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Totenhauch

Totenhauch

Titel: Totenhauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Stevens
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der Stadt. Ein Kopfnicken von ihr war auf meinem Gebiet eine richtige PR -Goldgrube. Als sie mich also anrief und mich bat, ich solle mich mit ihr auf dem Friedhof treffen, war ich klug genug, ihr keine Absage zu erteilen.
    Die Aussicht, Devlin wiederzusehen, machte mich unruhig   – vor allem nach Papas Warnung. Ich hatte es allerdings geschafft, mich von dem Wahn zu befreien, dass er mir irgendwie die Lebenskraft ausgesaugt hatte, während er schlafend inmeinem Arbeitszimmer lag. Nur ein Totengeist konnte sich von der Energie eines Menschen nähren, und Devlin war keine Erscheinung. Er war ein Mensch aus Fleisch und Blut, attraktiv und auf geheimnisvolle Weise charismatisch. Das Schwächegefühl, das ich in seiner Gegenwart empfunden hatte, war nichts weiter als die körperliche Auswirkung der Anziehungskraft, die er auf mich ausübte.
    Und ich fühlte mich zu ihm hingezogen. Das konnte ich jetzt zugeben, auch wenn ich es Papa gegenüber niemals zugeben würde. Devlins geheimnisvoller Blick und sein grüblerisches Gebaren waren mächtige Trankopfer für eine heimliche Romantikerin wie mich. Trotz seines modernen Auftretens lag ein Hauch von Alter Welt um ihn. Eine berauschende Mischung aus Byron, Brontë und Poe mit einem modernen Touch.
    Und wie die Romanfiguren der gerade Erwähnten hatte er eine tödliche Schwäche. Er war ein heimgesuchter Mann.
    Verständlicherweise hatte sein Geisterkind einen starken Eindruck bei mir hinterlassen, aber jetzt wandten sich meine Gedanken der Frau zu.
    Was ihre Beziehung zu dem kleinen Mädchen anging, war ich mir immer noch nicht sicher. Ich hatte eine Distanz zwischen den beiden gespürt, eine seltsame Kluft, die eine Mutter-Tochter-Bindung Lügen strafte. Sie wirkte mehr wie eine Bewacherin als wie eine mütterliche Beschützerin.
    Es war alles äußerst rätselhaft, und ich hatte so viele Fragen.
    Warum war das kleine Mädchen allein in meinen Garten gekommen? Falls sie den Ring absichtlich dort hatte liegen lassen, damit ich ihn fand, was hatte das dann zu bedeuten? Und hatte Papa recht? Musste ich einen Weg finden, ihn zurückzubringen?
    Da inzwischen etwas Zeit vergangen war seit ihrem Besuch, flößte mir der Gedanke an eine geisterhafte Kommunikation nicht mehr ganz so viel Angst ein wie zu Anfang. Und das an sich war schon erschreckend   – dass ich fast locker darüber nachdenken konnte, warum sie wohl Kontakt zu mir hatte aufnehmen wollen. Noch erschreckender aber war, dass ein Teil von mir herausfinden wollte, was sie wollte, statt mich gegen sie zu wappnen.
    Ich nahm an, dass es hier nicht anders war als bei jedem anderen Albtraum: Das Tageslicht hatte dem Ganzen etwas von seiner Macht genommen, und während meine normale Neugier wieder Oberwasser bekam, rief ich mir einmal mehr Regel eins und Regel vier ins Gedächtnis:
    Zeig den Toten niemals, dass du sie wahrnehmen kannst, und fordere nie das Schicksal heraus.
    Wenn ich die Warnung meines Vaters doch nur beherzigt hätte   …
    Doch an jenem lauen Sommernachmittag war es einfach ein bisschen zu leicht, meine anfänglichen Bedenken in den Wind zu schlagen, als ich hinter einer Kolonne von Streifenwagen und zivilen Dienstfahrzeugen der Polizei am Straßenrand parkte.
    Oak Grove lag ziemlich abgelegen. Früher hatte ein Trampelpfad zum Eingangstor geführt, aber die Wegspuren waren inzwischen überwuchert von dichtem Gestrüpp, Efeu und von den stachligen Palmlilien, die man ursprünglich nahe bei bestimmten Gräbern gepflanzt hatte, um eine Seele daran zu hindern, auf dem Friedhof herumzuwandern. Im Lauf der Zeit hatte sich die stachlige Vegetation ihren Weg aus den Friedhofsmauern hinausgebahnt und wehrte mittlerweile eher Unbefugte ab als Geister   – offenbar aber keine Mörder.
    Ich kickte meine Sandalen von den Füßen und griff über den Sitz nach meinen Stiefeln. Ich wurde es nie müde, über alte Friedhöfe zu gehen, doch sie waren nicht ohne versteckte Gefahren. Eingefallene Gräber und umgestürzte Grabsteine waren die idealen Nistplätze für die Diamant-Klapperschlange. Papa hatte mir irgendwann einmal erzählt, dass er auf einem kleinen Friedhof in der Nähe von Trinity ein ganzes Nest vonKlapperschlangen gefunden hatte. An einem Tag hatte er dreiundzwanzig getötet.
    Bei jeder Restaurierung stieß ich routinemäßig während der Aufräumarbeiten und beim Reinigen auf alle möglichen Arten von Schlangen, Echsen und Molchen. Das Allerweltsgetier störte mich nicht; ich beachtete die Krabbler

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