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Totenhauch

Totenhauch

Titel: Totenhauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Stevens
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kann ich erst zu Ende bringen, wenn ich wieder auf das Gelände darf, um den alten Friedhofsbereich zu fotografieren. Nichts darf weggeschafft oder gereinigt werden, bis wir die Anlage und den Zustand des Friedhofs vor der Restaurierung ganz genau dokumentiert haben.«
    Camille ließ sich das Dilemma eine Weile durch den Kopf gehen. »Was, wenn ich Ihnen ein paar Hilfskräfte besorge? Würde es dann schneller vorangehen?«
    Ich versuchte, diplomatisch zu bleiben. »Freiwillige sind mirimmer willkommen, aber sie müssen zuerst richtig geschult werden, und das kann viel Zeit kosten. Ich habe es schon oft erlebt, dass wohlmeinende Einheimische ohne Rücksicht auf Ästhetik oder Symbolik mit Kettensägen und Äxten über einen alten Friedhof hereingebrochen sind und jahrhundertealten Bewuchs abgeholzt haben.«
    »Ja, ich kann mir denken, dass das ein Problem sein könnte«, überlegte sie.
    »Außerdem glaube ich nicht, dass Grund zur Sorge besteht. So weit hinken wir dem Zeitplan nicht hinterher, und sobald ich wieder auf das Gelände darf, werde ich massenhaft Hilfskräfte einstellen. Das ist ein kleiner Friedhof. Wenn die Dokumentation erst einmal fertig ist, dauert das Säubern nicht mehr lange.«
    »Sie sind die Expertin. Wie Sie es machen, überlasse ich ganz Ihnen, nur vergessen Sie bitte nicht, dass die Arbeiten zu Beginn des Herbstsemesters abgeschlossen sein müssen, und keinen Tag später. Wir feiern dieses Jahr Emersons fünfzigstes Jubiläum, und der Ausschuss hat beschlossen, Oak Grove für die Aufnahme ins Staatliche Verzeichnis Historischer Stätten zu nominieren.«
    Das erklärte, warum der Zeitfaktor nach all den Jahren der beschämenden Vernachlässigung jetzt auf einmal von so großer Bedeutung war.
    Verschiedene Antworten schossen mir durch den Kopf, die ich klugerweise für mich behielt. Und ich wies auch nicht daraufhin, wie schwierig es war, dass ein Friedhof in das Staatliche Verzeichnis Historischer Stätten aufgenommen wurde, selbst wenn er so alt war wie Oak Grove. Camille Ashby kannte die strengen Kriterien, die ein Friedhof erfüllen musste, um nominiert zu werden, genauso gut wie ich und die Mittel und Wege, mit denen man diese Kriterien am besten umgehen konnte.
    Also lächelte ich nur und nickte und versicherte ihr einmal mehr, dass ich   – sofern keine weiteren Komplikationen auftauchten   – das Projekt innerhalb der vereinbarten Zeit und mit dem vereinbarten Budget fertigbekommen würde.
    Zum Glück gab ihr Telefon in diesem Moment einen Ton von sich, der verkündete, dass sie eine SMS bekommen hatte, und als sie die Nachricht überflog, war sie kurz abgelenkt. »Mir ist etwas dazwischengekommen«, meinte sie mit abgehackt klingender Stimme und ließ das Telefon wieder in ihre Handtasche fallen. »Ich muss zurück ins Büro. Jemand von meinen Leuten wird sich regelmäßig bei Ihnen melden, damit Sie uns über die Fortschritte auf dem Laufenden halten.«
    »Schön«, murmelte ich, obwohl ich nichts mehr hasste, als wenn mir jemand bei der Arbeit über die Schulter schaute.
    Sie blickte zu Devlin hinüber, aber der telefonierte immer noch. »Sagen Sie John, dass ich ihn anrufe. Und sagen Sie ihm   … dass ich mich auf ihn verlasse. Er weiß schon, was ich meine.«
    Sie hastete davon, und ich sah ihr nach und ärgerte mich über mich selbst, weil ich mich von ihr hatte einschüchtern lassen. Wenn mir sonst auch sicher manches fehlte, so hatte ich doch größtes Vertrauen in meine beruflichen Fähigkeiten   – sogar auf Friedhöfen, die so heruntergekommen waren wie Oak Grove. Jahrelange Vernachlässigung abzukratzen war vergleichbar mit der Restaurierung eines alten Ölgemäldes. Dafür brauchte man Geduld, Geschicklichkeit und eine an Besessenheit grenzende Hingabe.
    Ich hatte in den zwei Jahren seit der Gründung meiner Firma Schwerstarbeit geleistet, um mir einen untadeligen Ruf aufzubauen. An meiner Ausbildung konnte niemand etwas bemängeln, während mein Alter und meine geringe Berufserfahrung zuweilen gegen mich sprachen, und das obwohl ich meine ganze Kindheit und Jugend damit verbracht hatte, von meinem Vater zu lernen, wie man Friedhöfe instandhielt.
    Ich betrachtete mich als passionierte Kunsthandwerkerin, aber ich war auch eine Geschäftsfrau, die, wenn dieses Projektabgeschlossen war, Camille Ashbys Wohlwollen und begeisterte Weiterempfehlung brauchte. Also schluckte ich meinen Ärger hinunter und nahm mir vor, ihr ab jetzt jede Woche ein Update zukommen zu lassen

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