Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totengrund

Totengrund

Titel: Totengrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
nicht den ganzen Kühler mit Blut versauen«, brummte er und stieg aus.
    Bear ging wieder auf alle viere und kam knurrend auf ihn zu.
    Der Deputy hob seine Waffe und legte an. So konzentriert war er darauf, sein Ziel nicht zu verfehlen, dass er die Schaufel nicht bemerkte, die auf seinen Hinterkopf zusauste. Sie traf ihn mit voller Wucht, und er fiel taumelnd gegen den Wagen, während seine Waffe in den Schnee flog.
    »Niemand erschießt meinen Hund«, sagte Rat. Er riss die hintere Tür auf. »Los, kommen Sie, Lady!«
    »Warte – das Funkgerät! Lass mich Hilfe rufen!«
    »Wollen Sie vielleicht ein Mal auf mich hören?«
    Als sie aus dem Jeep kletterte, sah sie, dass der Deputy schon auf den Knien war und nach seiner Pistole griff. Im gleichen Moment, als er sie hob, warf der Junge sich auf ihn, und die beiden fielen in den Schnee, wälzten sich im erbitterten Kampf um die Waffe hin und her.
    Die Explosion schien die Zeit einzufrieren.
    In der folgenden Stille gab selbst der Hund keinen Laut von sich. Langsam wälzte sich Rat zur Seite und rappelte sich mit zitternden Knien auf. Seine Jacke war vorn über und über mit Blut bespritzt. Doch es war nicht sein Blut.
    Maura ließ sich neben dem Deputy auf die Knie fallen. Er lebte noch, seine Augen waren offen und starrten sie voller Panik an, während das Blut in einer Fontäne aus seinem Hals spritzte. Sie drückte die Hand auf die Wunde, um den arteriellen Schwall zu stillen, doch der Schnee um ihn herum war bereits rot von Blut. Und das Licht in seinen Augen begann zu erlöschen.
    »Geh ans Funkgerät«, rief sie dem Jungen zu. »Ruf Hilfe!«
    »Das hab ich nicht gewollt«, flüsterte der Junge. »Das Ding ist von allein losgegangen …«
    Ein gurgelndes Geräusch drang aus der Kehle des Deputys. Mit seinem letzten Atemzug verließ auch seine Seele den Körper. Sie sah zu, wie seine Augen sich trübten, wie die Muskeln in seinem Hals erschlafften. Der Blutstrom, der aus der Wunde geschossen war, verebbte zu einem Tröpfeln. Maura war zu geschockt, um sich rühren zu können; sie kniete im aufgewühlten Schnee und hörte nicht, wie das Fahrzeug sich näherte.
    Rat jedoch hörte es. Er riss sie am Arm hoch, mit solcher Gewalt, dass sie sofort auf den Beinen stand. Da erst sah sie den Pick-up, der in die Einfahrt einbog.
    Rat schnappte sich die Waffe des Deputys, und im gleichen Moment krachte der erste Gewehrschuss in die Karosserie des Geländewagens.
    Ein zweiter Schuss zerschmetterte das Seitenfenster, und winzige Glaspartikel prickelten auf Mauras Kopfhaut.
    Das sind keine Warnschüsse; das ist blutiger Ernst.
    Rat rannte auf die Bäume zu, und sie folgte ihm auf dem Fuß. Als der Pick-up hinter dem Wagen des Deputys hielt, hatten sie schon den schützenden Wald erreicht. Maura hörte einen dritten Gewehrschuss, doch sie drehte sich nicht um. Sie hielt den Blick auf Rat gerichtet, der sie weiter ins Unterholz führte, behindert durch den schweren Rucksack auf seinem Rücken. Nur kurz blieb er stehen, um ihr die Schneeschuhe in die Hand zu drücken. In wenigen Sekunden hatte sie sie untergeschnallt.
    Und schon ging es weiter. Der Junge marschierte voran, und so tauchten sie tiefer und tiefer in die Wildnis ein.

26
    Jane starrte auf die Stelle hinunter, wo der tote Deputy gefunden worden war, und versuchte, die Spuren im Schnee zu lesen. Die Leiche war bereits abtransportiert worden. Beamte des örtlichen Sheriff ’ s Department und Mitarbeiter der Kriminalpolizei des Staates Wyoming hatten den Tatort abgesucht und dabei den Schnee zertrampelt, und Jane konnte mindestens ein halbes Dutzend Schuhabdrücke unterscheiden. Was ihr wie auch den anderen Ermittlern besonders ins Auge fiel, waren die Spuren von Schneeschuhen. Sie führten vom Geländewagen des toten Deputys weg in Richtung Wald. In die gleiche Richtung verliefen auch eine Hundefährte und Fußstapfen, die von Stiefeln der Größe 38 stammten – möglicherweise von Maura. Alle drei Spuren führten in den Wald, wo die der Stiefel irgendwann abbrachen. An dieser Stelle begann eine zweite Spur von Schneeschuhen.
    Maura hat hier unter den Bäumen angehalten, um sich Schneeschuhe anzuschnallen. Und dann ist sie weitergelaufen.
    Jane versuchte, sich das Szenario auszumalen, das diese Spuren erklären würde. Ihre erste Vermutung war, dass die Person, die Martineau getötet hatte, die Waffe des Deputys an sich genommen und Maura gezwungen hatte, mit in den Wald zu gehen. Aber diese Spuren hier passten nicht zu

Weitere Kostenlose Bücher