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Totengrund

Totengrund

Titel: Totengrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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der Mann, den wir auf dem Überwachungsvideo des Hotels gesehen haben.«
    »Das bedeutet, dass Ihre Bekannte nach wie vor vermisst wird.«
    Allemal besser, als zu wissen, dass sie tot ist . Erst jetzt, nachdem alle ihre Befürchtungen sich zerstreut hatten, konnte Jane den Tatort mit den Augen einer Polizistin betrachten. Plötzlich fielen ihr Details auf, die sie zuvor übersehen hatte. Der Geruch nach altem Zigarettenrauch, der in der Luft hing. Die Pfützen von geschmolzenem Schnee und die zahlreichen Schuhabdrücke, die sich kreuz und quer über den Fußboden zogen, hinterlassen von den Einsatzkräften. Und etwas, das ihr gleich beim Betreten der Hütte hätte auffallen müssen: das kleine tragbare Kinderbett, das ganz hinten in der Ecke stand.
    Sie sah Fahey an. »War hier etwa ein Kind?«
    Er nickte. »Ein kleines Mädchen. Ungefähr acht oder neun Monate alt, sagt unsere Sozialarbeiterin. Sie haben sie in Pflege genommen.«
    Jane erinnerte sich an die Frau, die sie vorhin draußen getroffen hatten. Jetzt wusste sie, warum eine Sozialarbeiterin am Tatort gewesen war. »Das Kind war also noch am Leben«, sagte sie.
    »Richtig. Der Täter hat sie nicht angerührt. Sie wurde da drüben in dem Bettchen gefunden. Die Windel war voll, aber ansonsten war sie wohlauf.«
    »Nachdem sie einen oder gar zwei Tage lang nicht gefüttert worden war?«
    »Im Bettchen lagen vier leere Babyflaschen. Keine Gefahr, dass die Kleine verdursten würde.«
    »Das Baby muss doch geschrien haben«, meinte Gabriel. »Hat denn niemand sie gehört?«
    »Die Leute hier waren die einzigen Gäste auf der Ranch. Und wie Sie gesehen haben, liegt die Hütte ein ganzes Stück abseits. Gut isoliert, alle Fenster geschlossen. Da kann es schon sein, dass kein Laut nach draußen dringt.«
    Jane ging wieder auf die Leiche des Mannes zu. Sie stand da und blickte auf das Gesicht, das so entstellt war, dass es kaum noch etwas Menschenähnliches hatte. »Er hat sich nicht gewehrt«, sagte sie.
    »Der Täter hat die beiden wahrscheinlich überrascht.«
    »Bei der Frau kann ich mir das vorstellen. Sie war in der Dusche, also hätte sie es wohl nicht gehört, wenn jemand hereinkam. Aber der Mann?« Sie sah Fahey an. »Wurde die Tür aufgebrochen?«
    »Nein. Die Fenster waren alle verriegelt. Entweder hatten die Opfer die Tür nicht abgeschlossen, oder sie haben den Mörder selbst hereingelassen.«
    »Und dieser Mann ist so überrascht, dass er sich nicht zur Wehr setzt? Auch nicht, als ihm der Schädel eingeschlagen wird?«
    »Das hat mich auch stutzig gemacht«, sagte Dr. Draper. »Keine offensichtlichen Abwehrverletzungen. Er hat den Mörder hereingelassen, hat ihm den Rücken zugedreht und wurde niedergeschlagen.«
    Es klopfte an der Tür, und alle drehten sich um, als der Deputy den Kopf hereinsteckte. »Wir haben gerade die Rückmeldung zu dem Autokennzeichen bekommen. Der Wagen ist auf denselben Namen angemeldet, der im Führerschein des Opfers steht. John Pomeroy, aus Plain of Angels in Idaho.«
    Es war einen Moment lang still.
    »O je«, sagte Dr. Draper. »Diese Leute.«
    »Was für Leute?«, fragte Jane.
    »Sie nennen sich ›Die Zusammenkunft‹. So eine Art religiöse Gemeinschaft draußen in Idaho. Vor Kurzem haben sie begonnen, sich in Sublette County niederzulassen.« Der Leichenbeschauer sah Fahey an. »Diese beiden müssen auf dem Weg zu der neuen Siedlung gewesen sein.«
    »Dorthin waren sie nicht unterwegs«, warf der Deputy ein.
    Dr. Draper drehte sich zu ihm um. »Sie scheinen sich ja sehr sicher zu sein, Deputy Martineau.«
    »Weil ich erst letzte Woche dort war. Das Tal ist völlig verlassen. Sie haben alle ihre Sachen gepackt, um den Winter woanders zu verbringen.«
    Fahey betrachtete den Toten und runzelte die Stirn. »Aber warum waren diese Leute dann hier in der Stadt?«
    »Ich kann Ihnen nur sagen, dass sie nicht auf dem Weg nach Kingdom Come waren«, erwiderte Deputy Martineau. »Die Straße dorthin ist seit Samstag gesperrt. Und sie wird bis zum Frühjahr gesperrt bleiben.«

17
    Wasser, er braucht Wasser . Das war das Mantra, das Maura unablässig durch den Kopf ging, während sie Arlo nötigte, ein Glas nach dem anderen zu trinken. In jedes rührte sie eine Prise Salz und einen Esslöffel Zucker – eine Art improvisierter Energydrink für Arme. Indem sie ihn zwang, Flüssigkeit zu sich zu nehmen, sorgte sie dafür, dass sein Blutdruck nicht absackte und seine Nieren durchspült wurden. Es bedeutete zwar, dass sie immer wieder

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