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Totengleich

Totengleich

Titel: Totengleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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Herd, und ich hatte Wasser aufgesetzt und eine Packung Ravioli bereitgelegt, getreu dem Prinzip, an das sich Frauen seit Anbeginn der Zeit halten: Wenn du ihm etwas zu sagen hast, was er nicht hören will, sorge für Essen. »Ich spiele Hausfrau«, sagte ich zu ihm. »Ich hab geputzt und alles. Hi, Schatz, wie war dein Tag?«
    »Ah, klar«, sagte Sam vage. »Irgendwann kommen wir noch dahin.« Als er seinen Mantel auszog, fiel sein Blick auf den Couchtisch: Weinflaschen, Korken, Gläser. »Kriegst du hinter meinem Rücken Herrenbesuch?«
    »Frank«, sagte ich. »Alles andere als ein feiner Herr.«
    Das Lachen wich aus Sams Gesicht. »Oh«, sagte er. »Was wollte er?«
    Ich hatte gehofft, bis nach dem Essen damit warten zu können. Dafür, dass ich Detective bin, lässt mein Spurenbeseitigungsgeschick sehr zu wünschen übrig. »Er möchte, dass ich morgen Abend zu eurer Fallbesprechung komme«, sagte ich, so beiläufig ich konnte, während ich zur Kochnische ging, um nach dem Knoblauchbrot zu sehen. »Er ist nicht gleich mit der Sprache rausgerückt, aber darum ging’s ihm.«
    Langsam faltete Sam seinen Mantel zusammen, legte ihn über die Rückenlehne des Sofas. »Was hast du gesagt?«
    »Ich habe gründlich drüber nachgedacht«, sagte ich. »Ich möchte hingehen.«
    »Er hatte kein Recht dazu«, sagte Sam leise. Oben an seinen Wangenknochen verfärbte sich die Haut rot. »Hinter meinem Rücken herzukommen, Druck auf dich auszuüben, wo ich nicht da war, um –«
    »Ich hätte mich genauso entschieden, wenn du hier gewesen wärest«, sagte ich. »Ich bin schon groß, Sam. Ich muss nicht beschützt werden.«
    »Ich mag den Burschen nicht«, sagte Sam scharf. »Ich mag seine Denkweise nicht, und ich mag seine Arbeitsweise nicht.«
    Ich knallte die Backofenklappe zu. »Er will diesen Fall lösen. Mag ja sein, dass dir seine Methoden nicht passen –«
    Sam strich sich eine Haarsträhne aus den Augen, heftig, mit dem Unterarm. »Nein«, sagte er. »Nein, darum geht’s ihm nicht. Es geht ihm nicht darum, den Fall zu lösen. Der Fall geht diesen Mackey absolut nichts an, genau wie jeder andere Mordfall, an dem ich je gearbeitet habe, und wenn ich mich recht entsinne, ist er bei keinem von denen aufgetaucht und hat links und rechts die Fäden gezogen, um mit von der Partie zu sein. Er ist hier, weil es ihn reizt, deshalb. Er denkt, das wird ein Riesenspaß – dich mitten in eine Gruppe von Mordverdächtigen einzuschleusen, nur weil er es kann, und dann abzuwarten, was passiert. Der Mann ist völlig irre.«
    Ich nahm Teller aus dem Schrank. »Und wenn schon. Ich geh doch nur zu einer Besprechung. Was ist denn daran so schlimm?«
    »Dass der Spinner dich benutzt, das ist so schlimm. Du bist nicht mehr du selbst seit der Sache letztes Jahr –«
    Bei den Worten durchfuhr mich etwas, wie ein schneller, heftiger Stromstoß, als hätte ich an einen Elektrozaun gefasst. Ich wirbelte zu ihm herum, vergaß völlig das Essen, hätte Sam die Teller am liebsten an den Kopf geworfen. »Oh nein. Lass das, Sam. Bring das jetzt nicht mit ins Spiel.«
    »Das hat dein Freund Mackey längst getan. Ein Blick auf dich hat genügt, und er wusste, dass irgendwas im Busch war, hat sich gedacht, dass er kein Problem haben würde, dich dazu zu bringen, bei seiner wahnsinnigen Idee mitzumachen –«
    Besitzergreifender ging es wohl nicht, wie er so dastand, mitten in meiner Wohnung, breitbeinig und die Fäuste wütend in die Taschen gerammt: mein Fall, meine Frau. Ich knallte die Teller auf die Arbeitsplatte. »Es interessiert mich einen Scheißdreck, was er sich gedacht hat oder nicht, und ich lasse mich von ihm zu gar nichts bringen. Das hier hat nichts damit zu tun, was Frank will – es hat nichts mit Frank zu tun, basta . Klar hat er versucht, mich zu bedrängen. Ich hab ihm eine Abfuhr erteilt.«
    »Du machst genau, was er von dir will. Ihm eine Abfuhr erteilen sieht ja wohl anders aus.«
    Eine verrückte Sekunde lang fragte ich mich, ob er tatsächlich eifersüchtig auf Frank sein könnte, und falls ja, was zum Teufel ich dagegen tun sollte. »Und wenn ich nicht zu der Besprechung gehe, mache ich genau, was du von mir willst. Heißt das dann, dass ich mich von dir manipulieren lasse? Ich habe beschlossen, da morgen hinzugehen. Glaubst du, ich kann das nicht allein entscheiden? Herrgott nochmal, Sam, die Sache letztes Jahr hat mich nicht hirnamputiert !«
    »Das hab ich auch nicht gesagt. Ich sage bloß, du bist nicht mehr du selbst seit

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