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Totengrund

Totengrund

Titel: Totengrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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hat uns dort aufgelauert, in der vollen Absicht, uns zu töten«, sagte Maura. »Wie schon zuvor dieser Deputy auf dem Doyle Mountain. Ich glaube, dass das alles mit Kingdom Come zu tun hat. Und mit dem, was ich dort nicht sehen sollte.«
    »Nun, jetzt wissen wir, was das war«, meinte Jane.
    Am Tag zuvor war die letzte von einundvierzig Leichen aus dem Massengrab geborgen worden. Zwölf Männer, neunzehn Frauen und zehn Kinder – die meisten davon Mädchen. Die Leichen wiesen zum größten Teil keine äußeren Verletzungen auf, aber Maura hatte in Kingdom Come genug gesehen, um zu wissen, dass die Opfer zweifellos mit Gewalt zu ihrem Grab getrieben worden waren. Das Blut auf der Treppe, die vergessenen Mahlzeiten, die verhungerten und erfrorenen Haustiere – all das waren Indizien für einen Massenmord.
    »Sie konnten sich nicht erlauben, euch am Leben zu lassen«, sagte Jane. »Nicht nach dem, was ihr in diesem Dorf gesehen hattet.«
    »An dem Tag, als ich mich zu Fuß auf den Weg machte, hörte ich einen Schneepflug den Berg heraufkommen«, sagte Maura. »Ich dachte, es käme endlich jemand, um uns zu retten. Wenn ich bei den anderen im Haus geblieben wäre …«
    »Dann wäre es dir genauso ergangen wie ihnen«, vollendete Jane den Satz. »Dann hätten wir dich als verkohlte Leiche mit gebrochenem Schädel aus dem Wrack des Suburban gezogen. Sie mussten ihn einfach nur in die Schlucht rollen und in Brand setzen, und damit war die Sache erledigt. Bloß ein paar Touristen, die das Pech hatten, bei einem Unfall ums Leben zu kommen. Niemand hätte irgendwelche Fragen gestellt.« Jane hielt inne. »Ich fürchte, ich habe es dir unfreiwillig noch schwerer gemacht.«
    »Wie?«
    »Indem ich darauf bestand, dass wir weiter nach dir suchen müssen. Ich habe aus deiner Wohnung Kleider für die Spürhunde mitgebracht. Ich habe ihnen alles gegeben, was sie brauchten, um dich aufzuspüren.«
    »Ohne den Jungen«, sagte Maura leise, »wäre ich jetzt tot.«
    »Dafür hast du dich schon hinreichend revanchiert, würde ich sagen.« Jane nahm Mauras Hand. Dabei kam sie sich fast ein bisschen komisch vor, denn Maura war keine Frau, die zu Berührungen oder Umarmungen einlud. Aber sie zuckte nicht zurück; sie schien zu erschöpft, um überhaupt zu reagieren.
    »Es wird zur Anklage kommen«, sagte Jane. »Es wird vielleicht eine Weile dauern, bis sie alle Beweise beisammenhaben, aber ich habe keinen Zweifel, dass sie genug finden werden, um die Zusammenkunft mit der Tat in Verbindung zu bringen.«
    »Und Jeremiah Goode.«
    Jane nickte. »Das alles wäre nie passiert, wenn er es nicht angeordnet hätte. Aber selbst wenn diese Leute das Gift freiwillig getrunken hätten, wäre es immer noch Massenmord. Denn wir reden hier über Kinder, die überhaupt keine Wahl hatten.«
    »Und dann die Mutter des Jungen. Seine Schwester …«
    Jane schüttelte den Kopf. »Wenn sie in Kingdom Come gewohnt haben, sind sie wahrscheinlich unter den Toten. Bisher konnte keine der Leichen identifiziert werden. Die erste Obduktion ist für heute angesetzt. Allgemein wird auf Zyankali getippt.«
    »Wie in Jonestown«, sagte Maura leise.
    Jane nickte. »Schnell, effektiv und leicht zu besorgen.«
    Maura blickte auf. »Aber diese Leute waren seine Anhänger. Die Auserwählten. Wieso sollte er plötzlich ihren Tod wollen?«
    »Das ist eine Frage, die allein Jeremiah beantworten kann. Und im Moment weiß niemand, wo er ist.«
    Die Tür ging auf, und eine Krankenschwester trat ein. »Dr. Isles? Die Polizisten sind gegangen, und der Junge fragt wieder nach Ihnen.«
    »Sie sollten den armen Kerl in Ruhe lassen«, sagte Maura, während sie sich aus dem Sessel hochstemmte. »Ich habe ihnen doch schon alles gesagt.« Einen Moment lang wirkte sie bedenklich schwach und wacklig auf den Beinen, aber sie konnte sich wieder fangen und folgte der Schwester nach draußen.
    Jane wartete, bis die Tür wieder ins Schloss gefallen war, und sah dann ihren Mann an. »Okay. Sag mir, was dich an der Sache stört.«
    Er seufzte. »Alles.«
    »Könntest du dich ein bisschen präziser ausdrücken?«
    Er drehte sich um und sah sie an. »Maura hat vollkommen recht. Montgomery Loftus hatte eindeutig die Absicht, sie und den Jungen zu töten. Er hat sich nicht unserem Suchtrupp angeschlossen. Er war clever genug, um vorherzusehen, dass der Junge in Absolems Hütte Zuflucht suchen würde, und hat einen Hubschrauber gemietet, um sich auf dem Berg absetzen zu lassen. Dort hat er ihnen dann

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