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Totenhaut

Titel: Totenhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Simms
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hielt seine Hand in die Höhe. »Es ist zum Greifen nah. Du und ich, unser gemeinsames Leben in Amsterdam. Keine Angst vor Verfolgung. Wir werden so glücklich sein miteinander. Aber diese Fiona hat es darauf abgesehen, alles kaputt zu machen. Ich brauche ihre Adresse. Wo wohnt sie?«
    »Was willst du tun?«
    »Nur mit ihr reden. Erklären, dass ich Alexia bin. Ihr zeigen, dass es mir gut geht, und sie bitten, uns in Frieden zu lassen.«
    Er stand auf und zog sich einen lila Trainingsanzug über das Nachthemd. »Ihre Adresse, Dawn. Gib sie mir, bitte.«
    Dawn saß vornübergebeugt da und wiegte sich sanft vor und zurück. »Du hast ihn umgebracht?«
    Er betrachtete sie einen Augenblick, dann drehte er sich zum Spiegel und begann, sich zu schminken. Die Blutergüsse um die Nase und unter den Augen ließen sich jedoch nicht abdecken. Dann setzte er die Perücke auf und zupfte sich einige Haarsträhnen nach vorn, damit sie ihm über die Augen hingen. Als Nächstes nahm er einen Chiffonschal, schlang ihn sich um den Hals und plusterte die Stofffalten so auf, dass sein Kinn dahinter verborgen blieb. »Die Adresse, Dawn.«
    Keine Antwort.
    Er zog ein Paar hochhackige Schuhe an, dann drehte er sich um. Ihre Handtasche lag auf dem Bett. Mit lauten Schritten kam er ans Bett und nahm sie an sich. Er fand ihr Adressbuch darin und blätterte es durch. Viele Einträge gab es nicht.
    Endlich blickte Dawn auf. »Nein, das darfst du nicht! Gib’s mir.«
    Sie machte einen halbherzigen Versuch, es ihm zu entreißen, aber er schlug ihre Hand weg. »Ist sie das? Fiona Wilson? Das ist sie doch, oder?«
    »Lass sie in Ruhe!« Sie wollte aufstehen, doch er stieß sie zurück aufs Bett. Das erste Mal, dass er Gewalt gegen sie angewendet hatte. Sie rollte sich zu einer Kugel zusammen, als er die Seite herausriss und aus dem Zimmer stürmte.
     
    Die Türklingel ertönte, und Fionas Hand rutschte ab. Sie griff nach einem Papiertuch und wischte sich den verschmierten Lippenstift ab.
    Dann wanderte ihr Blick zur Tür. Niemand hatte sein Kommen angekündigt. Außerdem musste sie in weniger als einer Stunde in dem Hotel am Flughafen sein: Ihr erster Kunde erwartete sie.
    Wieder ging die Glocke.
    Da steckte Fiona den Lippenstift zurück in ihr Kosmetiktäschchen und stand auf. Sie strich sich das Kleid glatt und ging zur Tür. Als sie in den Hausflur spähte, ertönte die Klingel ein drittes Mal.
    Auf leisen Sohlen trat sie zur Haustür und linste durch den Spion auf die Straße. Alles, was sie sehen konnte, war strömender Regen und ein riesiger Blumenstrauß.
    Joanne Perkins, dachte sie. Eine Geste, um ihr Glück zu wünschen. Eine Aufmerksamkeit, die sie all ihren Hostessen vor deren erstem Einsatz erwies. Wie reizend.
    Sie öffnete die Tür und sah hinaus. Die Blumen fielen auf die Eingangsstufen, und das tropfnasse Gesicht ihres Ehemannes blickte ihr höhnisch entgegen. »Hab ich dich gefunden, du dreckige Schlampe.«
    Saurer Whiskygestank schlug ihr ins Gesicht.
    Fiona wollte die Tür zudrücken, doch er blockierte den Spalt mit seinem Fuß. Sie wusste, dass sie niemals rechtzeitig ihr Zimmer erreichen und die Tür verriegeln konnte. Also wirbelte sie herum und stürzte zur Treppe. Sie rannte hoch. Seine schweren Schritte blieben ihr auf den Fersen. Sie rannte ins Bad und schob den schweren Messingriegel vor die Tür. Sie sah, dass das Fenster halb offen stand. Von draußen hörte sie seine Tritte gegen die Tür. Sie kletterte auf das äußere Fensterbrett und streckte einen Arm nach der nassen Regenrinne aus. Ihr Wagen stand direkt darunter. Der Reserveschlüssel steckte in dem Schlitz zwischen den Ziegeln.

33
    D
    arf ich Sie daran erinnern, dass dies eine Ermittlung in einem Mordfall ist?« Rick sah Jon an und schüttelte ungläubig den Kopf. »Ganz genau, die Ermittlungen sind noch im Gange … Ja, gehen Sie und fragen Sie jemanden, der solche Entscheidungen treffen darf.«
    Er legte eine Hand über die Sprechmuschel des Telefonhörers. »Unglaublich. Die Ärztekammer. Schützt Patienten und erstellt Leitlinien für die Ärzte, wenn man ihre Webseite liest. Wenn du mich fragst, schützen sie vor allem ihre eigenen Interessen.« Abrupt nahm er die Hand von der Muschel. »Ja, es ist äußerst dringend. Nennen Sie’s eine Sache auf Leben und Tod, wenn Sie wollen – der hippokratische Eid hat zu diesem Thema ja wohl einiges zu sagen, nicht wahr? … Danke. E-Mail passt wunderbar.«
    Zehn Minuten später kündigte ein Ping eine Nachricht

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