Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totenhaut

Titel: Totenhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Simms
Vom Netzwerk:
?
    »Milch? Zucker?«, fragte Sarah, doch ihre Stimme schien von weit her zu kommen.
    Fionas brachte nur ein Krächzen hervor. »Darf ich?«
    »Aber klar.« Cathy schob ihr die Zeitung hin, und Fiona sah nur noch die Titelseite vor sich.
    Ein grobkörniges Foto, das, nach der Perspektive zu urteilen, aus einem Fenster in einem höher gelegenen Stockwerk geschossen worden sein musste. Auf der Grasfläche dahinter standen eine Reihe von uniformierten Polizisten und ein paar Leute in Zivil. Ein Zelt wurde gerade aufgestellt.
    Beim Lesen des ersten Absatzes wanderte Fionas Hand unwillkürlich zu ihrem Mund.
    Ein Mann, der seinen Hund ausführte, hat heute am frühen Morgen auf einem Stück Ödland in der Nähe des berühmten Windhundstadions von Belle Vue eine grausige Entdeckung gemacht. Bis zur Stunde hat die Polizei noch nicht bestätigt, ob der Schlächter ein neues Opfer gefordert hat, doch wurde, wie unser Reporter vor Ort bestätigen kann, dem Opfer ein beträchtlicher Teil der Haut abgezogen.
    Fiona blickte auf und sah verzweifelt von einer der Frauen zur anderen.
    Cathy wich zurück, und ihr Stuhl schrammte leise über den Boden. »Weißt du etwas darüber?«
    »Ich habe etwas gehört … ich habe vergangene Nacht etwas gehört. Ich war in einem Motel. O Gott.«
    »Was hast du gehört?« Sarahs Hand war auf einer Packung Milch wie festgefroren.
    »Etwas Grauenhaftes.« Fiona stand auf und ging eilig zurück ins Büro.
    Hazel schrieb gerade Fionas Namen auf ein Blatt, das aussah wie ein Formular.
    Sie blickte auf. »Was ist los?«
    »Darf ich bitte telefonieren. Es ist dringend.«
    »Natürlich. Hier.« Sie machte rasch ihren Stuhl frei.
    »Geht es Ihnen nicht gut?«
    »Ich muss nur …« Sie begann zu wählen, und der Satz blieb unvollendet. »Janine, hier ist Fiona. Ist Alice da?«
    »Fiona! Wir haben’s bei dir zu Hause und auf dem Handy probiert, als du heute Morgen nicht gekommen bist. Alles in Ordnung?«
    »Erzähl ich dir später. Hol mir jetzt bitte Alice an den Apparat.«
    »Okay. Sie macht gerade eine Kundin fertig. Wart einen Moment.«
    Fiona hielt den Kopf gesenkt, um Hazel, die an der Tür stehen geblieben war, nicht zu ermuntern, ihr Fragen zu stellen.
    »Hi, Fiona. Wie geht’s dir denn?«
    »Alice, dein Freund, Jon, der ist doch bei der Polizei, oder? Ziemlich weit oben?«
    »Ja, er bearbeitet größere Fälle. Was ist denn los?«
    »Hör zu, ich muss mit ihm sprechen. Es geht um diese Sache mit dem Schlächter von Belle Vue.«

6
    S
    ie waren gerade auf den Parkplatz des Polizeireviers in Longsight gefahren, da hörte Jon das gedämpfte Trillern seines Handys aus seiner Sakkotasche.
    Er warf einen Blick auf das Display und las zu seiner Überraschung Alices Namen. Normalerweise vermied sie es, ihn während der Arbeit anzurufen. Besorgt, sie melde sich, weil das Baby schon unterwegs sei, machte er Rick ein Zeichen, dass er schon einmal vorgehen solle. »Ali. Alles in Ordnung bei dir?«
    »Bestens. Kannst du reden?«
    Erleichtert stützte Jon einen Arm auf das Wagendach.
    »Ja. Was gibt’s?«
    »Ich habe eine Kollegin, Fiona, sie macht die Kosmetik.«
    »Die mit dem gewalttätigen Ehemann?«
    Alices Stimme sank zu einem Flüstern herab. »Ja.«
    Einen Augenblick herrschte Stille, als jeder darauf wartete, dass der andere weitersprach.
    Alice war die Erste. »Sie hat mich gerade angerufen. Sie möchte mit dir sprechen.«
    »Über ihren Mann? Ali, den würde ich mir wirklich gern vorknöpfen, aber es gibt Beamte, die speziell für so was geschult sind. Das Dezernat Häusliche Gewalt –«
    »Sie glaubt, sie hat gestern Nacht gehört, wie jemand umgebracht wurde.«
    »Was?«
    »Sie glaubt, sie hat gestern Nacht gehört, wie jemand umgebracht wurde.«
    »Wo?«
    »Im Nebenzimmer. Sie hat in irgendeinem heruntergekommenen Motel in Belle Vue übernachtet.«
    Jon hielt sich die hohle Hand übers Ohr, um sie deutlicher hören zu können. »Hast du Belle Vue gesagt?«
     
    Vierzig Minuten später saß er vor der nächsten Tasse Kaffee. Er dachte daran, wie Rick nach dem Schokoladenpulver gegriffen und es sich dann anders überlegt hatte. Seltsames Verhalten. Irgendwie gehemmt.
    Während er am Fenster saß und prüfend die Leute ansah, die draußen vorübergingen, kramte er in seiner Erinnerung nach der einzigen Begegnung mit Fiona. Sie hatte vor ein paar Jahren stattgefunden, als die Mitarbeiter des Salons ausgegangen waren, um Melvyns Geburtstag zu feiern. Jon hatte gerade seine Nachtschicht beendet und

Weitere Kostenlose Bücher