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Totengrund

Totengrund

Titel: Totengrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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seine Kontakte. Zufluchtsorte, wo er für Jahre untertauchen kann.«
    »Wissen Sie das ganz sicher?«
    Cathy nickte. »Er hat genug Anhänger und genug Geld, um sich vor nichts und niemandem fürchten zu müssen. Genug Geld, um eine ganze Armee von Bobby Martineaus zu bestechen.«
    »Wir werden der Spur des Geldes nachgehen, das können Sie mir glauben. Vor zwei Wochen ist auf Deputy Martineaus Konto eine bedeutende Summe eingegangen.«
    »Woher kam das Geld?«, fragte Jane.
    »Von einem Konto, das auf die Dahlia Group läuft. Was immer das ist.«
    »Da muss Jeremiah dahinterstecken«, meinte Cathy.
    »Das Problem ist, dass wir keinerlei Verbindung zwischen der Dahlia Group und der Zusammenkunft entdecken können. Das Konto ist bei einer Bank in Rockville, Maryland.«
    Cathy runzelte die Stirn. »Die Zusammenkunft hat keine Verbindungen nach Maryland. Nicht, dass ich wüsste.«
    »Dahlia scheint eine Strohfirma zu sein. Eine Tarnung für die wahren Geschäfte des Unternehmens, was immer das sein mag. Irgendjemand hat sich große Mühe gegeben, die Quelle des Geldes zu verschleiern.«
    Jane starrte zu dem Massengrab, wo Helfer begonnen hatten, die Grube mit schweren Planken abzudecken, um die Aasfresser abzuhalten. Und sie damit auch vor dem Gift zu schützen, das sowohl die Opfer getötet hatte als auch die Tiere, die von ihrem verseuchten Fleisch gefressen hatten. »Dafür wurde Martineau also bezahlt«, sagte sie. »Damit er nicht ausplauderte, was hier passiert ist.«
    »Um so etwas zu vertuschen, würde man sicher einiges tun«, sagte Pasternak. »Es geht schließlich um Massenmord.«
    »Vielleicht musste er deshalb sterben«, sagte Jane. »Vielleicht hatte der Junge ja gar nichts damit zu tun.«
    »Ich fürchte, Julian Perkins ist der Einzige, der diese Frage beantworten kann.«
    »Und in diesem Moment ist eine Schar bewaffneter Männer unterwegs, die es kaum erwarten können, ihn abzuknallen.« Janes Blick ging zu den Bergen. Zum Himmel, an dem schon die nächste Frostnacht aufzog. »Und wenn sie das tun, verlieren wir vielleicht unseren einzigen Zeugen.«

31
    Bear hörte sie als Erster.
    Schon fast den ganzen Morgen lief der Hund weit vor ihnen her, als ob er den Weg bereits kannte – dabei war der Junge noch nie mit ihm auf diesem Berg gewesen. Stundenlang waren sie schweigend marschiert, hatten sich ihren Atem für den Anstieg gespart. Maura war zurückgefallen; mühsam versuchte sie, mit dem Jungen Schritt zu halten. Deshalb glaubte sie zuerst, dass Bear sie meinte, als er plötzlich auf einem Felsvorsprung über ihnen stehen blieb und zu bellen begann. Komm schon! , schien er sagen zu wollen. Was brauchst du denn so lange?
    Doch dann hörte sie das Knurren. Als sie aufblickte, sah sie, dass der Hund gar nicht in ihre Richtung schaute. Sein Blick ging starr nach Osten, zu dem Tal, aus dem sie gerade aufgestiegen waren. Rat blieb stehen und wandte sich um. Einen Moment lang waren sie still. Kiefernäste knarrten, Schneeflocken tanzten in der Luft, aufgewirbelt von den unsichtbaren Fingern des Winds.
    Dann hörten sie es: das ferne Bellen von Hunden.
    »Wir müssen schneller gehen«, sagte Rat.
    »Ich kann aber nicht schneller.«
    »Doch, das können Sie.« Er hielt ihr die Hand hin. »Ich helfe Ihnen.«
    Sie starrte seinen ausgestreckten Arm an. Hob den Kopf und sah in sein verdrecktes, ausgezehrtes Gesicht. Er hat mich all die Tage am Leben gehalten, dachte sie. Jetzt ist es an der Zeit, mich zu revanchieren.
    »Ohne mich kommst du schneller voran«, sagte sie.
    »Ich lasse Sie nicht zurück.«
    »Doch, das wirst du tun. Du läufst los, und ich bleibe hier sitzen und warte auf diese Leute.«
    »Sie wissen ja gar nicht, wer die sind!«
    »Ich werde ihnen sagen, wie das mit dem Deputy war. Ich werde alles erklären.«
    »Bitte, tun Sie das nicht. Bitte.« Sie hörte die Tränen, die seine Stimme erstickten. »Kommen Sie einfach mit mir. Wir müssen nur noch über den nächsten Berg.«
    »Und was dann? Wartet dann der nächste Berg auf uns, und dann wieder der nächste?«
    »Nur noch ein Tag, dann sind wir da.«
    »Wo?«
    »Zu Hause. In der Hütte meines Großvaters.«
    Der einzige sichere Ort, den er je gekannt hat, dachte sie. Der einzige Ort, an dem er Liebe erfahren hat.
    Er blickte über das Tal hinweg. Drüben, auf der schneebedeckten Flanke des gegenüberliegenden Hügels, bewegten sich kleine, dunkle Gestalten. »Ich weiß nicht, wo ich sonst hingehen soll«, sagte er leise und wischte sich mit einem

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