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Totengrund

Totengrund

Titel: Totengrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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kommt?«, fragte Elaine.
    »Irgendjemand muss uns doch vermissen. Wir hatten schließlich in der Hütte Betten reserviert.«
    »Die werden einfach denken, dass wir sie versetzt haben. Und in der Arbeit werden wir erst nach Thanksgiving zurückerwartet. Das ist heute in neun Tagen.«
    Doug sah Maura an. »Du wolltest doch morgen nach Hause fliegen, nicht wahr?«
    »Ja, aber niemand weiß, dass ich mit euch gefahren bin, Doug. Sie werden nicht wissen, wo sie mit der Suche anfangen sollen.«
    »Warum zum Teufel sollte irgendjemand hier nach uns suchen?«, warf Arlo ein. »Wir sind hier am Arsch der Welt! Es wird bis zum Frühling dauern, bis die Straße wieder frei ist, und das heißt, dass es Monate dauern kann, bis sie uns finden.« Arlo sank neben Elaine auf das Bett und vergrub das Gesicht in den Händen. »Mann, wir sind geliefert.«
    Doug sah auf seine entmutigten Freunde hinunter. »Also, ich weigere mich, in Panik zu geraten. Wir haben Essen und Brennholz, also werden wir nicht verhungern und auch nicht erfrieren.« Er gab Arlo einen kräftigen Klaps auf den Rücken. »Komm schon, Mann. Es ist ein Abenteuer. Es könnte alles sehr viel schlimmer sein.«
    »Wie viel schlimmer?«, fragte Arlo.
    Niemand antwortete. Niemand wollte antworten.

7
    Als Detective Jane Rizzoli am Ort des Geschehens eintraf, hatte sich schon eine Gruppe Schaulustiger eingefunden, angezogen vom flackernden Blaulicht der Einsatzwagen des Boston PD und dem geradezu unheimlichen Instinkt, der die Menschen stets in Scharen an die Schauplätze von Tragödien zu führen schien. Es war, als ob Gewalttaten so etwas wie einen eigenen Lockstoff ausströmten, und diese Leute hatten ihn gewittert. Jetzt drängten sie sich an den Maschendrahtzaun, der das Gelände des Selbstlagerzentrums U-Store-More umschloss, und hofften, einen Blick auf das zu erhaschen, was die Polizei in ihre Nachbarschaft geführt hatte.
    Jane parkte ihren Wagen, stieg aus und knöpfte ihre Jacke zu, um sich vor der Kälte zu schützen. Am Morgen hatte es aufgehört zu regnen, doch mit dem aufklarenden Himmel war ein Temperatursturz einhergegangen, und Jane musste feststellen, dass sie keine warmen Handschuhe mitgenommen hatte, nur die aus Latex. Sie war noch nicht auf den Wetterwechsel vorbereitet, hatte noch nicht den Eiskratzer und den Schneefeger in den Wagen gelegt. Aber heute Abend lag der Winter unverkennbar in der Luft.
    Sie betrat das Gelände, nachdem sie sich bei dem Streifenpolizisten, der das Tor bewachte, angemeldet hatte. Die Schaulustigen beobachteten sie und zückten ihre Fotohandys. Mama, sieh mal, die Fotos hab ich am Tatort gemacht. Also ehrlich, Leute, dachte Jane. Habt ihr nichts Besseres zu tun? Sie spürte die Kameras, die auf sie gerichtet waren, als sie über den vereisten Asphalt auf den Mietco ntainer Nr. 22 zuging. Drei dick eingemummte Streifenbeamte standen vor der Box, die Hände in den Taschen vergraben, die Mützen gegen die Kälte tief ins Gesicht gezogen.
    »Hallo, Detective«, rief einer von ihnen.
    »Ist es der hier?«
    »Genau. Detective Frost ist schon mit der Geschäftsführerin drin.« Der Polizist bückte sich nach dem Griff und zog die Aluminiumtür auf. Sie rollte ratternd hoch, und in dem vollgestellten Raum dahinter erblickte Jane ihren Partner Barry Frost, der neben einer Frau in mittleren Jahren stand. Die weiße Daunenjacke der Dame war so voluminös, dass es aussah, als hätte sie sich mehrere Kissen vor die Brust gebunden.
    Frost stellte die beiden einander vor. »Das ist Dottie Dugan, die Geschäftsführerin von U-Store-More. Und das ist meine Partnerin, Detective Jane Rizzoli«, sagte er.
    Sie behielten alle die Hände in den Taschen – es war einfach zu kalt für die üblichen Höflichkeiten.
    »Sie haben bei uns angerufen?«, fragte Jane.
    »Ja, Ma ’ am. Ich habe Detective Frost gerade erzählt, wie schockiert ich war, als ich gesehen habe, was da drin liegt.«
    Ein Windstoß jagte Papierfetzen über den Boden des Containers. Jane wandte sich an den Polizisten, der draußen Wache hielt: »Würden Sie bitte die Tür zumachen?«
    Sie warteten, bis das Aluminiumtor nach unten gerattert war und sie in einem Raum einschloss, in dem es keinen Deut wärmer war als draußen, wo sie aber immerhin vor dem Wind geschützt waren. Über ihren Köpfen baumelte eine einzelne nackte Glühbirne, und ihr greller Schein ließ die dunklen Ringe unter Dottie Dugans Augen hervortreten. Selbst Frost, der erst Ende dreißig war, wirkte in diesem

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