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Totenhauch

Totenhauch

Titel: Totenhauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Stevens
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schon, du hättest unsverlassen.« Neugierig beäugte sie mich. Dann drehte sie sich zu Devlin um und streckte ihm die Hand entgegen. »Temple Lee. Wir sind uns vor Jahren mal begegnet, aber Sie erinnern sich sicherlich nicht mehr daran.« Aber ihr Ton deutete an, dass er sich selbstverständlich daran erinnerte. Sie war schließlich Temple Lee.
    Devlin bedachte sie mit einem unverbindlichen Lächeln, was mich vermuten ließ, dass er nicht wusste, wo er sie hinstecken sollte, und ich kann nicht sagen, warum mich das amüsierte.
    »Schön, Sie wiederzusehen«, sagte er. »Ihre Nachricht von heute Nachmittag habe ich erhalten. Bis jetzt ist noch kein Termin für die Exhumierung festgesetzt worden, aber ich gebe Ihnen Bescheid, wenn es so weit ist.«
    »Danke.« Sie hakte sich bei mir ein. »Wir sollten uns wieder hinsetzen. Sonst denkt der arme Ethan noch, wir hätten ihn beide verlassen.«
    Ich sagte nichts, sondern nickte nur. In gewisser Weise war ich erleichtert, dass Temple das Kommando übernahm.
    »Ich konnte nicht umhin festzustellen, dass Sie allein essen«, sagte sie zu Devlin. »Möchten Sie sich vielleicht zu uns setzen?«
    Mein Herz setzte einen Schlag aus, und ich blickte zu ihm auf und hoffte, dass er das Angebot ausschlagen würde. Einen ganzen Abend mit ihm zu verbringen und dabei die ganze Zeit zu versuchen, Smalltalk zu machen, ohne mich in irgendeiner Form zu verraten, das war mehr, als ich im Moment hätte verkraften können.
    »Vielen Dank, aber nicht heute Abend«, erwiderte er. »Ich wäre keine besonders angenehme Gesellschaft. Ich habe den Kopf ziemlich voll.«
    Und dann senkte er den Blick und ließ ihn über mich gleiten, sodass ich mich fühlte, als würde ich einer intimen Begutachtung unterzogen. In mir wurde es ganz still, und im nächsten Augenblick begann ich zu beben, und da erinnerte ich mich auf einmal an das, was Temple vorhin am Tisch gesagt hatte.
    D ie Art, wie er sie anstarrte, hatte etwas dermaßen Urtümliches und Gieriges … und wie ihre Körper aufeinander zudrängten, so als würde nichts   – weder Zeit noch Raum und noch nicht einmal der Tod   – sie jemals voneinander trennen können.
    Nachdem Ethan gegangen war, standen Temple und ich draußen vor dem Restaurant und unterhielten uns. Es nieselte immer noch, aber das feuchte Wetter machte uns beiden nichts aus. Wir lehnten uns an die Hauswand und hielten das Gesicht zum Himmel gerichtet.
    »Ich liebe den Geruch von Regen«, sagte sie mit einem Seufzer. »So frisch und sauber, und hier in Charleston duftet er immer auch noch ein bisschen nach Blumen. Wenn du mich fragst, ist das die tollste Stadt im Süden. Wenn New Orleans Mitternacht ist, dann ist Charleston Dämmerung. Alles ist so weich und leicht neblig und riecht süßlich.«
    »Du bist eine totale Romantikerin«, zog ich sie auf.
    »Nur in schwachen Momenten. Oder wenn ich zu viel Wein intus habe.«
    »Temple   … darf ich dich etwas fragen?«
    »Mmh   …«, meinte sie verträumt.
    »Hast du in Emerson studiert, als Afton Delacourt ermordet wurde?«
    Langsam öffnete sie die Augen. »Woher weißt du das mit Afton Delacourt?«
    »Man hat ihre Leiche in Oak Grove gefunden, nicht wahr?«
    »Wer hat dir das erzählt? Wer hat mit dir über Afton Delacourt gesprochen?«
    Der scharfe Ton in ihrer Stimme überraschte mich. »Ich habe während der Vorbereitung auf die Restaurierung sehr viel recherchiert. Hast du das etwa vergessen?«
    Sie wirkte nicht überzeugt. »Was willst du wissen?«
    »Ich habe gehört, dass Rupert Shaw damals von der Polizeiverhört wurde. Glaubst du, dass er irgendwie in die Sache verwickelt war?«
    »Natürlich nicht. Die ganze Sache ist von jemandem aufgebaut worden, der einen Groll gegen Dr. Shaw hatte. Sie haben sich mit voller Absicht darangemacht, seinen Ruf zu zerstören, und fast hätten sie es sogar geschafft. Man hat ihn damals gebeten, Emerson zu verlassen, weißt du.«
    »Das muss für ihn und Ethan eine schwierige Zeit gewesen sein.«
    »Es war für uns alle eine schwierige Zeit. Jeder auf dem Campus war nervös. Wir dachten, ein Mörder wäre unter uns.« Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und schnaubte.
    »Hast du irgendjemanden gekannt, der zu dieser Studentenverbindung gehört hat, Order of the Coffin and the Claw ?«
    »Was ist das hier? Ein Verhör? Warum stellst du mir diese ganzen Fragen über etwas, was vor hundert Jahren passiert ist?«
    »Es ist vor fünfzehn Jahren passiert, und jetzt sind auf demselben

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