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Totenhaut

Titel: Totenhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Simms
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schön.«
    Sie sah ihn eindringlich an. Wie immer war sie ein wenig erstaunt, wie anders der Mensch, in den sie sich verliebt hatte, jetzt aussah. Als sie sich im Drogeriemarkt zum ersten Mal begegnet waren, hatte er sein blondes Haar lang und aus dem Gesicht gekämmt getragen. Dieses Gesicht, obwohl unverkennbar männlich, war von eigentümlicher Zartheit gewesen. Manchmal dachte sie, dass vielleicht schon immer eine Frau in diesem Körper gewohnt hatte.
    Dann hatte sich sein Aussehen langsam verändert. Die oberflächlichen Veränderungen wie die Entfernung seines Haars gingen rasch vor sich. Dafür sorgten eine Laserbehandlung und weibliche Hormone. Dann kamen die Operationen. Seine groben Wangen wurden fein geschliffen und ausgefüllt, sein Kinn verkleinert und gerundet, seine Lippen vergrößert. Jetzt war das eckige Kinn verschwunden, und seine Nase in etwas Kleines, Zierliches verwandelt.
    Als ihm im vergangenen Jahr die Brustimplantate eingesetzt worden waren, wurde die Geschlechtsumwandlung auf einmal erschreckend real. Doch er verbat sich noch immer, dass Dawn von ihm als »sie« sprach. Erst wenn sie in Amsterdam gewesen waren und er sich die Vaginoplastik hätte machen lassen, würde er eine richtige Frau sein.
    Er nahm den Spiegel wieder in die Hand und begann, seinen Adamsapfel abzutasten. »Ich brauche unbedingt diese Schildknorpelverkleinerung, um das Ding hier loszuwerden.«
    »Die bekommst du ja auch. Du musst nur Geduld haben. Du hast schon so viel erreicht.« Sie streckte die Arme nach ihm aus, umschlang ihn und strich ihm so lange durch sein kurzes Haar, bis er sich beruhigt hatte.
    So hatte Dawn ihn noch nie erlebt. Gleichgültig, mit welchen Schwierigkeiten sie in der Vergangenheit zu kämpfen gehabt hatten, es hatte sie nur umso mehr in ihrem Entschluss bestärkt, zu ihm zu halten. Diese Wut war etwas völlig Neues. Wie er sie plötzlich anschrie. Das erinnerte sie an frühere Beziehungen. Sie hatten damit geendet, dass sie geschlagen wurde und sie ihnen zu guter Letzt entfliehen musste.
    Sanft sagte sie: »Diese Frau, von der ich dir erzählt habe, Fiona, hat mich unlängst wieder im Motel besucht. Sie will ja mit angehört haben, dass eine Frau attackiert wurde, und sie glaubt, dass diese Frau Alexia heißt. Sie sucht sie überall und will sichergehen, dass mit ihr alles in Ordnung ist. Bis dahin wird sie keine Ruhe geben. Sie ist richtig besessen.«
    Er hob den Kopf und sah sie an. In seinem Mundwinkel zuckte ein Muskel, und er sah aus, als würde er immer wieder Anlauf zu einem besonders verunglückten Lächeln nehmen. »Was meinst du mit ›sie sucht sie überall‹?«
    Dawn fröstelte. »Sie hat vor Jahren eine Tochter verloren, und jetzt ist diese Alexia irgendwie Teil dieser Schuld geworden. Es ist, als ob sie glaubt, dass sie, wenn sie sie findet und sich vergewissert, dass es ihr gut geht, endlich die Vergangenheit hinter sich lassen kann. Deshalb marschiert sie jetzt die Minshull Street auf und ab und redet mit allen Mädchen. Jemand hat ihr gesagt, dass sie sie im Crimson findet, also ist sie auch da hingegangen.«
    »Und sie hat mit einem Polizisten darüber gesprochen?«
    »Ja, mit dem, den ich in Dr. O’Connors Sprechzimmer gesehen habe. Alex, weißt du, was das zu bedeuten hat? In dieser Nacht damals im Motel –«
    Er knallte den Spiegel mit solcher Wucht auf den Nachttisch, dass das Glas zerbrach. »Gib mir ihre Adresse.«
    »Wozu?«
    Er setzte sich auf die Bettkante. Seine Knie schauten unter dem Saum seines Nachthemds hervor. »Gordon Dean war ein Perverser.«
    Dawn starrte ihn schweigend an.
    »Er wollte mich ans Bett fesseln. Wollte seine kranken Phantasien an mir ausleben.« Er sah sie an. »Er wollte mich demütigen.«
    Dawn schlug die Hand vor den Mund. »Wovon redest du?«
    »Er hätte versucht, mich umzubringen, wenn ich ihm erlaubt hätte, mich zu fesseln, das kannst du mir glauben. Aber ich habe gefragt, ob ich ihn zuerst fesseln darf. Das hat ihm gefallen. Er war genau wie alle anderen. An mir als Frau war er überhaupt nicht interessiert, das Monströse an mir, darauf war er scharf.« Er griff sich in den Schritt und packte durch das Nachthemd seinen Penis.
    »Wenn der nicht da wäre, hätte er mich nicht mal angesehen. Ja, ich habe ihn umgebracht und sein Geld genommen.«
    Dawn wandte sich langsam um und sah die Fünfzig-Pfund-Scheine auf dem Bett an. »Du hast ihn umgebracht?«
    »Dawn, wir sind so nah dran. Nicht mehr lang, und wir können hier raus.« Er

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