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Totenhaut

Titel: Totenhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Simms
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    »Pete Gray?«, fragte Jon. Aus der kohlrabenschwarzen, mit Haarspray festbetonierten Haartolle des Pförtners schloss Jon, dass er Ende vierzig sein musste und sich nicht von der Frisur trennen konnte, die er schon vor zwanzig Jahren getragen hatte. Wenn die Kahlköpfigkeit eines Tages zuschlug, dann würde das erbarmungslos werden. Die schwere Goldkette, die er um den Hals trug, wirkte bei dem einfachen Overall, in dem er steckte, fehl am Platz.
    »Ja?«, sagte er und verlangsamte seinen Schritt.
    Jon hielt ihm seinen Ausweis vor die Nase. »DI Spicer und DS Saville, Polizei Manchester. Wenn Sie das Zeug hier losgeworden sind, können wir uns dann kurz unterhalten?«
    Es schien, als müsse der Pförtner erst überlegen. Den Blick auf Jons Ausweis geheftet, hob er nervös eine Hand ans Kinn. Kein Ehering. »Hier? Über was denn?«
    »Gibt’s hier irgendwo so etwas wie eine Kantine? Da redet es sich vielleicht angenehmer«, erwiderte Jon, die zweite Frage ignorierend.
    Petes Blick huschte von Jon zu Rick und wieder zurück.
    »Okay.«
    Er schob den Wagen durch die Doppeltür. Jon und Rick sahen ihm durch die Fenster nach.
    »Der verkauft ein Rudergerät? Kein Wunder. Bei ihm hat’s ja offensichtlich nicht viel gefruchtet«, spottete Rick leise.
    Pete kam wieder heraus. Anscheinend hatte er sein Selbstbewusstsein wiedergefunden. Er führt sie zu einem ruhigen Café-Bereich gleich um die Ecke. Nachdem sie sich alle etwas zu trinken geholt hatten, ging Pete zu einem Tisch, auf dem jemand ein Exemplar der Sun hatte liegen lassen. Er schlug die Titelseite um, um das Mädchen auf Seite drei zu begutachten. »Die würd’ ich auch nicht aus dem Bett schmeißen. Die Titten sind aber nicht echt.«
    Jon betrachtete sein Gesicht. Mit der Ansammlung von schwabbeligem Fleisch an seinen Backen und unter seinem Kinn hatte er eine entfernte Ähnlichkeit mit dem Elvis der Las-Vegas-Ära. In seinen jungen Jahren war er bestimmt ein Typ gewesen, auf den die Frauen flogen. Den Worten, mit denen er ein Oben-ohne-Modell taxierte, das garantiert dreißig Jahre jünger war als er, war unschwer zu entnehmen, dass er sich noch immer dafür hielt.
    »Wie lange arbeiten Sie schon hier, Pete?«, Jon steckte einen weißen Plastikrührer in den umgedrehten Deckel seines Bechers.
    Pete hatte gerade den dritten Zuckerbeutel in seinen Kaffee geleert. »Acht Jahre ungefähr.«
    »Hatten Sie jemals Nachtschicht? Ich konnte mich nie daran gewöhnen, als ich noch in Uniform war.«
    Petes Schultern entspannten sich ein wenig. »Mir macht das eigentlich nichts aus.«
    Jon streckte seine Beine am Tisch vorbei und trank einen Schluck Kaffee. Einen Anflug von Langeweile in seine Stimme legend, sagte er: »Das hier ist nur Routine, weil Ihr Name bei einer laufenden Ermittlung aufgetaucht ist – wird nicht lang dauern. Hatten Sie gestern Dienst?«
    »Ja, ich mache abends um acht Schluss.«
    Er wusste nicht genau, warum, doch irgendetwas an dem Mann kam Jon komisch vor. Trotzdem behielt er seine beiläufige Art bei und tat so, als sei er mehr an dem Spende-Blut!-Plakat an der Wand interessiert. Er wollte gerade seine nächste Frage stellen, da schaltete Rick sich ein.
    »Was haben Sie den Rest des Abends getan?«
    Ein wachsamer Ausdruck glitt über Petes Gesicht. »Mir ein paar Videos reingezogen.«
    Jon versuchte, der Unterhaltung wieder den Anstrich einer Plauderei zu geben. »Ein paar gleich? Filmfan, was?«
    »Nur die von Elvis.«
    »Ich glaube, der einzige, den ich je gesehen habe, war Viva Las Vegas. Wo hat er sonst noch mitgespielt?«
    »In zig anderen.«
    Der Mann war wieder einsilbig geworden, und Jon erkannte, dass er nur noch verkrampfter werden würde. Im Stillen verfluchte er Rick für seine tollpatschige Einmischung. Er beschloss, aufs Ganze zu gehen. »Hat jemand sie sich mit Ihnen zusammen angesehen?«
    »Nein, ich lebe allein.« Jetzt war er richtig auf der Hut.
    »Pete, treiben Sie Sport?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Und wie ist es mit Rudern?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Sie haben nie ein Rudergerät ausprobiert?«
    Pete blinzelte. »Ja, schon. Ein paar Mal hab ich’s probiert.«
    »In einem Fitnessstudio?«
    »Nein, ich hab mir eins gekauft. Das Ding steht noch bei mir rum.«
    »Ist wahrscheinlich ganz schön im Weg. Haben Sie mal dran gedacht, es zu verkaufen?«
    Die vielen Fragen machten Pete nervös, und er versuchte, den Spieß umzudrehen. »Warum? Wollen

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