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Totenhaut

Titel: Totenhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Simms
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erholt.«
    »Wie viel würde das kosten?«
    Er winkte ab. »Fünfundsiebzig Pfund. Aber Sie bekommen erst eine Rechnung, wenn Ihre gesamte Behandlung erfolgreich abgeschlossen ist.«
    »Ah.« Sie lächelte. »Wenn das so ist, könnten Sie es dann gleich machen?«
    Mein Gott, hörst du auch irgendwann mal wieder auf mit deinem Gejammer? Er stellte sich vor, wie ihr Kehlkopf aussehen würde, wenn die Haut, die ihn jetzt bedeckte, nicht mehr da war. Er zog an der blauen Papierrolle, bis die Liege mit Papier bedeckt war. »Hüpfen Sie rauf.«
    Sie zog ihren Mantel aus, setzte sich auf die Liege und lehnte sich zurück. »Wird es weh tun? Vor Nadeln habe ich nämlich echt Angst.«
    O’Connor machte die Untersuchungslampe an, die von der Decke hing. Dann schaltete er einen Kassettenrekorder ein. Der beruhigende Klang von Panflöten erfüllte den Raum, und er schloss einen Schrank auf. Er war von oben bis unten mit Flaschen und Schachteln befüllt. Der Arzt holte eine vorbereitete Spritze heraus, deren Nadel nur wenige Zentimeter lang war. Die Spritze enthielt eine durchsichtig gelartige Substanz. »Da haben wir’s schon, fünf Milliliter Dermalive. Und, nein, Sie werden überhaupt nichts spüren. Ich werde als Erstes anästhetische Salbe auftragen.«
    »Dann ist es ja gut.« Sie lehnte sich wieder zurück.
    Er stellte sich so, dass sie nicht sehen konnte, was er tat, und nahm eine leere Spritze aus dem Schrank. Dann holte er eine winzige Ampulle Propofol heraus, wusch sich die Hände und trocknete sie sich ab.
    Nachdem er ihr Salbe auf die Oberlippe gestrichen hatte, sagte er: »So, ich mache jetzt hier hinten alles fertig, bis die Creme wirkt. Sie entspannen sich einfach.«
    Er zog ein Paar Latexhandschuhe Größe acht an, nahm die Spritze zur Hand und zog das Propofol auf. Die Spritze legte er in eine Nierenschale aus rostfreiem Stahl, stellte diese auf ein Wägelchen und schob es zur Liege. Nun setzte er sich auf einen Hocker am Kopfende der Liege und beugte sich vor. »Wie fühlt sich das an?«
    »Ich glaube nicht, dass es …«, nuschelte sie. »Oh, mein Mund funktioniert nicht richtig.« Sie versuchte zu lächeln, doch ihre Oberlippe reagierte nicht.
    »Perfekt. Schließen Sie jetzt bitte die Augen, und heben Sie das Kinn ganz leicht an.«
    Er stellte sich vor, was unter ihrer Haut lag, und suchte die Gesichtsvene, wo sie die Unterkieferspeicheldrüse kreuzte und unter der Haut der Oberlippe abzweigte. Er schob die Nadel hinein und injizierte die Hälfte des Propofols direkt in die Vene. Er wusste, dass das Anästhetikum seine Patientin in Sekundenschnelle bewegungsunfähig machen würde.
    Ruhig legte er die Spritze zurück in die Schale und ging zu den Schränken zurück. »Wie fühlt sich das an?«
    Sie antwortete nicht. Er kehrte zum Behandlungstisch zurück und musterte sie. Ihre Augen standen offen und bewegten sich nicht. Er hob eine Hand, um sie vor dem grellen Licht der Deckenlampe zu schützen. Langsam weiteten sich ihre Pupillen ein wenig. »Gut, Sie können mich hören, aber Sie können sich nicht bewegen.« Er setzte sich wieder auf den Hocker, nahm ihre Hand und sagte, den beruhigenden ärztlichen Klang seiner Stimme beibehaltend: »Ich möchte, dass Sie wissen, dass ich Sie verachte.«
    Panik zeigte sich als winzige Tupfen in ihrer Iris, doch ihre Atmung blieb langsam und regelmäßig.
    Er brauchte Zeit, um den Zorn, der in ihm aufgestiegen war, zu unterdrücken, und lauschte ein paar Sekunden der Musik. »Keine Angst, meine Fähigkeiten gehen weit über die Verabreichung von solchen idiotischen Faltenfüllern hinaus.« Wütend blickte er sich im Behandlungsraum um, dann begann er, tief zu atmen. Als er wieder sprach, hatte seine Stimme einen melancholischen Klang.
    »Nicht hier. Wir fahren an einen Ort, wo ich mich nicht abhetzen muss. Ich huldige einer heiklen Kunst, einer, die keine Hast verträgt.«
    Er hob die halb volle Spritze hoch, drehte ihren Kopf ein wenig zur Seite und injizierte ihr das restliche Propofol direkt in die äußere Drosselvene. Ihre Lider senkten sich langsam, und sie glitt hinüber in die Bewusstlosigkeit.

32
    E
    s tut mir leid, Alex, aber sie war nicht da«, sagte Dawn kläglich, zog ihren triefnassen Mantel aus und legte das Geld auf das Ende des Bettes.
    Er ließ den Spiegel auf das Laken fallen und begann zu schluchzen. »O Gott, sieh mich an. Ich bin ekelhaft, absolut ekelhaft.«
    »Bist du nicht«, widersprach Dawn mit Nachdruck und nahm seine Hand. »Du bist

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