ausschließt, dass Ned vielleicht lügt wie gedruckt. Inwiefern bringt das die Ermittlungen weiter? Die vier bleiben bei ihrer Geschichte, genau wie du am Anfang gesagt hast, und du bist wieder da, wo du angefangen hast. Lass mich meine verdammte Arbeit machen.«
    »Ich pass auf dich auf. Das ist meine Arbeit. Durch das, was du rausgefunden hast, könntest du in Gefahr sein, und ich kann nicht einfach ignorieren –«
    »Schwachsinn, Frank. Wenn einer

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