Totenhaut
Schwuchtel zusammenarbeitete, daraus schloss er, dass niemand es wusste. Dann fiel ihm McCloughlins Zwinkern wieder ein, als er Jon eröffnet hatte, dass er einen Partner bekäme. Konnte das ein Hinweis gewesen sein?
Fünf Minuten später fuhr er auf den Parkplatz des Platinum Inn, von wo aus er das Windhundstadion sehen konnte. Die Flutlichter waren eingeschaltet, und eine krächzende Stimme kündigte gerade die Teilnehmer des letzten Rennens an.
Jon sah sich auf dem Parkplatz um. Zwei weitere Wagen, ein Ford Mondeo und ein Citroën Xara. Vertreterautos.
Er stieß die Tür zum Empfang auf. Das Haus hatte ganz offenkundig schon bessere Zeiten gesehen. Die Fülle billiger Kettenhotels in der Innenstadt machte ihm langsam den Garaus. Noch ein paar Monate, dann war es sicher mit Brettern verschlagen, und danach würde es nicht mehr lange dauern, bis Jugendliche aus der Gegend es abfackelten.
Hinter dem Tresen stand eine erschreckend dürre Frau. Du hast auch schon einiges durchgemacht, dachte Jon. Er hielt seinen Dienstausweis in die Höhe. »DI Jon Spicer. Und Sie sind?«
»Dawn Pool, Nachtmanagerin.«
»Genau die Frau, die ich suche. Hatten Sie gestern Nacht Dienst?«
»Ich habe jede Nacht Dienst.«
Jon sah sich um. Er beneidete sie nicht um ihren Job in einer Gegend, in der ständig Frauenleichen neben ihrer abgezogener Haut gefunden wurden. »Schaut ziemlich ruhig aus. Wie gehen die Geschäfte?«
Sie zuckte die Achseln. »War schon mal mehr los.«
»Wer übernachtet denn so bei Ihnen? Hauptsächlich Vertreter?«
»Im Wesentlichen. Manchmal ein paar von den Jüngeren, die’s in Manchester krachen lassen wollen. Drei in einem Zimmer kommt für sie oft billiger als ein Taxi nach Hause, insbesondere, wenn sie’s schaffen, auch noch einen Vierten reinzuschmuggeln.«
»Wer sonst noch?«
»Das sind so ziemlich alle.«
»Das heißt also, wenn ich mich jetzt hier hinsetze und warte, bekomme ich keine Paare zu Gesicht, die sich ein Zimmer für eine Stunde nehmen?«
Ihre Lippen wurden schmal, und sie deutete auf die Preisliste an der Wand. »Die Preise gelten pro Nacht.«
»Na, kommen Sie, Dawn.« Jon lehnte sich an den Tresen. Er spürte, dass es nicht viel Druck brauchte, damit sie einknickte. Das ging bei diesen Mäuschentypen immer recht flott. Sie taten normalerweise immer das, was notwendig war, um die Aufmerksamkeit von sich abzulenken. »Die Hütte hier wird als Bumsbude genutzt. Ich bin nicht von der Sitte. Helfen Sie mir, und ich habe keinen Grund, sie einzuschalten.«
Sie verschränkte die Arme. Die Ellbogen standen so spitz hervor, dass sie einem leidtun konnte. »Was wollen Sie wissen?«
Na, bitte, geht doch, dachte er. »Die Frauen, die hierherkommen, kennen Sie die mit Namen?«
»Ein paar.«
»Schon mal was von einer Alexia gehört?«
Die Haut unter ihren Augen zuckte. »Ich glaube nicht.«
Jon blickte sie weiter unverwandt an. »Sie glauben nicht? Wie wär’s mit einem Ja oder einem Nein?«
Sie senkte den Kopf. »Nein, habe ich nicht.«
Er holte Luft. »Vergangene Nacht hat jemand etwas gehört. Es könnte ein gewalttätiger Übergriff gewesen sein. Gab es gestern Ärger? War da vielleicht eine Frau, die aus dem Zimmer kam und aussah, als sei sie verletzt?«
»Nein.« Dawn hielt den Blick noch immer gesenkt.
»Sehen Sie mich bitte an. Es war ungefähr um halb vier Uhr morgens.«
»Nein. Diese Fiona Soundso hat Anzeige erstattet, stimmt’s? Hören Sie, sie ist hier reingestolpert, voller Blut. Ich habe sie verarztet und ihr ein bisschen Schnaps gegeben.«
»Wie viel?«
»Eine Menge. Es war nicht mehr viel in der Flasche, als sie zu Bett ging. Wahrscheinlich hätte ich ihr überhaupt nichts geben dürfen, bei dem Zustand, in dem sie war. Sie stand ja völlig neben sich. Und dann bildet sie sich ein, sie hätte was gehört. Mitten in der Nacht.« Knochige Finger spielten an ihrer Kette herum. Sie seufzte. »Manchmal geht es hier ganz schön heftig zu, aber ich hätte es gemerkt. Ehrlich.«
»Wie sieht’s mit Nebeneingängen und Notausgängen aus? Gibt es da am anderen Ende des Flurs einen?« Er deutete auf den jenseits der Doppeltür liegenden Flur.
»Ja.«
»Wenn jemand auf diesem Weg das Gebäude verließe, würde er damit den Alarm auslösen?«
»Nein, der funktioniert an dieser Tür nicht. Aber warum sollte jemand das tun? Sie führt direkt zu den Mülltonnen. Von da aus müsste man um das ganze Gebäude herummarschieren, um zum Parkplatz zurückzukommen.«
»Mein
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