Totengrund
Informationen über Jeremiah und seine Anhänger zusammen. Ich habe die Polizei bedrängt, ihrer Pflicht nachzukommen und diese Mädchen zu beschützen. Aber solange sie Jeremiah nicht verhaften, gibt es keine Möglichkeit, die Zusammenkunft aufzulösen. Solange er lebt und auf freiem Fuß ist, beherrscht er sie total. Er kann Anweisungen erteilen und Abtrünnigen seine Männer auf den Hals hetzen. Aber wenn er in die Enge getrieben wird, dürfte er erst wirklich gefährlich werden. Denken Sie nur daran, was in Jonestown passiert ist. Und an die Branch Davidians in Waco. Sobald Jim Jones und David Koresh wussten, dass sie keine Chance mehr hatten, nahmen sie alle ihre Anhänger mit in den Tod. Männer, Frauen und Kinder.«
»Aber warum jetzt?«, fragte Jane. »Was könnte Jeremiah veranlasst haben, ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt einen Massenselbstmord zu befehlen?«
»Vielleicht glaubt er, dass die Polizei das Netz um ihn zuzieht. Dass seine Verhaftung nur noch eine Frage der Zeit ist. Wenn er damit rechnen muss, wegen Sexualverbrechen zu einer jahrzehntelangen Haftstrafe verurteilt zu werden, wenn er weiß, dass seine Zeit abgelaufen ist, dann ist es ihm egal, wie viele Menschen er mit ins Verderben reißt. Wenn er fällt, müssen auch seine Anhänger fallen.«
»Es gibt ein Problem mit dieser Theorie, Cathy.«
»Was für ein Problem?«
»Diese Leichen wurden verscharrt. Irgendjemand hat sie auf dieses Feld hinausgeschleppt und eine Grube gegraben, um zu vertuschen, was hier passiert ist. Wenn Jeremiah sie dazu überredet hat, mit ihm Massenselbstmord zu begehen, wer war dann noch übrig, um die Leichen zu begraben? Wer hat diese Häuser niedergebrannt?«
Cathy schwieg, während sie über die Fragen nachdachte. Draußen gingen die Mitglieder des Bergungsteams zu ihren Fahrzeugen zurück. In ihren Schutzanzügen sahen sie aus wie rundliche Michelinmännchen. Das Tageslicht war fast gänzlich geschwunden, und die Landschaft lag in winterlichem Grau und Weiß da. Tief im Dunkel der umliegenden Wälder lauerten gewiss noch mehr Aasfresser, warteten auf ihre Gelegenheit, sich über das vergiftete Fleisch herzumachen. Fleisch, das schon ihren Artgenossen zum Verhängnis geworden war.
»Sie werden Jeremiahs Leiche hier nicht finden«, sagte Jane.
Cathy blickte hinaus auf die verkohlten Überreste von Kingdom Come. »Sie haben recht. Er ist noch am Leben. Es kann nicht anders sein.«
Die beiden Frauen fuhren erschrocken zusammen, als jemand an Cathys Fenster klopfte. Durch die Scheibe erblickte Jane das blasse Gesicht von Detective Pasternak, das zu ihnen hereinspähte. Als Cathy das Fenster herunterdrehte, sagte er: »Miss Weiss, ich bin jetzt bereit, mir anzuhören, was Sie über die Zusammenkunft zu berichten wissen.«
»Jetzt glauben Sie mir also endlich.«
»Ich bedaure nur, dass niemand auf Sie gehört hat.« Er deutete auf den Rücksitz. »Es ist ganz schön kalt hier draußen – hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setze?«
»Ich erzähle Ihnen alles, was ich weiß. Unter einer Bedingung«, sagte Cathy.
Pasternak stieg auf den Rücksitz und zog die Tür zu. »Ja?«
»Sie müssen auch Ihre Erkenntnisse mit uns teilen.«
»Welche zum Beispiel?«
Jane drehte sich auf ihrem Sitz um und sah ihn an. »Wie wär’s, wenn Sie damit anfangen, was Sie über Deputy Martineau wissen? Etwa, woher er das Geld für eine funkelnagelneue Harley und einen chromblitzenden neuen Pick-up hatte?«
Pasternaks Blick ging zwischen den beiden Frauen hin und her, die ihn über die Sitzlehnen anstarrten. »Wir gehen der Sache nach.«
»Wo ist Jeremiah Goode?«, fragte Cathy.
»Auch da sind wir dran.«
Cathy schüttelte den Kopf. »Sie haben hier ein Massengrab, und Sie wissen, wer wahrscheinlich dafür verantwortlich ist. Sie müssen doch irgendeine Vermutung haben, wo er sich aufhält.«
Nach einer Weile nickte Pasternak. »Wir stehen in Verbindung mit den Behörden in Idaho. Sie haben mir mitgeteilt, dass sie bereits einen Kontaktmann in der Siedlung Plain of Angels haben. Er meldet, dass Jeremiah Goode zurzeit nicht dort ist.«
»Und Sie vertrauen diesem Kontaktmann?«
»Die Kollegen tun es.«
Cathy schnaubte verächtlich. »Dann haben Sie noch die erste Lektion zu lernen, Detective. Und die lautet: Wenn es um die Zusammenkunft geht, können Sie niemandem vertrauen.«
»Es wurde bereits ein Haftbefehl für ihn ausgestellt. In der Zwischenzeit wird Plain of Angels überwacht.«
»Er hat überall
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